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Expo 2005: Schweizer Pavillon “auf Kurs”

Andrang vor dem Schweizer Pavillon. Keystone

Der Schweizer Pavillon an der Expo 2005 in der japanischen Provinz Aichi gehört zu den Publikums-Magneten. Pro Tag besuchen ihn 5000 Personen.

Ein Erfolgsrezept, neben der allgemeinen Beliebtheit der Schweiz in Japan, ist das interaktive Element, das in den meisten anderen Pavillons fehlt.

“Wir sind auf Kurs”, sagt Manuel Salchli, Leiter des Schweizer Pavillons, vor Ort gegenüber swissinfo. Die Expo gehe von ungefähr 15 Millionen Eintritten aus. Der Schweizer Pavillon rechne damit, rund 10 Prozent oder zwischen 1 und 1,5 Millionen Personen anzuziehen.

Bisher hätten im Schnitt 5000 Menschen pro Tag den Schweizer Berg durchforscht, so Salchli. “Und das, obschon vor 11.00 Uhr morgens und nach 19.30 Uhr abends eigentlich keine Leute mehr im Global Common 4 sind.”

Warteschlangen

Der Schweizer Pavillon ist denn auch regelmässig der einzige Pavillon mit einer langen Warteschlange im Global Common 4, wo verschiedene europäische Länder zu Gast sind.

Dieser Teil der Ausstellung liegt im Süden des Expo-Geländes und ist weit weg von den Eingängen im Westen und Norden.

Um die drei “verlorenen” Stunden täglich wettzumachen, haben sich die Schweizer einige Aktionen überlegt. Dazu gehört eine intensive Betreuung der japanischen TV-Stationen, die regelmässig berichten und so auch zusätzliches Publikum generieren.

“Der Schweizer Pavillon ist ein Begriff. Auch wenn in den japanischen Medien oft nur über die Aussichtsterrasse oder das Raclette berichtet wird”, sagt Salchli weiter.

Anders als die andern

Im Vergleich mit vielen anderen Pavillons fällt auf, dass der Schweizer Berg praktisch der einzige Pavillon ist, der die Besuchenden quasi zwingt, etwas selber zu machen. Mit einem Audio-Guide müssen die Objekte angeleuchtet werden, die einen interessieren.

“Viele Leute halten uns unseren Mut zu Gute, anders zu sein, als die andern”, betont der Pavillon-Chef. “In den anderen Pavillons sind es sehr oft Projektionen oder Video-Beiträge, sehr viel Multimedia.”

Viele positive Reaktionen habe auch der Umstand bewirkt, “dass die Japaner zwar von Schweizerinnen und Schweizern betreut werden, das aber auf japanisch”. Viele andere Länder würden die Gäste von Japanerinnen und Japanern betreuen lassen.

Zwei Kulturen

Insgesamt habe er während der ersten drei Wochen bereits viele interessante Erfahrungen machen können, ergänzt Salchli. Was ihn etwas überrascht habe, sei der Umstand, dass für die japanischen Besucherinnen und Besucher alles ganz genau angeschrieben werden müsse.

“Die Japaner müssen wirklich von A bis Z geführt werden – über Beschriftungen oder über Guides.” Eine Einschätzung, die auch die 27jährige Clelia Kanai aus Zürich teilt. Sie ist eine der rund 40 Betreuerinnen und Betreuer im Pavillon.

“Die Japaner fühlen sich aufgehoben, wenn sie hindurchgeführt und geleitet werden.” Sie muss es wissen, ist sie doch selber halb Japanerin, halb Schweizerin.

“Was die Japaner sicher haben, ist dieses Gruppendenken, das merkt man hier an dieser Ausstellung sehr stark,” ergänzt die Japanologie-Studentin. Schweizer Besucher würden viel lieber individuell an eine solche Ausstellung gehen.

Westler weniger gehemmt

So hätten westliche Besucher auch keine Hemmungen im Umgang mit dem Audio-Guide, einer mit Hightech vollgestopften, aussen aber abgenutzten Armee-Taschenlampe. “Da braucht man schon viel mehr Zeit, um den Japanern zu erklären, wie man überhaupt mit diesem Ding umgeht.”

Doch es gebe neben Sauberkeit, Zuverlässigkeit und Perfektionismus auch viele andere Gemeinsamkeiten zwischen Japan und der Schweiz. In gewissen Dingen würden Japaner ganz ähnlich denken wie Schweizer: “Dieses Insel-Dasein findet man irgendwie bei beiden.”

Allgemein gefalle der Berg den japanischen Besuchern sehr gut, hat Kanai beobachtet. Das einzig Negative sei ihr beim Eingang aufgefallen, wo eine Fahrt in den Berg simuliert wird. “Da habe ich schon Leute erlebt, die unter Platzangst leiden.” Doch auch diese hätten durch den Hintereingang einen Weg in den Berg gefunden.

swissinfo, Christian Raaflaub, Aichi

Die erste Weltausstellung fand 1851 in London statt.
Weltausstellungen finden unregelmässig und in 2 Kategorien statt. Die letzten:
1970: Osaka, Japan
1992: Sevilla, Spanien
1998: Lissabon, Portugal (2. Kategorie)
2000: Hannover, Deutschland
2005: Aichi, Japan
Die nächste Weltausstellung ist 2010 im chinesischen Schanghai geplant.

Die Verantwortlichen des Schweizer Pavillons ziehen zum Schweizer Tag (15.4.) an der Expo 2005 im japanischen Aichi eine positive Zwischenbilanz.

Nach drei Wochen sei man auf Kurs, bestätigte Pavillon-Leiter Manuel Salchli vor Ort gegenüber swissinfo.

Der Mut, etwas anders als die andern Länder aufzutreten, habe sich gelohnt.

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