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Euro 2008 setzt auf den öffentlichen Verkehr

Der Euro-08-Delegierte Benedikt Weibel mit SBB-Chef Andreas Meyer. Keystone

Während der Fussball-Europameisterschaft Euro 2008 in Österreich und der Schweiz sollen Besuchende eines Matches schweizweit den öffentlichen Verkehr 36 Stunden lang gratis benutzen können.

Dies ist eine der Massnahmen im Verkehrskonzept des Bundes und der Veranstalterin der EM, der Euro 2008 SA. Sie investieren dafür rund 8 Mio. Franken.

Im Verkehrskonzept zeigen die Euro-Verantwortlichen dem Privatverkehr die gelbe Karte. Sie setzen in ihrem am Donnerstag vorgestellten Verkehrskonzept auf den öffentlichen Verkehr (ÖV).

Um die an- und abreisenden Fussballfans in Trams, Busse und Züge zu locken, haben sie gemeinsam mit den ÖV-Unternehmen ein Kombi-Ticket geschaffen.

Jedes Euro-Matchticket des Fussballverbands UEFA ist gleichzeitig ein 36-Stunden-Ticket für den ÖV. “Egal ob Fernverkehr, S-Bahn oder Tram: Mit dem Matchticket einfach einstiegen und losfahren”, sagte SBB-Chef Andreas Meyer am Donnerstag in Bern.

Dies gelte nicht nur in der Schweiz, sondern auch grenzüberschreitend nach Österreich, hiess es.

Aber auch die Fussballbegeisterten ohne Eintrittskarte sollen Anreize erhalten, auf den ÖV umzusteigen: mit einem EURO-2008-Generalabonnement und einem für den Anlass kreierten Halbtax-Abonnement.

Bis zu fünf Millionen Besucher

In den Stadien und den Zonen für öffentliche Vorführungen (Public Viewing) werden während der Euro 2008 zwischen 2,8 und 5,4 Millionen Besucherinnen und Besucher erwartet, wie Benedikt Weibel, Delegierter des Bundesrates für die Euro 2008, ausführte.

Ob sich die tatsächlichen Werte dem oberen oder unteren Wert annähern, hänge vor allem von den Mannschaften ab, die in der Schweiz spielen werden.

Wer das ist, wird man nach der Auslosung der EM-Paarungen am 2. Dezember wissen. Dann werden das Verkehrskonzept und die Zahl der Zusatzzüge entsprechend angepasst.

Der Anteil des ÖV bei der An- und Abreise soll im Nahverkehr 80%, im Fernverkehr 60% betragen. Erfahrungswerte dafür sind nach den Worten von Weibel beispielsweise die Landesausstellung “Expo.02” mit einer ÖV-Nutzung von 80% oder das Rolling Stones Konzert in Dübendorf, zu dem über 90% der Besucher per ÖV anreisten.

8 Mio. Franken für Kombi-Ticket

Der Bund und die Euro 2008 SA lassen sich das Kombi-Ticket je vier Millionen Franken kosten. Ausgebaut wird zudem das ÖV-Angebot in der Nacht.

SBB-Stammkunden wie GA- und Halbtax-Abonnenten reisen während der Euro 2008 in Österreich zum halben Preis. Das Schweizer Verkehrskonzept ist mit jenem in Österreich abgestimmt.

Auch im zweiten Austragungsland der Euro 2008 setzen die Verantwortlichen auf umweltgerechte Transportmittel, sprich: den ÖV. Das Konzept wurde gleichentags in Wien den Medien präsentiert.

swissinfo und Agenturen

Die Fussball-Europameisterschaft 2008 findet vom 7. bis 29. Juni in der Schweiz und in Österreich statt.
Von den 31 Spielen werden 15 in der Schweiz und 16 in Österreich durchgeführt (mit Final in Wien).
Insgesamt werden 1’050’000 Tickets ausgestellt.
In der Schweiz werden bis zu 5,4 Mio. Zuschauer erwartet, darunter bis 1,4 Mio aus dem Ausland.
2500 Journalisten werden die Spiele kommentieren, die für einige Milliarden TV-Zuschauer in 170 Ländern übertragen werden.
Die Gesamtkosten werden auf 182,1 Mio. Franken geschätzt.
Der Beitrag des Bundes beläuft sich auf 82,8 Mio.

Auch in Österreich erhalten sämtliche Besucher der Euro-2008-Spiele gratis eine Art Generalabonnement auf Zeit. Die dortigen Behörden gehen aber von geringeren Anteilen des öffentlichen Verkehrs aus als in der Schweiz.

Der österreichische Verkehrsminister Werner Faymann sagte am Donnerstag in Wien, im Fernverkehr sollten dank des 36-Stunden-Abos rund die Hälfte aller Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln abgewickelt werden. Innerstädtisch wären 60 bis 70% ein schönes Ziel.

Faymann verwies in dem Zusammenhang darauf, dass die Schweizer Bevölkerung traditionell ein viel näheres Verhältnis zur Bahn habe als Österreicherinnen und Österreicher.

Die öffentliche Hand finanziert das Projekt in Österreich mit insgesamt 7 Mio. Euro, 1,3 Millionen kommen dabei von der UEFA. Spezielle Angebote sind auch für jene Fans geplant, die keine Stadion-Tickets haben.

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