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Schweizerin bringt Theater zum Publikum ins Haus

Frau auf Sofa mit Filmplakat Das falsche Herz
Im Film "Das falsche Herz" aus dem Jahr 2012 spielte Eva Allenbach eine Magd. swissinfo.ch

Sie zog der Liebe wegen nach Rom – und für ihre grosse Leidenschaft: die Schauspielerei. Als Theaterschauspielerin durchbricht Eva Allenbach die imaginäre Wand zwischen Künstlern und dem Publikum durchbrechen.

Österreichische Soldatin im Ersten Weltkrieg, Deutsche in den Sechzigerjahren, drogenabhängige Mutter, Sekretärin: Dies sind nur einige der Rollen, in die Eva AllenbachExterner Link schon eingetaucht ist.

Mit 37 Jahren kann sie bereits auf eine vielfältige Künstlerinnenkarriere zurückblicken. In der Welt des Kinos, mit Kurz- und Spielfilmen, wie auch auf der Theaterbühne.

Externer Inhalt
Showreel Eva Allenbach

Die Auslandschweizerin, die in Italiens Hauptstadt Rom lebt, hat sich mit der Zeit immer mehr “italianisiert”, sie sie sagt. “Ich lebe meine beiden Identitäten”, betont sie.

Leidenschaft für das Kino

Allenbach wird 1982 in Zürich geboren. Als sie noch ein Kind ist, zieht die Familie nach Torricella im italienischsprachigen Kanton Tessin im Süden der Schweiz. Ihr Vater, ein Journalist, hatte eine Stelle als Korrespondent südlich der Alpen erhalten. Nach der obligatorischen Schule kehrt sie nach Zürich zurück, um die Kunsthochschule zu besuchen. “Ich war erst 15, aber weil meine Mutter auch ein bisschen Künstlerin ist, hat sie meine Wahl verstanden.”

Bereits ein Jahr später kommt Allenbach richtig auf den Geschmack: Sie nimmt am Programm “Cinema&Gioventù”Externer Link (Kino und Jugend) des Filmfestivals Locarno teil, das sich an Schweizer Studierende richtet.

Während eines Sabbatical-Jahrs, in dem sie unter anderem als Kellnerin jobbt, beginnt sie sich für Filmschulen zu interessieren. “Ich wollte Regisseurin werden, aber dann wählte ich den Weg der Schauspielerei.”

2003 wird sie nach einem harten Auswahlverfahren ans Centro Sperimentale di Cinematografia di RomaExterner Link aufgenommen. Nach drei Jahren Ausbildung findet sie einen Agenten und geht zu Castings. Doch sie merkt schnell: “Es ist nicht einfach, von der Schauspielerei zu leben.”

“Schweizerin und Italienerin: Ich lebe meine beiden Identitäten.”
Eva Allenbach, Schauspielerin

Rom-Zürich hin und zurück

Deshalb entschliesst sie sich, in die Schweiz zurückzukehren, nach Zürich, auch um zu versuchen, sich auf Bühnen im deutschsprachigen Raum durchzusetzen. Parallel zu einer Anstellung in der Gastronomie wirkt sie in mehreren Kurz- und Independent-Filmen mit.

Sie erhält eine Rolle in “Sinestesia”, einem 2010 vom Schweizer Radio und Fernsehen koproduzierten Film. “Dann begann ich eine Fernbeziehung mit einem in Rom lebenden Sarden und zog zurück nach Italien”, erzählt Allenbach.

Es folgen einige Rollen in Filmen für die Grossleinwand. Darunter auch “Itaker – Vietato agli italiani”Externer Link, ein Drama mit Michele Placido. Der Film thematisiert die schwierigen Lebensbedingungen ausländischer Arbeitnehmender, darunter auch sehr viele Italiener, die in den 1960er-Jahren nach Deutschland ausgewandert sind.

Inspiriert von ihren Vorbildern – allen voran der Deutschen Sandra Hüller, die 2006 den Silbernen Bären als beste Schauspielerin bei den Berliner Filmfestspielen erhielt, und der Amerikanerin Gena Rowlands, 2016 mit dem Karriere-Oscar ausgezeichnet –, entscheidet sich die Schweizer Schauspielerin, auf die Theaterbühne zu wechseln.

Theater in Häusern von Fremden

“Ich startete das Künstlerkollektiv Isola TeatroExterner Link, mit dem wir eine mehrsprachige Vorstellung über die Deserteure des Ersten Weltkriegs gespielt haben. Dann realisierten wir mit ArtestudioExterner Link Vorstellungen mit Häftlingen und Asylbewerbern”, sagt Allenbach.

Seit ein paar Jahren gehört sie der Theaterkompanie “teatrofattoincasa”Externer Link an, deren Schauspieler alle eine Vorliebe für die Werke von Natalia Ginzburg haben, einer bekannten italienischen Schriftstellerin des letzten Jahrhunderts. “Wir haben eines ihrer Stücke ausgewählt, das in einer Wohnung spielt, und es in die Häuser gebracht.”

Im Gegensatz zum klassischen Theater mit Bühne finden solche Vorstellungen in den Wohnzimmern und Küchen von Privathäusern statt. Ein Weg, um “die vierte Wand, welche die Schauspieler vom Publikum trennt, niederzureissen”, so Allenbach. “Das Publikum ist unter uns und sitzt in den verschiedenen Räumen. Das schafft eine besondere Intimität.”

Direkt in die Häuser und Wohnungen der Menschen zu gehen, sei auch eine Möglichkeit, Theater zu machen, ohne grosse finanzielle Mittel aufwenden zu müssen, betont sie. Bisher realisierte die römische Kompanie etwa zwanzig Aufführungen in der italienischen Hauptstadt, in der Toskana und im Tessin.

Im nächsten Theaterstück, kündigt Eva Allenbach an, werde die Nähe zum Publikum noch stärker betont. “Es wird eine Szene vom Mittagessen eines Freundes geben. Die Idee ist, dass die Zuschauer dabei auch am Tisch sitzen und mitessen.”

Menschen auf Stühlen in einer Wohnung
In Wohnungs-Aufführungen mischen sich die Schauspieler unters Publikum. Paolo Matteoni

Spontanere, aber weniger dauerhafte Beziehungen

Am liebsten würde Allenbach einmal eine Figur mit einer starken Persönlichkeit spielen. “Ich wäre gerne einmal eine Kommissarin oder eine mächtige Frau.” Gegenwärtig versucht sie, eine Balance zwischen ihrer Schweizer Identität und ihrem Leben in Italien zu finden.

“Als ich in Zürich lebte, war ich eher verschlossen, reserviert. Nach Rom zu kommen, war ein Kulturschock, und ich brauchte einige Jahre, bis ich mich an die direktere Art und Weise angepasst hatte, Beziehungen und Sozialleben zu pflegen”, gibt sie zu.

Laut ihr sind Freundschaften und Bindungen weniger tief und dauerhaft als in der Schweiz. “Ich habe das Gefühl, dass Leute hier schneller in dein Leben eintreten und es wieder verlassen.”

Besonders auf Anregung ihres Vaters hin ist sie bestrebt, die aktuelle Situation und die Schweizer Politik zu verfolgen – “so kann ich mein Deutsch am Leben erhalten…” – und an Abstimmungen und Wahlen teilzunehmen. “Ich fände es aber sinnvoller, dort wählen zu können, wo man wohnt, auch weil mir die Schweiz von hier aus als eine sehr entfernte Welt erscheint”, sagt sie.

Eine Welt aber, der sie nicht den Rücken kehren will und die sie im Gegenteil ihren römischen Freunden näherbringen möchte. “Natur, Berge, öffentlicher Verkehr: Es ist ein fantastisches Land. Ich möchte, dass meine Freunde es auch entdecken können. Nur schade, dass die Schweiz so teuer ist…”

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(Übertragung aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)

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