Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Emmentaler ist bester Käse(r) der Welt

Stimmen Aussehen und Geschmack? Die Käse-Jury an der Arbeit. Keystone

Christian Wüthrich macht den besten Käse der Welt. Sein Emmentaler hat in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin die höchste Auszeichnung gewonnen.

Bei der Käseweltmeisterschaft errangen Schweizer Käser je zwei Gold-, Silber- und Bronzemedaillen und holten erstmals auch den Gesamtsieg.

Fast perfekte Löcher und ein süsser, nussiger Geschmack, so lautet die Begründung der Jury für ihre diesjährige Wahl zum Käseweltmeister. Die Löcher und der Geschmack stammen vom Rüderswiler Käser Christian Wüthrich, dessen Emmentaler das Rennen vor zwei holländischen Goudas machte.

Die Endausscheidung am Donnerstag war der Höhepunkt des dreitägigen Wettbewerbs in 50 verschiedenen Kategorien für Käse und Butter. Beworben hatten sich um den Titel des weltbesten Käses 1793 Sorten aus 18 Ländern – vom klassischen Cheddar bis hin zum aromatisierten Streichkäse.

Die Prüfer bewerteten die Kategorien Aussehen, Beschaffenheit, Geruch und Geschmack nach einem Punktesystem. Wie bei einer Weinprobe bewegen sie auch den Käse einige Zeit im Mund, bevor sie ihn wieder ausspucken.

Kann sein Glück noch nicht fassen

Christian Wüthrich, Dorfkäser in der Emmentaler 2300-Seelen-Gemeinde Rüderswil, kann sein Glück noch gar nicht fassen. Bei der ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft hat sein Emmentaler gleich voll eingeschlagen. “Ich bin völlig überrumpelt”, sagte er.

Am Vorabend errang sein in die USA versandter, knapp 100 Kilogramm schwerer Emmentaler bei der Weltmeisterschaft in Wisconsin die höchste Ehre. Wüthrichs Emmentaler Switzerland Premier Cru wurde nicht nur als bester Vertreter seiner Kategorie ausgezeichnet. Die 18-köpfige Jury erkor ihn zur besten aller eingeschickten Käseproben.

Die Experten zeigten sich von Wüthrichs Emmentaler beeindruckt. “Das Handwerk, das in so einem Stück Käse steckt, ist herausragend”, sagte Jury-Mitglied Mark Johnson.

Nur guter Rohstoff

Wüthrichs vom Düdinger Käsehändler Walo von Mühlenen veredelter Emmentaler erhielt 98,271 von 100 möglichen Punkten und wurde damit als nahezu perfekt eingestuft.

Sein Käse sei ein typischer Emmentaler, und was diesen auszeichne, sei schwierig zu beschreiben, sagte Wüthrich. “Wichtig ist, dass der Käser mit Herzblut dabei ist.”

Ohne gute Milch könne er aber nichts ausrichten. “Beim Käse ist es wie überall: Wenn der Rohstoff nicht stimmt, wird auch das Endprodukt nicht gut”, sagte Wüthrich.

Die Auszeichnung gehe deshalb nicht nur an ihn, sondern an die ganze Genossenschaft und die Bauern, die ihm beste Milch lieferten.

Käsetuner

Anders als Wüthrich ist der Käseveredler Walo von Mühlenen Stammgast bei internationalen Wettbewerben. Bei den World Cheese Awards in London wurden schon drei seiner Gruyeres Weltmeister aller Kategorien.

Bei der Weltmeisterschaft in Wisconsin reichte es schon zwei Mal zu Kategoriensiegen. Weltmeister aller Klassen wurde er zuvor aber noch nie. Ob der Titel in Wisconsin oder in London mehr zählt, sei eine offene Frage. “Beim Käse ist es wie im Boxen: Jeder Verband hat seine eigene Weltmeisterschaft”, sagte er.

Der Titel sei eine Bestätigung, dass die Qualität stimme, sagt von Mühlenen. Was die Auszeichnung geschäftlich bringe, müsse sich erst noch weisen.

In der Schweiz profitiert seine Käsereifung finanziell nicht direkt vom Ruhm. Von Mühlenens Käse gehen ausschliesslich in den Export. 5000 Tonnen – vor allem Emmentaler und Gruyere, aber auch neue Kreationen wie Bergwurz, Almrausch oder Gotteron – liefert er jährlich in die Nachbarländer, England, die USA und nach Japan.

Bester Käse geht ins Ausland

Auch Wüthrichs Käse wird zum Grossteil ins Ausland verkauft. In der Schweiz ist der beste Käse der Welt nur im Direktverkauf in der Käserei Rüderswil erhältlich. Für einen Ansturm ist Wüthrich allerdings nicht gewappnet. Weil sein einziger Angestellter krank ist, steht er derzeit alleine am Käsekessel.

Deshalb ist auch ungewiss, ob er für die offizielle Preisverleihung am 27. April nach Wisconsin reisen kann. Der Weltmeister hofft nun, noch rechtzeitig einen Stellvertreter zu finden.

swissinfo und Agenturen

Rund 80% des Schweizer Kulturlandes sind für den Ackerbau nicht geeignet. Dagegen lässt es sich mit Tierhaltung bewirtschaften.

Ohne Kühe und Rinder würde das Grasland schnell verganden. Auch die Besiedlung des Berggebietes wäre nicht mehr gewährleistet. Damit ginge auch ein attraktives Freizeit- und Erholungsgebiet verloren.

Die Käseherstellung hat in der Schweiz eine jahrhundertelange Tradition. Emmentaler, Gruyère und Sbrinz, Appenzeller oder Tête de Moine gehören im In- und Ausland zu den bekanntesten Käsesorten.

Insgesamt werden über 450 Schweizer Käsesorten angeboten.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft