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Finanzplatz Schweiz will aufs Podium

Der Zürcher Paradeplatz, immer noch das Symbol für den Finanzplatz Schweiz. Ex-press

Die Schweiz soll weltweit wieder zu den ersten drei Finanzplätzen gehören. Dies ist das Ziel von vier Hauptakteuren der Finanzbranche, die dafür eine gemeinsame Strategie erarbeitet haben.

Sie versprechen sich weiteres Wirtschaftswachstum, zusätzliche Arbeitsplätze und Milliarden-Steuereinnahmen.

Die Schweiz soll bis im Jahr 2015 nach London und New York drittwichtigster Finanzplatz der Welt sein. Dies ist das Ziel des “Masterplan Finanzplatz Schweiz”, den die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg), der Schweizerische Versicherungsverband (SVV), die Swiss Funds Association (SFA) und die neue Finanzplatz-Infrastrukturholding mit SWX Group, SIS Group und Telekurs Group erarbeiteten.

Damit die Schweiz von ihrem derzeitigen Rang 6 unter die Top 3 vorstossen kann, soll der Beitrag des Finanzplatzes zum realen Bruttoinlandprodukt (BIP) jährlich nominal mindestens 7 bis 9% – und nicht wie bisher 5% – wachsen, sagte SWX-Präsident Peter Gomez.

Top-Forschungsstandort

Der Beitrag der Finanzindustrie zum BIP würde damit um 70 Mrd. Franken verdoppelt. Zudem würden 40’0000 bis 80’000 neue Arbeitsplätze geschaffen und zusätzlich neue Steuereinnahmen von 11 bis 17 Mrd. Franken generiert.

Um diese Vision zu realisieren, brauche es optimale Rahmenbedingungen, sagte Pierre Mirabaud, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung. So muss die Schweiz zur Top-Destination für Forschung und Ausbildung werden mit internationaler Ausstrahlung im Finanzbereich.

Weiter soll laut Peter Gomez die Selbstregulierung gestärkt und eine risikobasierte Überwachung geschaffen werden. Damit werde eine transparente und faire Aufsicht geschaffen.

Steuervorteile behalten

Die Finanzakteure setzen zudem auf eine enge Zusammenarbeit von Finanzindustrie, Behörden und Politik zu einer nachhaltigen Stärkung des Finanzplatzes in den Bereichen Regulierung, Aufsicht und Steuern. “Hier können wir noch sehr viel lernen”, so Gomez.

Bei den Steuern plädieren sie für die Abschaffung der Stempelsteuer durch jährliche Satzsenkungen. Insbesondere in den Wachstumsbereichen sei auch eine international konkurrenzfähige Besteuerung wichtig.

Im Bankenbereich geht es laut Pierre Mirabaud konkret etwa darum, die Weltmarktführerschaft der Schweiz im Private Banking zu behaupten. Bei der Amts- und Rechtshilfe müsste die Aufsichtsbehörde klare Prozesse und Prozeduren im internationalen Austausch von Kunden- und anderen Informationen sicherstellen, insbesondere in Steuerfragen.

Politik soll sich raushalten

Auf eine politisch motivierte Amts- und Rechtshilfe sei zu verzichten. Dies gelte auch für den Handel mit Rohstoffen, wo die Schweiz ebenfalls eine führende Rolle einnehme. Zudem schöpfe die Schweiz ihr Potenzial bei alternativen Anlagen nicht aus. Unattraktive Standortbedingungen seien hier die grössten Herausforderungen, um beispielsweise die Schweiz auch für Hedge-Fonds in Europa als Top-3-Standort zu etablieren.

Der Masterplan soll als Diskussionsbeitrag dienen für kommende Gespräche über die zukünftige Positionierung des Finanzplatzes Schweiz. Um das Vorhaben voranzubringen, planen die Finanzmarktakteure einen jährlichen “Finanzplatz-Gipfel” zusammen mit Spitzenvertretern von Behörden, Politik und Verbänden.

swissinfo und Agenturen

Der Finanzplatz Schweiz bietet eine Vielzahl von Finanzdienstleistungen an und wickelt solche in grossem Umfang ab.

Um im Standortwettbewerb mit anderen Finanzplätzen mithalten zu können, versucht der Finanzplatz Schweiz, den Vertraulichkeits-Schutz zu wahren und Missbräuche zu verhindern.

Der geschätzte Anteil des Finanzsektors am Brutto-Inlandprodukt (BIP) beträgt heute gegen 15%. Mehr als 5% aller Beschäftigten im Land arbeiten in diesem Bereich.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte erhöht, das Zinszielband für den massgebenden Dreimonats-Libor wird entsprechend auf 2,25 bis 3,25% erhöht.

Damit verzichtet die SNB – anders als die Europäische Zentralbank (EZB) – auf eine Zinspause wegen der US-Hypothekenkrise.

Der Libor soll in der Mitte bei 2,75% gehalten werden. Am Markt notierte der Libor zuletzt bereits bei 2,9%, dennoch hatten Ökonomen mehrheitlich mit einer Zinspause gerechnet.

Der Libor (London Interbank Offered Rate) stellt einen Durchschnittspreis dar, den die Banken untereinander für ungedeckte Kredite verlangen.

Der Libor wird täglich um 11 Uhr in London fixiert. Der Zinssatz wird für verschiedene Währungen und Laufzeiten berechnet.

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