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Ermittler schliessen technische Probleme aus

28 Menschen, darunter 22 Kinder, sind am 13. März in diesem Car ums Leben gekommen. Reuters

Die Ursache des Busunglücks im Wallis von letztem März muss im menschlichen Bereich liegen. Die Walliser Staatsanwaltschaft schliesst technische Probleme als Unfallursache aus. Nun konzentrieren sich die Ermittlungen auf den Fahrer.

Die Ermittler wissen noch nicht, wie es am 13. März zum Unfall eines belgischen Cars in einem Tunnel bei Sitten kommen konnte. Bisher können sie lediglich technische Probleme ausschliessen, wie der Oberstaatsanwalt des Zentralwallis, Olivier Elsig, an einer Medienorientierung in Brüssel sagte.

Ausgeschlossen werden auch eine Einwirkung von Dritten und Mängel an der Strasse oder an der Tunnelinfrastruktur. Zudem fuhr der Car-Chauffeur weder unter Alkoholeinfluss noch zu schnell. Und schliesslich wies auch der Reisebus keine technischen Probleme oder mangelnden Unterhalt auf.

Aufgrund der Unfallaufnahme, der Auswertung der Fahrtschreiber-Diagrammscheiben und der Expertise zum Fahrzeug hätten bis heute Erkenntnisse über die Strecke, die Geschwindigkeit und die Fahrlinie des Fahrzeuges gewonnen werden können.

Kurz nach Lenkerwechsel

Gemäss einer Mitteilung der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Wallis verliess der Car St-Luc im Val d’Anniviers gegen 19.45 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt sass ein 52-jähriger Chauffeur am Steuer, der “erfahrenere” von zwei Lenkern. Das Fahrzeug habe die Talebene gegen 21.10 Uhr erreicht. Dort sei nach kurzem Anhalten ein Lenkerwechsel vorgenommen worden.

Ein 32-jähriger Chauffeur habe das Lenkrad übernommen. Nach einer in rund zwei Minuten zurückgelegten Strecke von 2222 Metern habe sich dann im Tunnel der Unfall ereignet. Die Geschwindigkeit des Busses habe in diesen zwei Minuten zwischen 99 und 100 km/h gelegen. Erlaubt ist Tempo 100.

Untersuchung wird fortgeführt

Die Aufprallgeschwindigkeit habe zwischen 99 und 101 km/h betragen. Der Car sei ungefähr 75 Meter vor dem Kollisionspunkt auf die rechte Bordsteinkante gefahren und habe so seine Fahrt mit einer Geschwindigkeit vom 27 Metern pro Sekunde bis zum Unfallort fortgesetzt.

“Die Zeit zwischen dem Auffahren auf den Randstein und der Endlage betrug weniger als drei Sekunden. Es konnte weder eine markante Richtungsänderung noch eine Bremsung festgestellt werden”, schreibt die Oberstaatsanwaltschaft.

Die Untersuchung des Busunglücks wird fortgeführt und konzentriert sich auf “Ursachen im Zusammenhang mit dem Lenker des Reisecars”. Oberstaatsanwalt Olivier Elsig hofft, die Untersuchungen Ende Sommer abschliessen zu können, wie er vor den Medien erklärte.

Vor der Medienorientierung hatte Elsig an einem Ort ausserhalb von Brüssel die Familien der Opfer über den Stand der Untersuchungen unterrichtet.

Bei dem Unfall eines belgischen Reisecars in einem Autobahntunnel bei Siders im Kanton Wallis waren am 13. März 28 Menschen getötet worden, darunter 22 Kinder. 24 Kinder wurden verletzt, einige von ihnen schwer.

16.9.2006:

Ein Zusammenstoss zwischen dem Reisecar einer Hockey-Mannschaft und einem Personenwagen im Viamala-Tunnel der A13 zwischen Thusis und Andeer (Kanton Graubünden) fordert 9 Tote und mehrere Verletzte.

13.4.2005: 13 Menschen sterben, als ein Car am Grossen St. Bernhard bei Orsières (Kanton Wallis) 200 Meter einen Hang hinunterstürzt.

24.7.1992: Auf der Tessiner Seite des Nufenen-Passes durchbricht ein deutscher Reisebus mit überhöhter Geschwindigkeit eine Leitplanke und stürzt 20 Meter in die Tiefe. 8 Menschen werden getötet, 23 weitere verletzt.

12.9.1982: Auf einem Bahnübergang bei Pfäffikon (Kanton Zürich), dessen Barriere nicht heruntergelassen war, rammt ein Zug einen Reisecar. 39 Menschen finden den Tod, nur zwei Car-Insassinnen überleben.

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