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Erste Ostern ohne Freilandei

Trotz Vogelgrippe passieren täglich Hunderttausende von Ostereiern das Laufband in der Eicolor AG in Bad Ragaz. Keystone

Der Wirbel um die Vogelgrippe wirkt sich direkt auf eines der Oster-Symbole aus: das Osterei. Doch die Konsumenten nehmen's gelassen und färben Eier wie zuvor.

Es sei wohl die harte Schale, welche das Ei der Angst vor Viren entziehe, sagen Händler und Verkäufer.

Das Ei zu Ostern hat vermutlich einen rein “kapitalistischen” Hintergrund. Der Brauch, Eier zu schenken, könnte auf die Abgabe von Zinsen zurückgehen.

Diese wurden dem Grundherrn bis zur Französischen Revolution oft in Naturalien bezahlt. Im Frühjahr spielten Eier, Hühner und Hasen eine grosse Rolle. Die Hühner legten wieder mehr Eier und – nicht zu vergessen – die 40-tägige Fastenzeit ging zu Ende, und in dieser Fastenzeit war der Genuss von tierischem Eiweiss untersagt.

Andere Quellen verweisen auf das Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben. Im Frühjahr ein nahe liegendes Symbol. Schon vor 5000 Jahren sollen Ägypter und Perser sich bemalte Eier geschenkt haben.

Das Liebesei

Während der Reformation veränderte sich der Brauch des Eierschenkens. Nicht nur die Gutsherren, Pfarrer und Lehrer kriegten als Lohn Eier, auch Göttikinder, Freunde und vor allem die Geliebte erhielten Eier, mit denen Zuneigung ausgedrückt wurde.

Oft waren diese Eier gefärbt oder bunt bemalt. Zudem wurden sie mehr und mehr von Kindern versteckt. Das Eier-Suchen ist heute durch das Osternest-Suchen ersetzt worden.

Bis Ostern kein Auslauf

Vermutlich zum ersten Mal werde Ostern in der Schweiz von einer Tierseuche, der Vogelgrippe, überschattet, sagt Ruedi Zweifel von aviforum, dem Zentrum für Bildung, Forschung und Dienstleistung rund um Geflügelprodukte, gegenüber swissinfo.

Wegen der Vogelgrippe gilt in der Schweiz weiterhin ein Verbot, Geflügel im Freien zu halten. Die Hühner, welche unsere Ostereier legen, müssen dies im überdachten Gehege tun.

In der Schweiz wurden bislang 32 Vogelgrippefälle registriert. Das Verbot für Freilandhaltung wird ständig überprüft, aber vorläufig nicht aufgehoben. “Sicher nicht bis Ostern”, sagt Zweifel.

Weiterhin werden die Vogelzüge, welche über die Schweiz nach Norden und Osten ziehen, beobachtet. Rund 300 Zugvögel werden zum Beispiel bis im Mai in der Tessiner Magadinoebene auf das Vogelgrippe-Virus untersucht.

Gefahr gleich null

Wirkt sich die allgemeine Vorsicht wegen und die Diskussion über die Vogelgrippe nun negativ auf den Verkauf der beliebten Ostereier aus? “Überhaupt nicht”, sagt Zweifel. “Im Gegensatz zum Pouletfleisch, bei dem wir eine deutliche Zurückhaltung der Konsumenten spüren, gibt es beim Absatz der Eier dafür keine Anzeichen.”

Das bestätigt auch Alois Mettler von Gallosuisse, der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten. “Wir machen punkto Eier keinen Hinweis auf die Vogelgrippe, weil die Gefahr äusserst klein ist, dass ein Ei das Virus enthalten könnte”, sagte Mettler und fügte an, dass ein befallenes Huhn sterben würde, bevor es ein Ei gelegt hätte.”

Endgültige Entwarnung gibt der kantonale Veterinärdienst des Kantons Aargau. Er schreibt auf seiner Homepage mit Hinweisen zur Vogelgrippe: “Eiweiss und Eidotter ist nicht infektiös, da die Viren Eierstöcke von Hühnern nicht besiedeln.”

Eier werden gekauft wie immer

Theoretisch, so der Veterinärdienst, wäre nur eine Infektion der Eierschalen auf sekundärem Weg möglich (durch Kotausscheidung).

Und weil Ostereier rund sieben Minuten gekocht werden und Hitze die Viren abtötet, ist die Gefahr, ein “vogelgrippisches” Ei zu essen, gleich null.

Das scheinen die Konsumenten auch so zu sehen. Die harte Schale der Eier wirkt offensichtlich beruhigend auf Konsumentin und Konsument.

Urs-Peter Naef vom Schweizer Detailhandelsriesen Migros bestätigt: Der Verkauf von Ostereiern läuft prächtig. Auch im Vergleich zum Vorjahr gibt es keine Anzeichen von Zurückhaltung. “Wir sind selber überrascht!”

swissinfo, Urs Maurer

Das Innere der Eier kann nicht durch Vogelgrippe-Viren befallen werden.

Die Vogelgrippe-Viren besiedeln die Eierstöcke von Hühnern nicht.

Lediglich eine Infektion der Schale durch ein befallenes Huhn ist theoretisch möglich.

Je höher die Temperaturen, desto weniger lange dauert die Überlebenschance der Viren an der Eischale.

Verschmutze Konsumeier vor dem Aufschlagen zusätzlich gründlich waschen.

Durch das Kochen in siedendem Wasser werden allfällige Viren sicher zerstört.

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