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Fieberkurve der Didier-Cuche-Fans akut im Steigen

Didier Cuche, der Schweizer Skistar zum Anfassen.

Am 13. Februar blickt die Sportwelt auf die Olympia-Abfahrt am Whistler Mountain. Ganz besonders die Mitglieder des Fanclubs von Favorit Didier Cuche. Holt ihr Idol Gold, wird es in der Bonne Auberge in dessen Heimat Les Bugnenets hoch zu und her gehen.

Zum Glück nicht auch noch ein Freitag: Der 13. Februar, an dem die mutigsten Skirennfahrer der Welt um den Olympiasieg rasen, ist ein Samstag.

Nach seinen zwei grossartigen Siegen auf der Streif in Kitzbühel heisst der Favorit auf die wichtigste Goldmedaille der Olympischen Winterspiele von Vancouver Didier Cuche.

Der Neuenburger aus dem Weiler Les Bugnenets startet aber mit einem Handicap zur Mission Olympiasieg: Die Mitglieder seines offiziellen Didier-Cuche-Fanclubs erwarten den 35-Jährigen nicht unten im Zielraum. Sie schreien ihren Helden daheim zur erhofften Bestzeit – vor der Grossleinwand im Saal der Bonne Auberge. In diesem Restaurant, das seine Eltern lange geführt hatten, ist Didier aufgewachsen.

Ganz ohne Beistand aus der Heimat am Nordfuss des Chasseral muss Cuche aber dennoch nicht auskommen: Zusammen mit drei Kollegen wird Jacques Krebs am Fuss des Whistlers stehen. Krebs ist nicht irgendwer, sondern seit diesem Winter oberster Fan, nämlich als Präsident des offiziellen Didier-Cuche-Fanclubs.

Formhoch beflügelt Mitgliederzahlen

“Die Kurven von Cuches Erfolgen und unserer Mitgliederzahlen verlaufen praktisch parallel”, berichtet der 49-Jährige aus dem benachbarten St. Imier im Kanton Bern.

In Zahlen ausgedrückt: Von 559 Mitgliedern im letzten August ist die Zahl auf 642 eingetragene Cuche-Fans gestiegen (Datum 26.1.2010). “Allein nach dem Kitzbühel-Wochenende gab es 22 Eintritte, und täglich kommen neue dazu”, berichtet Krebs.

Zwar sinkt die Zahl der eingetragenen Fans in einer Formflaute des Meisters auch wieder, aber der Präsident spricht von einem Stamm von rund 400 treuen Cuche-Anhängern.

Mit der sportlichen Hausse korreliert auch der Bestellungseingang für Fan-Artikel, denn diese verpacken und verschicken sich nicht von alleine. “Wir haben schon Hunderte von T-Shirts verkauft, es ist unglaublich”, staunt selbst der Präsident.

Star zum Anfassen

An den Wochenenden aber ruht die Arbeit in der Versandzentrale, und die eingeschworenen Fans machen das, was sie am liebsten tun: 40 bis 100 sind es, die sich im Zielraum einer Weltcup-Station die Stimmen heiser schreien und Fahnen und Transparente schwenken, bis die Arme erlahmen.

Wenn immer möglich nehme sich Didier nach den Rennen kurz Zeit für sie, erzählt Krebs. Man sei aber nicht enttäuscht, wenns einmal nicht klappe. “Wir wollen ihn ja unterstützen, nicht auch noch beanspruchen. Der Medienrummel ist gross genug, und nimmt immer noch zu.”

Ausgiebig Zeit für den persönlichen Kontakt mit seinen treuesten Fans nimmt sich der berühmteste Sohn dann daheim in Les Bugnenets, der Mini-Skistation, wo er die ersten Versuche auf Schnee machte. Etwa an der Generalversammlung, an der er immer teilnimmt, und am Neujahrsessen. Und dann natürlich beim grossen Empfang, den der Club seinem Idol nach Saisonende jeweils organisiert.

Läuft es für Cuche auch in Kanada super, erwartet Krebs bis zu 3000 Fans, die im Frühling dem kleinen Nest und dem grossen Ski-König ihre Aufwartung machen würden.

Detailversessenheit

Kennen tut der oberste Fan die Nummer 1 des starken Schweizer Teams seit zehn Jahren, und das mittlerweile “sehr gut”, sagt Krebs, der in einem Zuliefererbetrieb für die Uhrenindustrie arbeitet.

Die unmittelbare Nähe beschert Krebs Einblicke in den Alltag des Ski-Asses, die Aussenstehenden verborgen bleiben.

Etwa, wenn Cuche seine Skischuhe im Betrieb, wo Krebs arbeitet, modifizieren lässt. “Da geht es um Millimeter”, staunt der Freizeitskifahrer. Die Präzision, mit der Cuche an jedes scheinbar noch so kleine Detail herangeht, ist laut Krebs einer der Schlüssel zu Cuches Erfolg.

Ein solcher sind auch seine Disziplin und der unheimliche Trainingsfleiss, den Cuche gerade im Sommer an den Tag legt, wenn Fussball, Wimbledon oder die Tour de France die Sportwelt bewegen.

“Ich sehe, welch Riesenaufwand hinter seinen Leistungen steckt – bis heute hat Didier in drei Disziplinen über 50 Podestplätze herausgefahren.” Für gewöhnliche Zuschauer sei da ein fünfter Platz schon fast eine Enttäuschung. Krebs dagegen zieht auch vor einer solchen Platzierung den Hut.

Gefahr als stete Begleiterin

Bei aller Freude des Augenblicks blendet Krebs die Risiken keineswegs aus, denen sich Cuche auf den pickelharten Pisten aussetzt. Zwei Jahre hatte der Weg zurück an die Spitze gedauert, nach Cuches Kreuzbandriss 2005. Die Zeiten sind bei Krebs noch präsent. Ihm ist bewusst, dass eine weitere schwere Verletzung wohl das Karrierenende des 35-jährigen Copains bedeuten würde.

Furcht um die Galionsfigur hat er dennoch keine. “Didier verfügt über eine derart hervorragende Technik und Athletik, dass er auch in schwierigsten Passagen sicher auf dem Ski stehen kann. Ich habe mich schon bei ihm dafür bedankt, dass ich beim Zuschauen keine Angst haben muss”, sagt Krebs.

Der Abschied steht aber so oder so im Raum. Gemäss Krebs fährt Cuche bis 2011 weiter, mit der WM in Garmisch und dem Weltcup-Abschluss “zuhause” auf der Lenzerheide.

“Aber wenn er seine Karriere in Vancouver vergolden kann, bin ich mir nicht so sicher, ob er noch eine Saison anhängt”, sagt Krebs. Bei der nun schon seit zwei Winter andauernden Hochform Cuches bleibt zu hoffen, dass ihn der oberste Fan in diesem Punkt nicht gut genug kennt.

Renat Künzi, swissinfo.ch

Didier Cuche, der am Freitag im Weltcup-Riesenslalom in Kranjska Gora gestürzt ist, ist in der Schulthess-Klinik in Zürich am rechten Daumen operiert werden.

Mit einer Spezialschiene sollte der Neuenburger das Training in der nächsten Woche wieder aufnehmen können.

Cuche zog sich einen Splitterbruch des ersten Mittelhandknochens zu.

Bei optimalem Heilungsverlauf sollte der Daumen in ein paar Tagen wieder leicht belastet werden können. Cuches Teilnahme an den Olympischen Spielen sollte daher nichts im Weg stehen.

Didier Cuche geht in Vancouver, genauer am Whistler Mountain, dreimal an den Start.

Am Samstag, 13. Februar in der Abfahrt (20.45 MEZ).

Am Freitag, 19. Februar im Super G (20.30).

Am Sonntag, 21. Februar im Riesenslalom (19.00, zweiter Lauf um 22.45).

Der Fanclub verfolgt alle Rennen auf Grossleinwand in der Bonne Auberge in Les Bugnenets.

Weltcup

Sieg im Abfahrtsweltcup (kleine Kristallkugel) 2007 und 2008.

Sieg im Riesenslalom-Weltcup 2009.

Dritter Platz im Gesamtweltcup 2002, 2007, 2008, und 2009.

Bisher 13 Siege in den Disziplinen Abfahrt (6), Super G (4) und Riesenslalom (3). Dazu rund 40 weitere Platzierungen auf dem Podest.

Weltmeisterschaften

2009 in Val d’Isère: Gold im Super G und Silber in der Abfahrt.
2007 in Are (Schweden): Bronze im Riesenslalom.

Olympische Winterspiele

Silbermedaille im Super G von Nagano 1998.

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