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Entwicklungshilfe: Das Modell Nicaragua

In Nicaragua läuft die Entwicklung auch über fairen Handel mit Kaffee. Keystone

Die Entwicklungs-Zusammenarbeit der Schweiz mit Nicaragua beruht auf Partnerschaft und hat Modellcharakter. Das mittelamerikanische Land war Gast an der Jahreskonferenz der DEZA.

Aussenministerin Micheline Calmy-Rey warnte, die Schweiz riskiere als einflussreiche Gebernation an Terrain zu verlieren.

Etliche Länder seien im Begriff, ihre Budgets für die Entwicklungs-Zusammenarbeit beträchtlich aufzustocken, sagte Calmy Rey vor den rund 1500 Teilnehmern der Konferenz in Bern.

Es bestehe deshalb das Risiko, dass die Schweiz im internationalen Vergleich ihre Position einbüsse. Damit weiter optimal geholfen werden könne, müsse ein vernünftiger Mittelweg gefunden werden.

Dabei werde der partnerschaftliche Ansatz immer wichtiger, sagte Calmy-Rey. Partnerschaft bedeute nicht “blindes Vertrauen”. Vielmehr gehe es um eine Interessengemeinschaft, die auf gleichen Werten basiere.

Im Mittelpunkt der Konferenz stand Nicaragua, eines der ärmsten Länder Mittelamerikas, das immer noch unter den Folgen des Krieges und unter weit verbreiteter Armut leidet.

Der lange Weg zur Stabilisierung

Seit einigen Jahren ist Nicaragua auf dem Weg zu einer Stabilisierung. Die Regierung sagte 2001 der Korruption den Kampf an und verpflichtete sich gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft zu guter Staatsführung. Seine Ziele und Strategien zur Armutsbekämpfung hat das Land in einem nationalen Entwicklungsplan festgelegt.

“Die Schweiz ist sehr aktiv und hat wichtige Arbeit geleistet”, lobte der nicaraguanische Finanzminister Mario Flores im Gespräch mit swissinfo. “Ich spreche nicht nur von finanzieller Unterstützung, sondern auch vom strukturellen Aufbau, und von einem fruchtbaren Dialog zwischen Regierung, Geberländern und der Zivilgesellschaft.”

Nicaragua habe im Transformationsprozess vom Krieg zum Frieden wichtige Fortschritte gemacht, betonte Flores. “Heute sind wir eines der sichersten Länder in Mittelamerika. Wir haben eine funktionierende Armee und eine funktionierende Polizei.”

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Deza

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ist die Agentur für internationale Zusammenarbeit im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Sie ist Teil der Schweizer Behörden (Verwaltung) und zuständig für die Gesamtkoordination der Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit mit andern Bundesämtern sowie für die humanitäre Hilfe der Schweiz.

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Keine Inseln schweizerischer Perfektion

Hauptziele der weiteren Entwicklung seien die Bekämpfung der Armut und der Korruption. “Wir sind heute viel weiter als vor 10 oder 15 Jahren”, unterstrich Flores.

Für den Leiter des Schweizer Kooperationsbüros in Nicaragua ist klar: “Unsere Zusammenarbeit basiert auf echter Partnerschaft. Wir unterstützen Aktivitäten und Projekte, die Bestandteile des lokalen Entwicklungsplans sind. Nicaragua ist hier weiter als andere Länder”, führte Jürg Benz gegenüber swissinfo aus.

Partnerschaft, das heisse auch stärker als noch vor Jahren, auf die Bedürfnisse eines Landes einzugehen, unterstrich Adrian Schläpfer, Vizedirektor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

“Viele Leute setzen Entwicklungszusammenarbeit immer noch mit dem Käser oder der Krankenschwester gleich, die in ein Land gehen und dort den Leuten ihr Wissen weitervermitteln”, so Schläpfer. “Heute sehen wir unsere Rolle viel stärker in der auf der Ebene des Systems, in der Qualitätssicherung und in der Ausbildung.”

Schlussendlich sei Entwicklungs-Zusammenarbeit ein “zeitlich befristeter Impuls, welcher auf regionaler Zusammenarbeit beruhen muss”. Das gemeinsame Ziel müsse sein, die Partner zu befähigen, ihre Entwicklung selber voranzutreiben. “Wir wollen keine Inseln der schweizerischern Perfektion schaffen.”

swissinfo, Andreas Keiser, Bern

Die Schweiz hat im Jahr 2005 laut der DEZA 2,2 Mrd. Franken für Entwicklungshilfe ausgegeben. Das entspricht 0,44% des Bruttonationaleinkommens (BNE) (2004: 0,37% des BNE).

Nicaragua gehört wie Honduras und San Salvador zu den prioritären Ländern der Schweizerischen Entwicklungshilfe.

Der Bund engagierte sich letztes Jahr mit 47,5 Mio. Franken.

Die Schweiz beteiligt sich in Nicaragua am Bau eines Wasserkraft-Werks, El Bote, das mit 2,5 Mio. Dollar budgetiert ist.

Die ehemalige spanische Kolonie wurde 1821 unabhängig und geriet zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr unter Einfluss der USA.

In den 1930er-Jahren kam der Somoza-Clan an die Macht, der das Land bis 1979 beherrschte.

Im Juli 1979 stürzten die Sandinisten den Diktator Anastasio Somoza und bildeten eine marxistische Regierung.

Antirevolutionäre und von der Reagan-Administration finanzierte Milizen, die so genannten Contras, bekämpften die Sandinisten mit Waffengewalt.

1990 kam es zu freien Wahlen, welche den Durchbruch der Demokratie markierten.

Die Sandinisten akzeptierten die Wahlniederlage, im Gegenzug erfolgte die Entwaffnung der Contras.

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