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Geschlechterlohn-Rechner

Wilhelm Tell schlägt immer noch Helvetia - bei den Löhnen. swissinfo.ch

Ein Rechner im Internet vergleicht die Löhne von Mann und Frau bei gleicher Arbeit. Er hat ermittelt, dass die Löhne zwischen 3 und 21% variieren.

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist seit 25 Jahren in der Verfassung garantiert. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) will sie endlich auch bei den Löhnen.

Frauen verdienen aufgrund ihres Geschlechts weniger als Männer. Ein grosser Teil der Lohndifferenz kann nicht mit Unterschieden in der Tätigkeit oder im Ausbildungsprofil erklärt werden, wie eine neue Vergleichsmethode zeigt.

Der SGB hat am Dienstag in Bern den Geschlechterlohn-Rechner zum Vergleich von Männer- und Frauenlöhnen präsentiert. Mit dieser Methode kann der Einfluss einzelner Faktoren auf den Lohn bestimmt werden.

Lohnunterschied ermitteln

Bei der Lohngleichheit zwischen Mann und Frau seien in den letzten Jahren leider nur minime Fortschritte erzielt worden, sagte SGB-Zentralsekretärin Natalie Imboden am Dienstag.

Für gleichwertige Arbeit verdienten Frauen zwischen 3 und 21% weniger als Männer. Dieser Lohnunterschied könne nur mit Diskriminierung erklärt werden.

Um dem Argument, es handle sich nicht um geschlechtsspezifische Diskriminierung, wenn Frauen weniger Lohn erhalten als Männer vorzubeugen hat der SGB den Frauen nun diesen speziellen Lohnrechner ins Internet gestellt.

Somit können Frauen zum einen ermitteln, wie gross der durchschnittliche Lohnunterschied der Geschlechter in ihrer Branche ist. Und sie erhalten einen auf ihre Berufssituation und -erfahrungen abgestimmten Durchschnittslohn, der ihnen zeigt, wie viel Frauen mit denselben Voraussetzungen in etwa verdienen.

Relativer Wert

Mitinitiantin Christina Aebischer räumte ein, dass dieser Wert einer einzelnen Frau in den Lohnverhandlungen mit ihrem Chef nicht immer von grossem Nutzen sein wird. Er könne aber sehr wohl dazu beitragen, das Lohntabu zu brechen, und auch als Basis
für allfällige Lohnklagen dienen.

Der Lohnrechner ist Teil einer breiten Kampagne für Lohngleichheit, welche der SGB mit Blick auf das 25-jährige Bestehen des entsprechenden Verfassungsartikels in der Schweizer Bundesverfassung im nächsten Jahr lanciert.

Dass Frauen immer noch weniger verdienten als Männer, sei nicht gottgewollt, sondern männergewollt, sagte die grüne Nationalrätin Franziska Teuscher.

25 Jahre nach Verankerung des Verfassungsgebotes und zehn Jahre nach dem Inkrafttreten des Gleichstellungsgesetzes sei es höchste Zeit, dass die Gesellschaft
den Frauen den Lohn zugestehe, der ihnen zukomme.

Manifest folgt

Die Frauenkommission des SGB will bereits an ihrem Jahreskongress vom kommenden Freitag ein Manifest mit weiteren Forderungen zur Umsetzung der Lohngleichheit verabschieden.

Teuscher sagte, Lohnklagen sollten künftig häufiger auf Verbandsstufe lanciert
werden. Zudem möchte sie die Arbeitgeber verpflichten, sich aktiv für gleiche Löhne einzusetzen statt erst auf Klagen zu reagieren.

Teuscher deutete an, dass die Frauen zur Durchsetzung ihrer Anliegen auch radikale Massnahmen wie etwa einen Streik ins Auge fassen könnten.

swissinfo und Agenturen

Der Lohnrechner des SGB errechnet den monatlichen Bruttolohn getrennt zwischen Mann und Frau.

Massgebend sind die Löhne 2002.

Es wurden 40 Branchen der Privatwirtschaft berücksichtigt.

Frauenlöhne sind zwischen 3% und 21% tiefer.

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