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Ferrostaal protestiert gegen Gewinneinzug von 277 Millionen (AF)

ESSEN/MÜNCHEN (awp international) – Der unter Korruptionsverdacht stehende Industriedienstleister Ferrostaal hat eine Forderung der Staatsanwaltschaft München von 277 Millionen Euro zurückgewiesen. Die Anklagebehörde habe den Einzug angeblich illegaler Gewinne in dieser Höhe verlangt, bestätigte eine Sprecherin am Montag in Essen. Die Summe sei aber “völlig unangemessen”. Dies habe Ferrostaal in einem Schreiben an das Landgericht München ausgeführt.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Summe laut “Süddeutscher Zeitung” (Montag) in einer Anklageschrift gegen zwei Ex-Manager des Essener Unternehmens gefordert. Die beiden stehen seit Mitte März unter Anklage. Von der Behörde selbst gab es keinen Kommentar. Die Gewinne sollen bei der Vermittlung von U-Boot-Geschäften mit Griechenland und Portugal angefallen sein, für die Ferrostaal laut Ermittlungsbehörde Bestechungsgelder in Millionenhöhe gezahlt hat.
Das Essener Unternehmen argumentiert dagegen, dass in Griechenland gar keine Amtsträger als Adressaten von Millionenüberweisungen ermittelt werden konnten. Damit fehle dem Vorwurf der Bestechung jede Grundlage, sagte die Sprecherin. Zu den Vorgängen in Portugal wollte sie sich nicht äussern. Das Portugalgeschäft soll aber deutlich kleiner gewesen sein als das in Griechenland.
Der Chef des Industriedienstleisters sieht seinen Konzern nach der Affäre derweil gut aufgestellt. “Wir haben die Konsequenzen aus den Fehlern der Vergangenheit gezogen und in Rekordzeit eine funktionierende Compliance-Organisation aufgebaut”, sagte Jan Secher dem “Handelsblatt” (Dienstag). Zugleich verteidigte er die Kosten für die Aufarbeitung des Schmiergeldskandals. “Ohne den Aufwand wären wir nie sicher gewesen, ob wir alles aufgedeckt haben.”
Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen die ehemalige MAN-Tochter Ferrostaal seit über einem Jahr. Ein Vergleich über die Zahlung eines Bussgeldes von 196 Millionen Euro war zuvor geplatzt. Ferrostaal konnte das Geld allein nicht aufbringen. Ferrostaal gehört seit 2009 mehrheitlich dem arabischen Staatsfonds IPIC. Die Araber liegen mit dem Vorbesitzer MAN seit Oktober 2010 im Rechtsstreit über die Folgen der Korruptionsaffäre./rs sbr/DP/tw

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