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Eishockey: Siebter Titel für Lugano

Die Meisterfeier des HC Lugano dauerte die ganze Nacht. Keystone

Mit einem 3:1-Sieg gegen Davos im 5. Finalspiel hat der Hockey Club Lugano zum 7. Mal den Schweizer Meistertitel errungen.

Nachdem sie im Viertelfinale fast ausgeschieden wäre, hat sich die Mannschaft aus dem Sottoceneri aufgerafft und ist in der Finalphase über sich hinausgewachsen.

Der Schweizer Eishockey-Meister heisst nach dreijährigem Unterbruch wieder Lugano. Der HC Davos, Schweizermeister 2005, hatte in diesem Jahr der exzellenten Tessiner Mannschaft nichts entgegenzusetzen . Die “Bianconeri” entschieden das 5. Spiel der Finalserie gegen Davos 3:1 für sich.

Bei ihrem Erfolg im letzten Jahr wurden die Bündner von mehreren NHL-Stars unterstützt (die Kanadier Joe Thornton und Rick Naxh sowie dem Finnen Niklas Hagman), welche die Eishockey-Saison wegen des Streiks in der NHL in Europa verbrachten

Dieses Mal zeigten die Söldner von Lugano die stärkste Leistung. Die Finnen Ville Peltonen, Petteri Nummelin und Jukka Hentunen sowie die Kanadier Glen Metropolit und Jason York fanden keine ebenbürtigen Gegner.

Zittern in der Schlussphase

In der Schlussphase mussten die 7800 mehrheitlich Lugano-Fans in der ausverkauften Resega noch zittern. Da es ihre Lieblinge verpasst hatten, die Entscheidung vor- und rechtzeitig herbeizuführen, drückte Davos noch einmal vehement auf den Ausgleich.

Peter Guggisberg und Reto von Arx (zweimal) sorgten noch mehrmals für massiven Angstschweiss auf den Gesichtern der Lugano-Fans, ehe die “Curva Nord” mit dem 3:1 in der Schlusssekunde durch Ville Peltonen endgültig zu jenem phantastischen Hexenkessel wurde, der sie nach wie vor zu einer der ersten Adressen im Schweizer Eishockey macht.

Am siebten Meistertitel der Südtessiner gab es trotz des knappen Ausgangs nur wenig zu mäkeln. Lugano war auch in der 5. Partie insgesamt die stärkere Equipe, die konsequent die Initiative an sich riss und meist im Vorwärtsgang spielte.

Dies, obwohl die Bündner im Vergleich zu den Partien zuvor physisch deutlich verbessert auftraten, sich keineswegs versteckten und das horrende Tempo der Gastgeber mehrheitlich mitgehen konnten.

Luganos “doppelte Backhand”

Anfangs hatte der von seinen Vorderleuten sehr gut abgeschirmt Torhüter Ronnie Rüeger nur relativ wenig Arbeit. Dies änderte mit Beginn des zweiten Abschnittes, als die von Vorkämpfer Andres Ambühl angeführten Davoser sich mehr und mehr in der gegnerischen Zone festbissen.

Eher glücklich kam der HCD dann schliesslich zum Ausgleich: Peter Guggisberg umrundete die Lugano- Abwehr und schob die Scheibe vors Tor, wo sie vom in den letzten Wochen sehr starken Internationalen Steve Hirschi unglücklich ins eigene Netz bugsiert wurde.

Der Davoser Glaube an die späte Wende war aber nur von kurzer Dauer: Drei Minuten später übernahm Lugano mit einer “doppelten Backhand” wieder das Kommando: Petteri Nummelin schob sich vors gegnerische Tor, Jonas Hiller konnte noch abwehren, ehe der in den letzten Wochen deutlich erstarkte Raffaele Sannitz den Puck über die Linie drückte.

In der Folge erarbeitete sich Lugano ein deutliches Plus und ein Schussverhältnis von 27:16 nach zwei Dritteln. Besonders Ville Peltonen und Glen Metropolit lieferten sich mit dem besten Davoser, Jonas Hiller, ein Privatduell und verpassten mehrfach die vorzeitige Entscheidung.

Vom Fegefeuer in den Himmel

Nicht ganz vergessen werden sollte ob Luganos Sieges-Euphorie dennoch, dass das Team vor knapp einem Monat kurz nach der Entlassung von Trainer Larry Huras schon fast aus dem Meisterschafts-Rennen ausgeschieden war.

Hätte Ambris Hnat Domenichelli im vierten Spiel des Viertelfinals gegen Ambri-Piotta zwei Sekunden vor Spielende den Puck ins Netz und nicht in den Leventiner Nachthimmel geschossen, wäre gestern vielleicht der Nordtessiner Dorfklub im Endspiel gestanden.

swissinfo und Agenturen

Der HC Lugano ist zum 7. Mal Schweizer Eishockeymeister (1986, 1987, 1988, 1990, 1999, 2003 und 2006)
Der HC Davos hatte den Titel bereits 27-Mal inne (1926, 1927, 1929-1935, 1937-1939, 1941-1948, 1950, 1958, 1960, 1984, 1985, 2002 und 2005)
Auf seinem Weg in den Final eliminierte der HC Lugano den anderen Tessiner Club Ambri Piotta und den HC Kloten.
Der Davoser Weg in den Final führte über den HC Basel und Rapperswil-Jona.

Zwei Monate vor den olympischen Spielen im Februar in Italien hatten die Verantwortlichen von Hockey Schweiz das Prinzip der “Nulltoleranz” in den Meisterschaftsspielen eingeführt um die Nationalmannschaft an das international praktizierte Niveau zu gewöhnen.

Die Verbote, den Gegner mit dem Stock zu hacken oder stossen, oder ihn zurückzuhalten haben sich merklich auf das Spielgeschehen ausgewirkt. Die technisch sehr guten Spieler von Lugano haben von diesen Regeländerungen profitiert.

Der HC Lugano, der über ein Budget von gegen 10 Mio. Franken verfügt, hat einen sehr reichen Mäzen, den 80-jährigen Geo Mantegazza, der zwischen 1978 und 1991 Clubpräsident war.

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