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Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky verhaftet (Zus.)

MÜNCHEN (awp international) – Der ehemalige BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky ist am Mittwoch in München verhaftet worden. Der 2008 bei der Landesbank gefeuerte Manager war wegen der ungeklärten Herkunft eines 50-Millionen-Dollar-Vermögens in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Das Geld stamme nach ersten Ermittlungen aus einem Geschäft mit Anteilen an der Formel 1, teilte die Behörde mit.
Erst am Montag hatte die Staatsanwaltschaft nach einem Bericht der “Süddeutschen Zeitung” erklärt, die Herkunft des Vermögens zu überprüfen. Am Mittwoch erliess das Amtsgericht München Haftbefehl, noch am Vormittag sei der frühere Risikomanager der Bank dann verhaftet worden. Die Affäre hatte bundesweit für Wirbel gesorgt.
Ersten Ermittlungen zufolge soll Gribkowsky für den Verkauf der BayernLB-Anteile an der Formel 1 als Beraterverträge getarnte Zuwendungen erhalten haben, heisst es in der Mitteilung. Das Geld sei an zwei eigens dafür gegründete Firmen in Österreich geflossen. Die Summe von insgesamt 50 Millionen Dollar (37 Mio Euro) sei in Deutschland nicht versteuert worden. Es bestehe der Verdacht der Untreue, der Steuerhinterziehung und der Bestechlichkeit.
Die Anteile an der Rennserie seien ohne eine eigene aktuelle Bewertung verkauft worden. Gribkowsky habe das Geld für sein “Entgegenkommen” bei dem Geschäft erhalten, glaubt die Staatsanwaltschaft. Weitere Einzelheiten wollte die Behörde aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen.
Der Manager war von 2002 bis 2008 als Vorstandsmitglied für die Risikosteuerung und Vermeidung von Kreditausfällen zuständig und verkaufte federführend den Anteil der BayernLB an der Formel 1. Hintergrund ist die Pleite des einstigen Medienmoguls Leo Kirch, dem die BayernLB zwei Milliarden Euro geliehen hatte. Die Landesbank hatte das Kirch-Engagement bei der Formel 1 übernommen, um durch einen späteren Verkauf wieder zu ihrem Geld zu kommen. 2006 wurde das Paket unter Federführung Gribkowskys an den Finanzinvestor CVC veräussert.
Der “SZ” zufolge hatte Gribkowsky 2007 ohne Wissen der BayernLB in Salzburg die “Sonnenschein Privatstiftung” gegründet und in einer Tochterfirma der Stiftung das Vermögen angelegt. Von den 50 Millionen Dollar seien nach Steuern in Österreich knapp 25 Millionen Euro übriggeblieben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Manager bereits wegen des milliardenschweren Fehlkaufs der Hypo Group Alpe Adria (HGAA). Er gehört zudem zu den Ex-Vorständen, von denen der Verwaltungsrat der Bank Schadenersatz fordert.
Der BayernLB lagen bisher keine Hinweise auf ein Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem Verkauf der Formel-1-Beteiligung vor. “Nach derzeitigem Stand gab es bisher keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass der Verkaufsprozess korrekt vollzogen wurde”, hatte es am Dienstag bei der Landesbank geheissen. Trotzdem werde man sich den gesamten Vorgang noch einmal genau ansehen. Die österreichische Justiz hatte sich bereits 2006 mit den rätselhaften Millionen Gribkowskys befasst, die Ermittlungen damals aber wieder eingestellt./sbr/DP/stb

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