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Ein Mythos wird 100 Jahre alt

Die Verpackung hat sich verändert, das Produkt ist gleich geblieben. wander.ch

Seit einem Jahrhundert gibt es die Ovomaltine auf der ganzen Welt - und ihre Popularität hält unvermindert an.

Dieses typisch schweizerische Produkt aus wenigen, aber kostbaren Zutaten, ist eng mit dem Image von Gesundheit und Dynamik verbunden.

Von Simbabwe bis Katar, von Russland bis Ecuador – Ovomaltine wird in fast 100 Ländern verkauft. Das Pulver aus süssem Malz, das man in die Milch einrührt, wurde 1904 von Doktor Albert Wander erfunden und befindet sich seither auf einem unvergleichlichen Erfolgskurs.

Ovomaltine, Ovaltine, A Hua Tin

In China macht die Ovomaltine dem traditionellen Grüntee Konkurrenz und in Thailand steigen die Verkaufszahlen für “Ovaltine” – wie die Ovomaltine in Asien, Amerika und England genannt wird.

“Die Thailänder bringen die Ovomaltine in Verbindung mit einem gesunden Lebensstil und einer ausgewogenen Ernährung, was ganz der Philosophie von Doktor Wander entspricht”, erklärt Thomas Städeli von der Agentur Advico, Young and Rubicam aus Zürich, die eine Marktanalyse über die Ovomaltine gemacht hat.

Der Alte Kontinent

In Europa ist Grossbritannien der grösste Markt für Ovomaltine und hat dort eine lange Tradition. In Kings Langley wurde 1913 die erste ausländische Ovomaltine-Fabrik errichtet.

Und Italien war das erste Land, in dem 1906 die Ovomaltine ausserhalb der Schweiz verkauft wurde.

Schweizer Qualität

Die Geschichte der Ovomaltine ist auch die Geschichte eines wirtschaftlichen Erfolgs, der über die Jahre ununterbrochen anhielt; dabei sind die Produzenten dem ursprünglichen Rezept des Erfinders immer treu geblieben.

“Die Zusammensetzung ist ideal, weil sie den Bedarf an Nährstoffen deckt. Sie wurde nie verändert, höchstens den Zeiten angepasst”, erläutert Professor Renato Amadò vom Institut für Ernährungswissenschaft in Zürich.



In der Schweiz ist die Ovomaltine zu einem Mythos geworden, zu einem Markenartikel, der unweigerlich mit unserem Land in Verbindung gebracht wird.

“Ovomaltine ist praktisch in jedem Haushalt vorhanden, seit Jahren wird dafür im Fernsehen Werbung gemacht. Ganze Generationen sind damit gross geworden”, sagt Thomas Städeli.

Erfolg mit gesunden Zutaten

Malzextrakt, Milch und Ei, das sind die wenigen, aber kostbaren Zutaten und gleichzeitig das Geheimnis des Erfolgs der Ovomaltine. Im Lauf der Jahre kam noch eine Prise Kakao dazu.

Doch in ihrer Substanz besteht die Ovomaltine noch heute ausschliesslich aus nicht raffinierten Rohstoffen.

“Ein komplettes Getränk”, erklärt Professor Amadò gegenüber swissinfo. “Reich an Proteinen, Vitaminen, Kohlehydraten.”

Vom Vater zum Sohn

In der Mitte des 19. Jahrhunderts starb in der Schweiz jedes fünfte Kind vor Vollendung des ersten Lebensjahres an Unterernährung.

Dieser Missstand veranlasste den Apotheker Georg Wander, Vater des Erfinders der Ovomaltine, intensiv nach einer Lösung für dieses Problem zu suchen: Er mischte Ei mit Malz, einem Naturprodukt, das seit 2000 Jahren als Medikament bekannt war.

Im Jahre 1865 gründete er in Bern ein eigenes Labor. Sein Sohn Albert, auch er Apotheker und Chemiker, versuchte nach dem Tod des Vaters das Produkt zu verbessern und reicherte das Malzextrakt mit weiteren natürlichen Zutaten an.

Im Jahre 1904 war die Ovomaltine geboren. Seit damals ist das Rezept in fast allen Ländern gleich geblieben – mit ein paar wenige Ausnahmen. “In Ländern wie Brasilien oder Italien hat die Ovomaltine mehr Zucker und weniger Malz, was dem lateinischem Gusto eher entspricht”, verrät der Pressesprecher von Wander.

Sportler trinken Ovo

Zuerst wurde das Pulver nur in Büchsen angeboten, später kamen die praktischen Beutel und Riegel dazu, ideal fürs Reisen oder den Sport.

Das Bild der Ovomaltine ist in der Schweiz eng mit dem Sport verbunden. 1927 wurden an einer sportlichen Veranstaltung die Teilnehmenden erstmals mit Produkten der Firma Wander verpflegt. Ovomaltine erfand damit praktisch das Sponsoring von Sport-Anlässen.



“Wander war 1967 als erste Schweizer Firma mit einem Werbespot im Fernsehen präsent”, sagt Alfredo Schilirò, Pressesprecher von Wander.

Die Werbung in der Schweiz hat die Ovomaltine immer mit Gesundheit, Vitalität und sportlicher Dynamik gleichgesetzt.

Von Bern nach England

In den letzten 30 Jahren standen verschiedene Besitzer an der Spitze des Mutterhauses.

1967 wurde die Firma von der damaligen Sandoz übernommen. Nach der Fusion von Sandoz und Ciba ging Wander 1996 in die Hände von Novartis über.

Novartis verkaufte die Berner Firma 2002 der Associated British Food. Die Produktion für Europa und die Abteilung Forschung blieben auch unter den neuen Besitzern in der Schweiz.

In der Fabrik in Neuenegg im Kanton Bern arbeiten heute 300 Personen.

swissinfo, Elena Altenburger
(Übertragung aus dem Italienischen: Christine Fuhrer)

Die Ovomaltine wurde 1904 erfunden.
Ihr Vater ist der Chemiker und Apotheker Albert Wander.
Jedes Jahr werden auf der ganzen Welt mehr als 3 Mrd. Tassen Ovomaltine getrunken.
Heute gehört die Firma einem britischen Multi.

Seit 100 Jahren wird das leicht süssliche, braune Pulver, das man in die Milch einrührt, in der ganzen Welt verkauft.

Vor hundert Jahren litten viele Leute in der Schweiz an Vitaminmangel. Die Ovomaltine wurde bald zu einem wertvollen Stärkungsmittel, dessen Zusammensetzung bis heute nicht verändert wurde.

Eine Ovomaltine-Büchse enthält 500g Malzextrakt. Dies entspricht 12’000 Gerstenkörnern, die mit dem wichtigen Nährstoff Malzzucker angereichert sind.

2002 wird Ovomaltine von der Associated British Food übernommen; die Produktion für den europäischen Markt bleibt weiterhin in Neuenegg im Kanton Bern.

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