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Europas Polizei gegen Trunkenheit am Steuer

In diesem Jahr hat die Schweiz die Promillegrenze von 0,8 auf 0,5 Milligramm pro Milliliter Blut gesenkt. Keystone

Zahlen aus einer europaweiten Strassensicherheits-Kampagne zeigen: Die Schweiz liegt beim Fahren unter Einfluss von Alkohol und Drogen im Mittelfeld.

Am 12. Dezember hat die Schweizer Polizei zusammen mit 20 weiteren europäischen Ländern das grösste Kontroll-Programm des Kontinents lanciert.

Seit die Aktion “AD2005” (Alkohol/Drogen) in Kraft ist, wurden europaweit bereits rund 300’000 Fahrerinnen und Fahrer gestoppt und auf Alkohol und Drogen kontrolliert.

Die Polizei des Kantons Basel-Landschaft, in der Schweiz verantwortlich für die Kontrollen, hat am Freitag erklärt, in der ganzen Schweiz seien bis heute 6000 Personen zufällig getestet worden. Darunter hätten 200 unter Einfluss von Alkohol am Steuer gesessen und 150 unter Drogeneinfluss.

Schweiz im Durchschnitt

“Diese Zahlen platzieren die Schweiz ins Mittelfeld, verglichen mit anderen Ländern”, sagt Roland Aellen, Direktor von TISPOL, dem länderübergreifenden Zusammenschluss der Verkehrspolizeien in Europa, gegenüber swissinfo.

TISPOL, das von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde, um europaweite Operationen und Kampagnen zu koordinieren, ist verantwortlich für die Umsetzung der Kontrollen. Ziel ist die Halbierung der Zahl der Verkehrstoten bis 2010.

“Jedes Jahr werden auf Europas Strassen über 40’000 Menschen getötet. Fahren unter Einfluss von Alkohol und Drogen ist ein gewichtiger Faktor, der zu dieser traurigen Zahl beiträgt”, so Aellen.

Bestrafung

Die Kampagne will erreichen, dass weniger Leute unter Einfluss von Alkohol und Drogen Auto fahren. Wer dies trotzdem tut, soll strafrechtlich verfolgt werden und den Führerausweis abgeben müssen.

“Die härteste Bestrafung für Fahren unter Einfluss von Alkohol oder Drogen ist eine Busse von 40’000 Franken oder drei Jahre Gefängnis. Und natürlich muss der Führerausweis abgegeben werden”, sagt Aellen.

“Traditionellerweise wird um diese Zeit des Jahres viel gefeiert. Wir wollen, dass die Leute Freude haben, aber nicht auf Kosten des Lebens eines anderen Menschen. Die Botschaft ist klar: Fahre nicht unter Einfluss von Alkohol oder Drogen.”

AD 2005 ist nur eine von mehreren Aktionen, die in den nächsten Monaten geplant sind. Rasen, Fahren ohne Gurten und Fahren mit verkehrsuntüchtigen Fahrzeugen sollen ebenfalls verfolgt werden.

Tiefere Limite

Die Schweiz hat am 1. Januar ihre Promillegrenze von 0,8 auf 0,5 Promille Alkoholgehalt im Blut gesenkt. Aellen ist jedoch nicht für eine Nulltoleranz, welche die Aktivisten verlangt hatten.

“Die Polizei muss erst einmal vermehrt das existierende Limit kontrollieren. Wenn ich Leute frage, wann sie zum letzten Mal in eine Kontrolle geraten sind, sagen sie vor fünf, acht, zehn Jahren”, erklärt Aellen.

“Von mir aus sollte es mehr Kontrollen geben, damit die Autofahrer das Gefühl haben, dass Fahren unter Einfluss ein Risiko sei. Wenn das nicht der Fall ist, gibt es keinen Grund für eine Nulltoleranz.”

Und er ergänzt: “Aber das ist natürlich eine politische Frage, wie viele Polizisten jeder Kanton für Kontrollen zur Verfügung haben soll.”

Laut dem Bundesamt für Statistik hat die tiefere Promillegrenze dazu beigetragen, dass dieses Jahr in der Schweiz weniger Unfälle wegen Trunkenheit am Steuer zu beklagen waren.

So ist die Zahl der Unfälle in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent gesunken.

swissinfo, Thomas Stephens
(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

Seit dem 12. Dezember 2005 wurden europaweit rund 300’000 Autofahrer gestoppt und auf Alkohol und Drogen im Blut untersucht.
Von den 6000 in der Schweiz kontrollierten fuhren 200 unter Alkohol- und 150 unter Drogeneinfluss.
Laut dem Schweizer Büro für Unfallverhütung ist jeder fünfte Verkehrstote Opfer eines Fahrers unter Einfluss von Alkohol oder Drogen.
2004 haben in der Schweiz 509 Menschen ihr Leben bei einem Verkehrsunfall verloren.

TISPOL wurde von den Verkehrspolizeien Europas geschaffen, um die Strassensicherheit und die Einhaltung der Verkehrsregeln in Europa zu verbessern.

Hauptziel ist die Verminderung der Anzahl Verletzter und Toter im Strassenverkehr. Die Zahl der Verkehrstoten soll bis 2010 halbiert werden.

Laut TISPOL sterben in Europa jedes Jahr über 40’000 Menschen bei Verkehrsunfällen.

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