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Ein Teil der Familie Gaddafi flüchtet nach Algerien

(Keystone-SDA) In Libyen suchen die Aufständischen fieberhaft nach dem ehemaligen Machthaber Muammar al-Gaddafi. Seine Frau und drei seiner Kinder sind am Montag überraschend in Algerien aufgetaucht. Die libysche Übergangsregierung kritisiert deshalb das Nachbarland scharf.

Gaddafis Ehefrau Safia, seine Tochter Aischa und seine Söhne Hannibal und Mohammed sowie deren Kinder hätten am Montagmorgen die Grenze ins Nachbarland passiert, teilte das algerische Aussenministerium mit. UNO und Übergangsregierung seien informiert worden.

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Letztere will «alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um diese Kriminellen zurückzubekommen und sie vor Gericht zu stellen», sagte nach Bekanntwerden der Flucht der Informationsminister Mohammed Schammam laut dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira.

Zugleich warnte er davor, Gaddafi selbst Unterschlupf zu gewähren. Jeder, der dies versuche, sei ein «Feind des libyschen Volkes». Algerien ist das einzige der Nachbarländer Libyens, das den Rebellenrat noch nicht als legitime Vertretung des libyschen Volkes anerkannt hat.

Gaddafi selbst ist seit über einer Woche untergetaucht. Er soll sich mit seinem Sohn Al-Saadi in Bani Walid, 100 Kilometer südöstlich von Tripolis befinden, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf «diplomatische libysche Quellen» berichtet. Sein Sohn Chamis sei mit höchster Wahrscheinlichkeit während des Rückzugs erschossen worden.

Belagerungsring um Sirte wird enger

Nach der Beruhigung der Lage in Tripolis haben die libyschen Rebellen und die NATO den Druck auf Sirte, die Geburtsstadt von Gaddafi, verstärkt.

Während sich die Übergangsregierung im Gespräch mit Stammesführern in Sirte um eine friedliche Übergabe der Stadt bemüht, kämpfen sich die Rebellen zu der strategisch bedeutenden Stadt vor, um sie notfalls anzugreifen.

Tripolis unter Kontrolle

Die 360 Kilometer westlich gelegene Hauptstadt Tripolis stand indes nahezu vollständig unter Kontrolle der Aufständischen. In der Nacht waren nur vereinzelt Explosionen und Schüsse zu hören. Auch in den Spitälern hat sich die Lage stabilisiert. Es gebe kaum noch neue Verletzte, welche behandelt werden müssten, hiess es von Seiten der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF).

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