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Ex-Crossair-Piloten haben Streik beendet

78 Kurzstreckenpiloten der Swiss blieben am Dienstag am Boden. Keystone

Am späten Dienstag Abend haben die 78 streikenden Kurzstreckenpiloten der Fluggesellschaft Swiss ihren eintägigen Ausstand beendet. Die Bilanz: 134 gestrichene Flüge, 8300 betroffene Kunden.

Swiss, welche den Piloten ein Ultimatum zum Streikende bis 18 Uhr gesetzt hatte, will deren Gewerkschaft auf Schadenersatz verklagen.

Der Konflikt der Kurzstreckenpiloten mit der Swiss ist am Dienstag zum ersten Pilotenstreik der Schweiz eskaliert. Statt ins Cockpit zu steigen, hatten sich 78 in der Gewerkschaft Swiss Pilots organisierte Kurzstreckenpiloten am Morgen zu einer Kundgebung im Flughafen Zürich-Kloten eingefunden.

Die Jumbolino-Flotte der Swiss von 24 Maschinen des Typs Avro RJ 85/100 blieb am Boden, wie Thomas Isler, der Präsident der Gewerkschaft Swiss Pilots, sagte. Dienstag konnten 128 Flüge nicht durchgeführt werden.

Am Mittwoch fallen zudem sechs Frühflüge aus. Die Passagiere wurden so weit als möglich umgebucht. Andere Europa- und Langstreckenflüge verkehrten normal.

Kündigungsdrohung

Am Abend hatten die Streikenden eine Vollversammlung einberufen, obwohl ihnen Swiss-European-Chef Manfred Brennwald Konsequenzen angedroht hatte, falls sie um 18 Uhr die Arbeit nicht wieder aufnähmen. Die Piloten beschlossen, ihren Streik wie geplant später am Abend zu beenden.

Brennwald will nun die Gewerkschaft Swiss Pilots und ihre Organe auf Schadenersatz verklagen, wie er vor den Medien sagte. Den 78 streikenden Regionalpiloten erhalten für den Streiktag keinen Lohn. Im Wiederholungsfall müssen sie mit der Kündigung rechnen.

Luftfahrtminister ohne Verständnis

Der Schweizer Bundespräsident Moritz Leuenberger bezeichnete das Vorgehen der ehemaligen Crossair-Piloten am Rande der Parlaments-Session in Flims als verantwortungslos. Er habe dann Verständnis, wenn Arbeitnehmer als letztes Mittel in einer Notlage zum Streik griffen.

Hier hätten die Piloten aber auch eine Verantwortung gegenüber den anderen Mitarbeitenden der Swiss, gegenüber der Schweiz und den Swiss-Kunden, sagte der Verkehrsminister. Die Gewerkschaften des Kabinen- und des Bodenpersonals solidarisierten sich dagegen mit den Streikenden.

Tieferes Lohnniveau

Der Streik ist ein weiterer Höhepunkt des seit Jahren schwelenden Streits der Ex-Crossair-Piloten mit der Swiss-Führung um die Gleichstellung mit Ex-Swissair-Piloten. Die Flugkapitäne der ehemaligen Crossair erhalten einen tieferen Lohn als ihre Kollegen von der ehemaligen Swissair.

Die Diskriminierung müsse beendet werden, forderte Thomas Isler. Manfred Brennwald zeigte sich gesprächsbereit. Swiss sei an einer stabilen Sozialpartnerschaft interessiert und wolle die derzeitigen Einzelarbeitsverträge in einen Rahmenvertrag einbinden.

swissinfo und Agenturen

Die Hotline-Nummer für Swiss-Kunden ist +41 (0) 44/564 17 47.

Im August 2005, ein halbes Jahr nach der Übernahme durch die Lufthansa, redimensioniert Swiss ihre Regionalflotte (ex-Crossair).

Im Oktober 2005 lagert Swiss die Regionalflotte aus und nennt sie Swiss European.

Im Dezember 2005 verständigen sich die Swiss und die Piloten der Regionalflotte, Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) aufzunehmen.

Im März 2006 nehmen die Piloten den von Swiss und der Gewerkschaft Swiss Pilots ausgehandelten Vertrag an, der Einschnitte bei den Löhnen bedeutet hätte.

Anfang Mai hat die Pilotengewerkschaft bekannt gegeben, dass sie bei der Abstimmung eine Fälschung entdeckt habe.

Swiss Pilots hat die Durchführung einer neuen Abstimmung über den GAV angekündigt, doch die Direktion der Swiss lehnt dies ab.

Da es bisher keinen GAV gibt, sind seit Anfang April die Einzelverträge in Kraft. Deren Bedingungen sind allerdings im Vergleich mit den übrigen Piloten der Flotte schlechter.

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