AOM-Air-Liberté: Die Uhr tickt noch einige Tage
Die Bemühungen um die Rettung der französischen Swissair-Beteiligungen AOM und Air Liberté sind am Freitag (20.07.) in die Zielgerade eingebogen. Jetzt wird intensiv über die Gruppierung von Übernahmeofferten verhandelt.
Diese Nachverhandlungen waren möglich geworden, nachdem das Handelsgericht von Créteil am Donnerstag beschlossen hatte, die Frist um eine Woche zu verlängern.
Offensichtlich wird nun versucht drei Rettungs-Offerten miteinander zu vereinen. Das bestätigte Jean Immediato, Delegierter der nationalen Piloten-Vereinigung.
Widerstand gegen Projekt Rochet
Eine Übernahme-Offerte, die von AOM-Direktionspräsident Marc Rochet in letzter Minute eingereicht wurde, lehnen die Gewerkschaften ab. Sie werfen Rochet eine antisoziale Haltung vor.
Man sei sogar bereit, einen Sozialkonflikt vom Zaun zu brechen, falls das Angebot Rochets berücksichtigt werden sollte, hatten sie am Donnerstag durchblicken lassen. Darüber hinaus sei das Angebot erst nach der festgesetzten Frist beim Handelsgericht eingetroffen. Auch die Anwälte des amerikanischen Investitionsfonds Fidei sind dieser Meinung.
Unterstützung durch die Swissair Group
Bei den Bemühungen um die Rettung von AOM/Air Liberté spielt die Haltung der Swissair Group (Anteil 49,5%) eine entscheidende Rolle. Die 15 eingegangenen Offerten, insbesondere die Angebote für eine vollumfängliche Übernahme, stützen sich auf eine finanzielle Unterstützung durch die Swissair ab. Mit der Swissair Group hat allerdings niemand ein Abkommen getroffen.
Nach Aussagen von Gewerkschaftsvertretern wäre ausgerechnet die Swissair Group am ehesten bereit, das Angebot von AOM/Air Liberté-Chef Rochet zu unterstützen. Swissair-Sprecher Siro Barino wollte das allerdings nicht kommentieren.
Ebenso wenig äusserte er sich zum Betrag von 1,3 Mrd. Francs (etwa 300 Mio. Franken), den die Swissair laut den Gewerkschaften zu einem «ernsthaften» Rettungsprojekt beisteuern würde. Andere Quellen sprechen gar von einem Betrag von 1,8 Mrd. Francs.
Einwöchige Galgenfrist
Die fünf Richter des Handelsgerichts von Créteil haben am Donnerstagabend nach einer Marathonsitzung beschlossen, den Interessenten bis zum kommenden Dienstag, 12 Uhr, Zeit zu geben, ihre Angebote aufzubessern.
Das Gericht werde am kommenden Donnerstag wieder zusammentreten und seinen Entscheid spätestens am Freitag bekannt geben, versicherte Gerichtspräsident Christian Rousselin.
swissinfo und Agenturen
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