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Experten sorgen sich um den Planeten

Immer mehr Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht - wie zum Beispiel die "Seychellen-Eule". Keystone

Die Weltnaturschutz-Union (IUCN) mit Sitz in der Romandie läutet die Alarm-Glocken: Die Bio-Diversität ist stärker bedroht als jemals zuvor.

Um dieses Problem zu beraten, hat sie Tausende von Wissenschaftern und Regierungs-Vertretern aus der ganzen Welt – auch aus der Schweiz – nach Bangkok geladen.

Weltweit sind mindestens 15’600 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Fast ein Viertel der Säugetiere und beinahe ein Drittel der Amphibien seien gefährdet, teilte die Weltnaturschutz-Union (IUCN) am Mittwoch zum Auftakt des 3. Weltnaturschutz-Kongresses in Bangkok mit.

Auf der Konferenz beraten rund 6000 Delegierte acht Tage lang über Naturschutzfragen wie Artenvielfalt, Wasserknappheit, die Situation der Korallenriffe oder das Kyoto-Klimaschutz-Protokoll.

Dabei sollen eine Reihe von Resolutionen beschlossen werden, die jedoch keinen international bindenden Charakter haben.

3,5 Milliarden Jahre Evolution zerstört

Die bedrohten Arten hat die IUCN in eine Liste aufgenommen und publiziert: die sogenannte Rote Liste.

“Jedes Mal, wenn wir eine Art verlieren, zerstören wir eine Lebenskette, die sich über 3,5 Milliarden Jahre entwickelt hat”, gab der IUCN-Chefwissenschafter Jeffrey McNeely zu bedenken.

Für die Liste sei aber nur ein Bruchteil der bekannten Arten bewertet worden, betonte der Vorsitzende des IUCN-Komitees für das Überleben von Arten, David Brackett. Deshalb liege die tatsächliche Zahl der bedrohten Arten zweifellos noch weit höher.

7000 Tiere, 8000 Pflanzen

Die Liste umfasst gegenwärtig mehr als 7000 Tier- und mehr als 8000 Pflanzen-Arten. Den Grossteil der bedrohten Tiere machen mit 42% die Schildkröten aus, gefolgt von den Amphibien mit 33%. 23% der vom Aussterben bedrohten Tiere sind Säugetiere, 12% Vögel.

“Der Ansturm auf die Rote Liste macht deutlich, dass nicht nur immer mehr Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, sondern dass wir nach und nach ganze Ökosysteme verlieren werden”, warnte WWF-Artenschutzexperte Stefan Ziegler.

Klimawandel tötet Arten

“Die Aussterbe-Rate ist viel höher als jemals zuvor in der Evolution”, umreisst Olivier Biber, Leiter der Schweizer Delegation in Bangkok, das Problem gegenüber swissinfo.

“Der Klimawandel ist ein Faktor, der erst seit kurzer Zeit als wichtiger Einfluss auf das Überleben von Arten erkannt wurde”, sagt der Mitarbeiter der Abteilung Artenmanagement des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL).

Über 100 bedrohte Arten aus der Schweiz

“Es sterben Arten aus, ohne dass wir es überhaupt merken: Nur ein Drittel oder die Hälfte aller Arten wurden bisher überhaupt von der Wissenschaft beschrieben”, sagt Biber.

Die Rote Liste führt insgesamt 121 Arten auf, die auch in der Schweiz vorkommen. Beispielsweise die alpine Feldmaus, die rote Waldameise oder die Zwerggans. Trotzdem ist für Biber die Schweiz kein “Hotspot”. Besonders betroffen seien Länder in Asien und Afrika oder Inseln mit vielen einheimischen Arten.

Mehr Mittel gefordert

Die Anstrengungen der Naturschützer zum Arten-Erhalt zeitigten aber auch Erfolge, heisst es bei der IUCN. So habe ein Viertel der bedrohten Vogelarten weltweit von Schutzmassnahmen profitiert. Auch andere Tiere, wie beispielsweise der in Europa lebende Fischotter, kommen in den Genuss solcher Massnahmen.

Die Regierungen würden die Bedeutung der Artenvielfalt langsam anerkennen, sagte Brackett. “Tiere und Pflanzen liefern Nahrung, Heilmittel, Brennstoffe und Baumaterialien.”

Diese Erkenntnis setze sich langsam durch, sagte er. Es sei aber nötig, noch mehr Mittel bereitzustellen.

swissinfo und Agenturen

Die Weltnaturschutz-Union (IUCN) hat ihren Sitz in Gland, im Kanton Waadt.

Sie umfasst 79 Staaten, 114 Regierungs-Organisationen und über 800 Nichtregierungs- Organisationen.

Daneben zählt sie eine Experten-Gemeinde von über 10’000 Personen aus über 181 Ländern.

Weltweit sind 7000 Tier-Arten und 8000 Pflanzen-Arten vom Aussterben bedroht. 121 davon kommen auch in der Schweiz vor.

Das geht aus der so genannten Roten Liste der Weltnaturschutz-Organisation (IUCN) hervor.

Zurzeit besprechen rund 6000 Experten an einer Konferenz in Bangkok Probleme der Arten-Vielfalt.

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