EU senkt den Leitzins, nicht aber die Schweiz
Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins auf 2,75% gesenkt. In der Schweiz sah man der Entscheidung gelassen entgegen.
Trotz starkem Franken besteht für die Schweizerische Nationalbank kein Handlungsbedarf.
Am Donnerstag hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 2,75% gesenkt. Mit der Zinssatz-Senkung reagiert die EZB auf die anhaltende Konjunkturflaute in der EU.
Im Fahrwasser der USA
Damit folgte die EU den USA, die vor einem Monat ebenfalls ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 1,25% gesenkt hatte.
Seit dem Höchststand des Leitzinses im Mai 2000 von 4,75% hat die EZB den Leitzinssatz in vier Schritten um 2 Prozentpunkte gesenkt.
Der EU-Leitzins betrifft die Hauptrefinanzierungs-Geschäfte der Geschäftsbanken mit der EZB.
Reaktionen aus der Schweiz
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verzichtet vorderhand auf eine weitere Zinssenkung. Am 13. Dezember findet die reguläre Lagebeurteilung statt. Dann wird laut Pressesprecher Werner Abegg das Resultat der Öffentlichkeit mitgeteilt.
Die Schweiz hat seit Dezember letzten Jahres bereits drei mal die Zinsen gesenkt.
Auch Fachleute in der Schweiz gingen nicht von einer hiesigen Zinssatzsenkung aus. Martin Jetzer, Ökonom bei der Bank HSBC Guyerzeller:
“Die Schweiz hat offensichtlich ein besseres Gespür für Konjunkturpolitik als die EU, denn sie hat viel früher auf die Rezession reagiert.”
Franken als Sicherer Hafen
Anne Bourgeois, Ökonomin bei der Bank Leu: “Der Aufwertungsdruck gegenüber dem Franken hat nachgelassen.”
Einer der Hauptgründe für den starken Schweizer Franken sieht die Ökonomin in seiner “Save-Haven-Funktion”: “Was das Kreditrisiko betrifft, so gibt es wohl zur Zeit kaum eine sicherere Anlage als Schweizer Staatsanleihen.”
Schweizer Exportwirtschaft leidet
Die Schweizer Exportwirtschaft fordert schon seit längerem einen tieferen Wechselkurs. Allerdings ist ein solcher nicht das Ziel der Schweizer Nationalbank. Deren oberste Priorität ist Preisstabilität.
Ökonom Jetzer: “Nicht der starke Schweizer Franken ist das Problem. Die schwache Nachfrage und der Einbruch bei den Investitionen belasten die Exportindustrie.”
swissinfo, Elvira Wiegers
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