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Flughäfen sind immer mehr Konsumtempel

Fliegendes Shopping am Flughafen Zürich. Keystone

Flughäfen dürfen sich heute nicht mehr auf ihr Kerngeschäft beschränken, sondern müssen immer mehr Umsatz mit anderen Geschäften machen.

Gefragt ist die Entwicklung hin zum Konsumtempel und Einkaufsparadies. Die Flughäfen Zürich und Genf liegen gut im Rennen.

Regelrechte “Metropolen” müssten Flughäfen heute sein, um wirtschaftlich rentabel zu bleiben, fasste die internationale Unternehmensberatungsfirma A.T. Kearney am Mittwoch die Ergebnisse ihrer Studie zusammen.

Diese trägt den Titel “A.T. Kearney: Airports werden Marktplätze des 21. Jahrhunderts.” Die Luftfahrt als das traditionelle Kerngeschäft von Flughäfen gerate immer mehr unter Druck.

In den letzten Jahren hätten sich die Rahmenbedingungen für Flughäfen stark verändert. Umsätze würden stagnieren oder sinken, Personalkosten dafür steigen. Zudem seien bei weniger Einnahmen die Ausgaben für Investitionen höher, heisst es. Daher bestehe für Flughäfen “dringender Handlungsbedarf”, so die Analyse.

Die Flughäfen-Betreiber müssten sich besser auf die Ansprüche der Konsumenten ausrichten. Höhere Bedeutung müssten sie dem Geschäftsbereich “Non-Aviation” zumessen. Gemeint sind damit Einnahmen durch Geschäfte, Restaurants und Bars, Parken, Werbung oder aus der Vermietung von Immobilien.

Zürich gut,…

Der Flughafen Zürich hat gemäss A.T. Kearney seine Hausaufgaben gemacht. Von den 15 untersuchten Flughäfen befand sich Zürich auf Rang 4 bei der “Non-Aviation”.

Der Flughafen generierte im Jahr 2004 mit diesem Geschäftsbereich 43% des Umsatzes. Spitzenreiter war Oslo mit 48%, gefolgt von Kopenhagen (47%) und München (45%).

Für Sonja Zöchling, Sprecherin des Flughafens Zürich, ist der Flughafen Zürich der verkehrstechnisch besterschlossene Punkt der Schweiz und liegt nahe bei Zürich. “Deshalb ist er äusserst attraktiv und die Geschäfte hier haben 365 Tage im Jahr offen”, sagt sie gegenüber swissinfo.

Auch, dass die Fluggesellschaft Swiss ihre Büros am Flughafen aufgibt, ist für Zöchling kein Grund zur Bange. “Der Standort direkt am Flughafen ist sehr beliebt und die teuersten Büros haben den kleinsten Leerbestand. Bei uns liegt er bei 1%, gesamtschweizerisch sind es 8%.

… Genf besser

Noch besser läuft es in dieser Hinsicht beim internationalen Flughafen Genf, der in der Studie nicht berücksichtigt wurde. Laut Sprecher Philippe Roy werden dort 51% des Umsatzes mit “Non-Aviation”-Geschäften erzielt.

“Wir verfolgen diese Politik schon seit 15 Jahren”, so Roy gegenüber swissinfo. Die Tendenz habe sich besonders in den letzten Jahren verstärkt.

Das habe dem Flughafen auch erlaubt, die Gebühren für Airlines wie auch für Passagiere nicht anzuheben. “Wir haben das Glück, dass wir ein Stadtflughafen sind, der direkt an den öffentlichen Verkehr angebunden ist. Wir haben 360 Tage im Jahr geöffnet und funktionieren wie ein Geschäftszentrum”, so Roy.

swissinfo und Agenturen

Anteile “Non-Aviation”-Geschäft:
Flughafen Oslo: 48%
Kopenhagen: 47%
München: 45%
Zürich: 43%
Genf: 51% (nicht in der Untersuchung)

Internationale Verkehrsknoten waren schon immer Ausgangspunkt für den Bau neuer Städte. Die Rolle, die bisher Häfen, Bahnhöfe und Autobahnknoten spielten, wird heute von Flughäfen übernommen.

Flughäfen sind eine Art Visitenkarte, wo neben Zollfrei-Artikeln und Gastronomie auch typische Produkte des Landes verkauft werden. Der Flughafen München verfügt sogar über ein Spital.

Die Schweizer Flughäfen zählen zu den Vorreitern dieser Tendenz. Gemäss Studie generiert Zürich 43% des Umsatzes mit “Non-Aviation” und liegt damit an vierter Stelle von 15 untersuchten Flughäfen in Europa.

In Genf, das in der Studie nicht berücksichtigt ist, sind es gar 51%.

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