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Fusion der Hörgerät-Hersteller verboten

Sonova-Hauptsitz in Stäfa bei Zürich. Keystone

Die Schweizer Sonova (vormals Phonak) und die dänische ReSound dürfen sich laut deutschem Gerichtsbeschluss nicht zum weltgrössten Hörgeräte-Hersteller zusammenschliessen.

Die geplante Fusion hätte in Deutschland einen unfairen Wettbewerb geschaffen.

Die vom deutschen Kartellamt untersagte Übernahme dürfe nicht vollzogen werden, erklärte das Düsseldorfer Landesgericht. Die Wettbewerbsbehörde hatte den 3,3 Mrd. Franken schweren Deal im April untersagt. Diesen Entscheid hatte die Sonova weitergezogen, wie sich nun zeigt vergeblich.

Nach dem Entscheid des Düsseldorfer Gerichts wird die Sonova die Übernahmepläne nun vermutlich begraben. Das Unternehmen hatte bereits früher durchblicken lassen, dass auf einen jahrelangen Rechtsstreit wohl verzichtet werde.

Sonova-Konzernchef Valentin Chapero hatte erst am vergangenen Sonntag in einem Interview der NZZ am Sonntag bekräftigt, ein für den Konzern negativer Entscheid werde höchstwahrscheinlich nicht weitergezogen.

Seine Unternehmung könne auch ohne die Übernahme von ReSound Weltmarktleader in der Hörgerätebranche werden. Chapero erwartet in den nächsten fünf Jahren ein jährliches Wachstum von 10%.

Auch so bald Nummer eins

Sibylle Bischofberger, Analystin bei der Zürcher Kantonalbank, glaubt, dass Chaperos Erwartungen durch den Innovationsgrad und das hohe Know-how der Firma durchaus berechtigt sei. Sonova habe eine bessere Produkte-Auswahl als der deutsche Konkurrent Siemens und die dänische William Demant Holding.

“Mit der Übernahme von ReSound wäre Sonova sofort die Nummer eins gewesen. So dauert es vielleicht zwei oder drei Jahre, um an die Spitze zu gelangen. Das ist nur eine Frage der Zeit”, sagte sie gegenüber swissinfo.

“Die Hauptstärken von Sonova sind ihre Innovationskraft, das Know-how im Hörbereich und die Fähigkeit, diese in Produkte umzusetzen”, so Bischofberger weiter.

Sonova bläst die Transaktion ab

Das Verbot des deutschen Kartellamts steht im Widerspruch zu den Entscheiden von zahlreichen Kartellbehörden anderer Länder. Dies hatte Sonova scharf kritisiert, zumal der Marktanteil der beiden Firmen in Deutschland nach eigenen Angaben sehr klein sei.

Sonova hat am Mittwoch bereits auf den Entscheid des Düsseldorfer Oberlandesgerichts reagiert und die Übernahme des dänischen Konkurrenten ReSound abgeblasen.

Das Beschwerdeverfahren vor den deutschen Gerichten könnte “Monate oder gar Jahre” dauern, heisst es in einer Mitteilung von Sonova vom Mittwoch. Die Transaktion werde daher abgebrochen.

Im Zusammenhang mit der nun geplatzten Übernahme fielen bei Sonova Kosten von rund 36 Mio. Franken an, wie es weiter hiess. Diese werden der Rechnung des laufenden Geschäftsjahrs 2007/08 belastet.

Da 2006/07 bereits 19 Mio. Franken aufgewendet wurden, reduziert sich der liquiditätswirksame Effekt jedoch auf rund 17 Mio. Franken.

swissinfo und Agenturen

Die Sonova-Gruppe mit Hauptsitz bei Zürich ist auf Design, Entwicklung, Produktion und Distribution von Hörgeräten für Erwachsene und Kinder spezialisiert.

Die Firma ist in über 70 Ländern aktiv, mit einer starken Präsenz in den USA und Europa. Sie beschäftigt mehr als 4000 Personen.

Die einstige Phonak wurde am 1. August dieses Jahres auf Sonova umbenannt und ging unter diesem Namen am folgenden Tag an die Schweizer Börse.

Phonak existiert immer noch als Markenname für Hörsysteme, neben dem übrigen Angebot von Sonova, das unter dem Namen Unitron verkauft wird.

ReSound ist ein Hersteller von digitalen Hörgeräten und audiologischem Diagnose-Material. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Kopenhagen mit einem weitverzweigten Netz von Tochterfirmen in 60 Ländern. Rund 3400 Angestellte arbeiten weltweit für ReSound.

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