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Expo 2000: Schweizer Pavillon als Oase der Ruhe geschätzt

Positive Zwischenbilanz für den Schweizer Pavillon an der Expo 2000. Keystone

Während sich die Direktion der Expo 2000 in Bezug auf Besucherzahlen zur Halbzeit in Zweckoptimismus übt, scheinen im Schweizer Pavillon die Erwartungen erfüllt. Bereits denkt man daran, ob die Erfahrungen für die Expo.02 von Nutzen sein können.

“Das Besucherdefizit trifft für den Schweizer Pavillon nicht zu, wir hatten darüber nie zu klagen”, sagte Generalkommissärin Ruth Grossenbacher-Schmid Mitte der Woche in Hannover. Ein zu überlaufener Pavillon wäre in ihren Augen dem speziellen Charakter der Schweizer Vertretung in Hannover gar abträglich.

Keine Warteschlangen

Täglich bis zu 44’000 Besucher – derzeit also jeder Dritte – wandeln durch die 3000 Kubikmeter Holz. Seit Anfang Juni haben 120 Musiker den Stapel aus Lärchen-und Föhrenholz zum Klingen gebracht. Hackbrett- und Akkordeonspieler sowie improvisierende Musiker wandeln durch den vom Bündner Architekten Peter Zumthor konzipierten Klangkörper.

Nach allen Seiten hin offen ist der Schweizer Pavillon praktisch der einzige, vor dem sich keine langen Warteschlangen bilden. Manche Besucher kommen daher mehrere Male in den Klangkörper. Der Aufenthalt beträgt laut einer Studie zwischen zwei Minuten und zwei Stunden. In Expo-Kreisen wird die “Oase der Ruhe” geschätzt und rege als Ort zum Auftanken abseits des Expo-Trubels genutzt.

“Konsequenter Weg war der richtige”

Neben viel Lob wird aber auch Kritik am Schweizer Pavillon laut. Immer wieder kommen Besucher vorbei, denen “konkrete Angaben zum Land, Multimediashows und Glanzprospekte” fehlen. Diese Reaktionen nimmt die Schweizer Vertretung in Hannover ernst – ist aber dennoch von der Richtigkeit des Konzepts überzeugt.

“Es hat sich gelohnt, den konsequenten Weg zu gehen”, hiess es in Hannover. Die Schweiz habe 1998 mit dem Projekt von Architekt Zumthor einen mutigen Entscheid gefasst. “Die Schweiz wird als offenes Land wahrgenommen, in Hannover wird ein grosses Stück Aussenpolitk geleistet”, ist Ruth Grossenbacher-Schmid überzeugt.

In direkter Nachbarschaft zu anderen Länder-Pavillons müsse jeden Tag die Balance zwischen Rücksichtnahme und Selbstbehauptung gefunden werden. So habe sich der Wasserfall des norwegischen Pavillons anfänglich wie die Niagara-Fälle angehört – und die Musik im Schweizer Pavillon kaum wahrnehmen lassen.

Pavillon fasziniert – und verwirrt

Viele der internationalen Expo-Besucher sind vom Klangkörper fasziniert. Die auf die Holzbalken projizierten Texte, die Musik und die angebotenen Spezialitäten aus Schweizer Küche und Keller regen zu Gesprächen an. Für Verwirrung sorgt manchmal allerdings der Labyrinth-Charakter des Pavillons.

“Einige sind bereits mittendrin und fragen uns dort nach dem Eingang”, schildert Sibille Hauser ihre Erfahrungen als Pavillon- Führerin. Andere machen sofort kehrt, sobald sie realisieren, dass “nur Holz” zu sehen ist.

Bestand anfänglich die Idee, den Pavillon nach der Expo 2000 an einem anderen Ort wieder aufzubauen, haben die Verantwortlichen inzwischen die “wohl realistischere Lösung” in Angriff genommen. Ab sofort steht der Klangkörper in Einzelteilen oder als Gesamtwerk zum Verkauf. “In einer Mischung aus Sothebys und Flohmarkt kann vom Kleiderbügel bis zum Holzstapel alles erworben werden”, sagte Grossenbacher-Schmid.

Bleibende Werte hofft die Schweizer Generalkommissarin auf die Expo.02 übertragen zu können. So könnten die in Hannover gesammelten Erfahrungen der jungen Pavillon-Mitarbeitenden der Schweizer Landesausstellung zu Gute kommen. Eine weitere Facette der von der Weltausstellung gewünschten Nachhaltigkeit.

swissinfo und Agenturen

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