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Ein Schweizer Unternehmer eigener Prägung in Ecuador

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Eigentlich ist Oskar Purtschert verantwortliche dafür, dass Schweizer Käse in diesem lateinamerikanischen Land geschätzt und gefragt ist. Abenteuerlust und Beharrlichkeit zeichnen sein Leben aus.

Gruyère, Tilsiter, Raclette, Quark, Mozarella, Parmesan, Cheddar, Camembert und andere schweizerische, französische und holländische Käsesorten dürfen bei gesellschaftlichen und Familienanlässen nicht fehlen.

Das Unternehmen mit demselben Namen einer berühmten Schweizer Firma ist ein Familienbetrieb mit einem Jahresumsatz von mehr als 7 Mio. Dollar. Es beschäftigt 110 Angestellte und sorgt für 1000 indirekte Arbeitsplätze und produziert umweltfreundlich.

Geschäftsführer Norbert Purtschert, Betriebswirt und spezialisiert auf Milchverarbeitung und Käseherstellung, ist überzeugt, dass der Erfolg von Floralp dem humanen und disziplinierten Charakter des Patriarchen, Oskar Purtschert, zu verdanken ist.

Visionär und unternehmungslustig

Norbert Purtscher, das sechste von sieben Geschwistern, strahlt vor Stolz und Bewunderung, wenn er die Zeit zurückdreht und sich an das schwierige Leben seines Vaters erinnert.

Als Oskar Purtschert 1949 die Molkereischule in Luzern abschliesst, träumt er davon, neue Wege zu gehen. So packt er ein zweijähriges Vertragsangebot in Ecuador beim Schopf und wandert mit seiner zukünftigen Gattin aus.

Der erste Versuch von 1949-1951 scheitert, da reife Käse im Land des Äquators unbekannt sind. Purtschert folgt der Einladung eines Schulfreundes nach Canals in der Nähe von Mendoza (Argentinien). Doch vor seiner Abreise nimmt er an einer Messe in Cuenca teil und besiegelt seine berufliche Zukunft.

Der damalige Präsident Ecuadors, Galo Plaza, ist beeindruckt und schlägt ihm vor, auf seinem Landgut in Zuleta (Imbabura) Schweizer Käse herzustellen. So bleibt Purtschert nur zwei Jahre in Argentinien, um dann fünf Jahre in Zuleta und sieben in San Gabriel zu arbeiten.

Inzwischen ist die Familie gewachsen, und mit schon sechs Kindern steht Oskar Purtschert vor der Wahl, zu bleiben oder in die Schweiz zurückzukehren. Er beschliesst zu bleiben und gründet 1964 seine eigene Molkerei: Floralp mit Sitz in Ibarra.

Der Preis der Unabhängigkeit

Die tägliche Arbeit der Purtscherts besteht nun im Aufkleben von Etiquetten, Falten von Kartonschachteln, Versiegeln von Einmachgläsern, Verkauf, etc.

Die Söhne haben inzwischen das Universitätsstudium abgeschlossen: Soziologie, Psychologie, Betriebswirtschaft, um dann aber Floralp ab 1976 in ein richtiges Familienunternehmen mit schweizerisch-ladinischer Synergie zu verwandeln.

“Das Zusammenspiel von Disziplin, Ordnung und Pünktlichkeit einerseits und die Fröhlichkeit, Unternehmenslust und Improvisationsfähigkeit der ‘Latinos’ andererseits führten zu einer Synergie, um beide Pole zu potenzieren und ein gutes Betriebsklima zu schaffen”, betont Norbert Purtschert.

In den 90er-Jahren ist Floralp zu einem Gütezeichen geworden, und die Erzeugnisse sind in Restaurants, Hotels, im Catering Service und in Supermärkten zu finden.

Die Lieferanten sind Kleinbauern

Norbert Purtschert leitet Floralp seit drei Jahren in der Tradition seines Vaters weiter: 120 Kleinbauern mit 3 bis 5 Kühen, die ihrerseits in Kleinunternehmen organisiert sind, beliefern sein Unternehmen.

Um die Qualität und Produktion zu erhöhen, wurden sie von Floralp geschult. Im Gegenzug garantiert ihnen das Unternehmen die Abnahme der gesamten Produktion zu fairen Preisen. Dazu kommen 42 assoziierte Produzenten.

Die Zahlen sprechen für sich: Monatlich verkauft der Betrieb in Ibarra 8000 Liter pasteurisierte Milch und 40 Tonnen Käse. Im vergangenen Juli gewann der Familienbetrieb sogar die internationale Auszeichnung “PYME Andina 2006-2007” (KME der Anden). 176 Unternehmen aus 4 Andenstaaten hatten am Wettbewerb teilgenommen.

Demnächst in dritter Generation

“Mein Vater hatte ein Gespür für Marktbedürfnisse und diese passten sich unseren Produkten mit Schweizer Siegel an, wenn auch mit weniger ausgeprägtem Geschmack”, meint Norbert Purtschert.

Floralp ist heute in Ecuador und der Andengegend ein anerkanntes Unternehmen.

So kann Norbert Purtschert bereits daran denken, den Betrieb in fünf Jahren der dritten Generation zu übergeben.

swissinfo, Juan Espinoza, Quito
(Übertragung aus dem Spanischen: Regula Ochsenbein)

In Ecuador leben 1421 Schweizerinnen und Schweizer, 1028 sind Doppelbürger.

15 Schweizer Grossunternehmen, u.a. Nestlé, Cotecna und Holcim, besitzen eine Niederlassung.

18 Schweizer Firmen haben eine Vertretung, und 26 Lokalunternehmen stehen unter Schweizer Leitung oder arbeiten mit Schweizer Kapital.

Floralp wurde 1964 gegründet und ist seit 1976 das Familienunternehmen der Dynastie Purtschert.

Gründer Oskar Purtschert wanderte l949 nach Ecuador aus, um Schweizer Käse zu produzieren.

Nach dem ersten Misserfolg nahm ihn der damalige Präsident, Galo Plaza, auf seinem Landgut in Zuleta für fünf Jahre unter Vertrag.

Seine Selbständigkeit als Unternehmer erreichte er dank den Anstrengungen der ganzen Familie mit sieben Kindern.

Heute stellt das erfolgreiche Unternehmen reife, halbreife Käsesorten sowie Schmelzkäse her. Gruyère, Tilsiter, Mozarella, Brie, Parmesan und Camembert gehören zur Palette der 30 verschiedenen Käsesorten.

Floralp besitzt ein System zur Risikoanalyse und Produktionskontrolle (HACCP), um gesunde und nahrhafte Qualitätserzeugnisse zu garantieren. 2002 erhielt es das Gütezertifikat ISO 9000-2000.

Im vergangenen Juli gewann es die Auszeichnung PYME Andina. Das Unternehmen hat Produktionsstätten in San Gabriel (Carchi), Ibarra und Zuleta (Imbabura) und eine weitere in Oxapampa (Peru). In Ecuador beschäftigt es 110 und in Peru 30 Personen.

Vor drei Jahren übernahm Norbert Purtschert, das sechste der sieben Geschwister, die Leitung des Familienbetriebs. Dieser tätigt einen Jahresumsatz von über 7 Mio. Dollar.

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