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Flughafen Zürich vor ungewisser Zukunft

Der Flugzeuglärm sorgt in und um Zürich immer wieder für Unmut. Keystone

Das Stimmvolk des Kantons Zürich entscheidet am 25. November unter anderem auch über die Zukunft des Flughafens Kloten. Zwei Vorlagen wollen dem Flugbetrieb Leitplanken setzen.

Eine Volksinitiative will die Anzahl der Flugbewegungen einschränken, ein Gegenvorschlag des Kantonsparlaments sieht verschiedene Massnahmen vor. Beide sind umstritten.

Der internationale Flughafen Zürich Kloten, der heute Unique heisst, ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor für den Kanton und seine weitere Umgebung.

Doch er sorgt auch für viel Lärm, für die Ohren und in der Politik. Besonders tangiert sind die Beziehungen zu (Süd-)Deutschland wegen der An- und Abflüge über dessen Hoheitsgebiet.

Darum werden Abstimmungskämpfe zu Flughafen-Themen immer emotional geführt, und sie haben eine landesweite Ausstrahlung. Für viele ist der Flughafen mehr als ein An- und Abflugort.

In Kanton Zürich kommen am 25. November zwei Flughafen-Vorlagen an die Urne, die eine Lösung für das Lärmproblem in Aussicht stellen: die “Plafonierungs-Initiative” und als Gegenvorschlag des Kantonsrats der Zürcher Fluglärm-Index “ZFI plus”.

Initiative und Gegenvorschlag

Die “Volksinitiative für eine realistische Flughafenpolitik” kam im Sommer 2004 mit über 21’000 Unterschriften zustande. Sie fordert eine Beschränkung auf 250’000 Flugbewegungen und neun Stunden Nachtruhe. Sie wird vom Zürcher Kantonsrat abgelehnt.

Der “Zürcher Lärmindex” will “die Anzahl der stark vom Fluglärm betroffenen Personen auf 47’000 beschränken” und sieht eine Nachtruhe von sieben Stunden vor.

Wenn der Richtwert von 320’000 Flugbewegungen (An- und Abflüge) erreicht wird, soll der Kantonsrat die Begrenzung der Bewegungen thematisieren können. Dieser Gegenvorschlag fand im Parlament etwas mehr politische Zustimmung als die Initiative.

2006 verzeichnete der Flughafen rund 261’000 Flugbewegungen, bis Oktober 2007 waren es rund 226’000. Heute dauert die Nachtruhe sechs Stunden.

Pro und Kontra

Die Gegner der Plafonierungs-Initiative befürchten, der Flughafen könnte bei einer Annahme der Vorlage seine Konkurrenzfähigkeit als Drehscheibe (Hub) einbüssen. Zudem würde die in Zürich beheimatete Fluggesellschaft Swiss bedroht. Swiss gehört heute der deutschen Lufthansa.

Sie lehnt beide Vorlagen kategorisch ab. Swiss argumentiert, bei einer längeren Nachtruhe müsse sie ihre Langstrecken- und Europaflotte verkleinern, mit Folgen für die Arbeitsplätze.

Die Befürworter der Initiative betonen, mit einer Änderung der Abflugzeiten in den Destinationen der Swiss könne ein Grossteil der Landungen auf die normalen Tageszeiten verschoben werden. Dies hat der Dachverband Fluglärmschutz kürzlich berechnen lassen.

Auch ein Komitee aus Wirtschaftsvertretern macht sich stark für die Initiative. Für sie geht es darum, längerfristig nicht “erneut in eine grosse Abhängigkeit vom extrem volatilen Luftverkehrsgeschäft” zu geraten.

Initiative Nein, Gegenvorschlag Ja sagt eine dritte Gruppe, zu der auch der Verein Pro Flughafen gehört. Sie sieht im Zürcher Fluglärm-Index zum Schutz der Wohnbevölkerung vor Fluglärm den besseren Weg.

Es sei sinnvoller, den Lärm zu begrenzen statt die Flugbewegungen zu zählen. Mit dem Gegenvorschlag bleibe der sinnvolle Weiterbetrieb des Flughafens gewährleistet, betont der Verein.

swissinfo, Christian Raaflaub

Nächstes Jahr feiert der Flughafen Unique seinen 60 Geburtstag.

Flugbewegungen am Flughafen Unique:
Januar bis Oktober 2007: 226’161
2006: 260’786
2005: 267’363
2004: 266’660
2006 fertigte der Flughafen 19’237’216 Passagiere ab
Zwischen Januar und Oktober 2007 waren es bereits 17’541’842, etwa gleich viele wie 2005

Der Zwist um Anflüge über deutsches Hoheitsgebiet ist immer noch nicht gelöst.

Im März 2003 hatte das Schweizer Parlament den Vorschlag einer Beschränkung der Anflüge über süddeutsches Gebiet auf jährlich maximal 100’000 abgelehnt.

Daraufhin führte Deutschland einseitig eine strengere Regelung ein und lässt seither nur noch 80’000 Anflüge pro Jahr zu.

Für grosse Spannung sorgt am 25. November der zweite Wahlgang für den Ständerat im Kanton Zürich.

Am 21. Oktober bereits gewählt wurde der freisinnige Felix Gutzwiller.

Um den zweiten Sitz kämpfen die Grünliberale Verena Diener und Ueli Maurer, Präsident der Schweizerischen Volkspartei.

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