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Schweizer Städte locken Menschen aus aller Welt an

Frauen und ein Mann verschiedener Ethnien in einem Museum
In Basel leben immer mehr Ausländerinnen und Ausländer. Hier besuchen Teilnehmende verschiedener Nationalitäten einen Konversationskurs auf Deutsch im Apothekenmuseum Basel. Keystone

Die grossen Schweizer Städte werden immer internationaler. Sie gehören zu den kosmopolitischsten der Welt. In Genf ist der Ausländeranteil am höchsten, vor Lausanne, Basel, Zürich und Bern.

Ein Fünftel aller Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz leben in Städten mit mehr als 100’000 Einwohnern. In den grössten Schweizer Städten – Zürich, Basel, Genf, Lausanne und Bern – stammt jeweils mindestens jede oder jeder Vierte aus dem Ausland.

In Bern leben im Vergleich mit den anderen Städten am wenigsten Personen ohne Schweizer Pass. Der Anteil der Personen aus dem Ausland ist seit 1990 in den fünf grössten Schweizer Städten gestiegen.

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Im internationalen Vergleich gehören die grossen Schweizer Städte damit zu den kosmopolitischsten Städten der Welt. “Die Schweiz ist ein grosses Einwanderungsland, trotz ihrer eher restriktiven Politik in diesem Bereich”, sagt Etienne PiguetExterner Link, Professor für Humangeografie an der Universität Neuenburg und Vizepräsident der Eidgenössischen Migrationskommission.

Besonders die wirtschaftliche Dynamik ziehe Ausländer an, sagt Piguet. Aber nicht nur international tätige Unternehmen locken Menschen aus aller Welt an, sondern auch die Öffnung einer Stadt gegenüber der Welt.

Schaut man sich Genf, Lausanne, Basel und Zürich genauer an, zeigt sich, dass je nach Stadt für Ausländer noch andere Gründe gibt, dorthin zu ziehen.

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Genf – die Stadt der Vereinten Nationen

Genf ist die Schweizer Stadt mit dem höchsten Anteil an Ausländerinnen und Ausländern. Fast die Hälfte der Bevölkerung (2018: 47,8%) besitzt keinen Schweizer Pass.

Die Rhonestadt sei ohne Zweifel die kosmopolitischste Stadt des Landes, dank der Präsenz der Vereinten Nationen (UNO) und zahlreicher internationaler Organisationen, schätzt Piguet.

Lausanne – die Olympische Hauptstadt

Die ausländische Wohnbevölkerung in Lausanne hat in den letzten drei Jahrzehnten stark zugenommen. 1990 betrug der Anteil 31%, 2018 ist dieser auf 43% gestiegen. Mit dieser rasanten Entwicklung nähert sich die Hauptstadt des Kantons Waadt seiner Nachbarin Genf an. “Wir beobachten einen ähnlichen Effekt wie in Genf, aber aus anderen Gründen”, sagt Piguet.

In Lausanne ziehen das Internationale Olympische Komitee (IOC), internationale Sportverbände und international renommierte Universitäten wie die Eidgenössische Technische Hochschule (EPFL) Menschen aus der ganzen Welt an.

Zudem haben zahlreiche internationale Unternehmen ihre Sitze am Ufer des Genfersees etabliert, was ebenfalls zur Internationalisierung beiträgt.

Basel – die Pharmastadt

In Basel ist der Ausländeranteil im Vergleich zu den anderen Städten seit 1990 am stärksten gestiegen: 2018 waren 37,5% der Bevölkerung ohne Schweizer Pass, 1990 waren es nur 24%. Wie in den anderen Städten ist auch in Basel der Arbeitsmarkt der grosse Treiber für Migration aus dem Ausland. Die grossen global agierenden Pharmaunternehmen ziehen Arbeitskräfte aus aller Welt an.

Im direkten Vergleich mit Zürich fällt auf, dass in Basel seit 2000 anteilsmässig mehr Ausländerinnen und Ausländer hinzugekommen sind als in der Stadt an der Limmat.

Woran kann das liegen? Ein Grund könnte die Wohnungssituation ein: In Zürich standen 2018 standen gerade einmal 0,2% aller Wohnungen leer. Dort sei es daher um einiges schwieriger als in Basel, eine Wohnung zu finden, so Patrick KochExterner Link vom Kanton Basel-Stadt.

Die Leerwohnungs-Ziffer in Basel sei in den vergangenen Jahren leicht gestiegen, von 0,3 auf 0,7%. Auch was die Preise angeht, ist Basel attraktiver als Zürich: Die Mietzinsen sind hier wesentlich tiefer.

Zürich – die Wirtschaftsmetropole

Zürich ist ein Magnet – das vor allem dank den internationalen Firmen, zum Beispiel im Finanz- und Bankensektor. Die grösste Schweizer Stadt ist einer der bedeutendsten Finanzplätze weltweit.

Aber auch etwa die Life-Science-Industrie, die stark wachsende Kreativwirtschaft, die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) und die Universität Zürich ziehen viele Arbeitnehmende aus dem Ausland an.

In den vergangenen Jahren ist es in Zürich auch wieder einfacher geworden, eine Stelle zu finden, als es etwa in den 1990er-Jahren war. In der IT-Branche, im Sozialwesen aber auch in der Dienstleistung und in der Wissenschaft wurden in den vergangenen 20 Jahren viele neue Stellen geschaffen.

Bern – die Beamtenstadt

Einzig die Bundesstadt Bern verzeichnet eine andere Entwicklung als in den anderen Schweizer Grossstädten: Knapp weniger als ein Viertel der Bevölkerung hat keinen Schweizer Pass – im Städtevergleich ein sehr tiefer Wert. Er war 2017 sogar knapp tiefer als der Wert für die ganze Schweiz. Der Ausländeranteil in Bern ist seit 2016 sogar leicht rückläufig.

Laut der Berner Stadtverwaltung unterscheidet sich die Wirtschaftsstruktur stark von jenen in Zürich, Basel oder Genf. Einerseits gebe es wenige international tätige Firmen, die normalerweise Ausländer anziehen, so Susanne RebsamenExterner Link vom städtischen Kompetenzzentrum für Integration.

Andererseits kommt dazu, dass Bern früher weniger Arbeitsplätze im industriellen Sektor hatte, der – wie etwa in Basel – besonders viele ausländische Arbeitskräfte anzog. Das merkt man bis heute. In Bern ist ausserdem ein grosser Teil der öffentlichen Verwaltung ansässig – hier sind Ausländer unter den Angestellten untervertreten.

(Teilweise Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

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