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Fabian Cancellara feiert ein seltenes Double

Fabian Cancellara schreibt mit seinem Solo-Sieg beim 108. Paris-Roubaix weiterhin Radsportgeschichte. Keystone

Fabian Cancellara hat zum zweiten Mal nach 2006 Paris-Roubaix gewonnen und nach seinem Erfolg vor einer Woche bei der Flandern-Rundfahrt das seltene Double gefeiert, nach einem 50-Kilometer-Solo.

Fabian Cancellara wird zum Alptraum für den Belgier Tom Boonen. Der 29-jährige Schweizer Goldmedaillengewinner von Peking feierte mit seinem Solo-Sieg bei der 108. Austragung von Paris-Roubaix nach seinem Triumph bei der Flandern-Rundfahrt vor einer Woche eine seltene Doublette und verhinderte den vierten Erfolg Boonens im Velodrom von Roubaix.

Der Sieg Cancellaras am Sonntag nach 259 Kilometern – 52,9 davon führten über die gefürchteten Kopfsteinpflaster-Passagen der “Hölle des Nordens” – ähnelte seinem Coup in Meerbeke vor einer Woche. Bereits 2006 hatte Cancellara in Roubaix gewonnen.

Keine Chance gegen den “Überflieger”

Auch diesmal hatte Cancellara Boonen wie vor einer Woche mit einem mächtigen Antritt weit vor dem Ziel überrascht, ihn fast hilflos zurückgelassen und dessen Traum von Sieg Nummer vier zerstört. Sieben Tage nach seinem zweiten Platz bei der Flandern-Rundfahrt hinter Cancellara verfehlte Boonen diesmal das Treppchen auf Rang fünf deutlich, auch, weil er bei der Verfolgung des “Überfliegers” mit dem weissen Kreuz auf der Brust keine Allianzen mit anderen Fahrern schmieden konnte. Das letzte Double Flandern/Roubaix feierte Boonen vor fünf Jahren.

Das Finale bei Trockenheit und einigen Sonnenstrahlen hatte Topfavorit Boonen mit drei kurzen Attacken rund 60 Kilometer vor dem Ziel eingeläutet. Nur noch 12 der insgesamt 27 Kopfsteinpflaster-Passagen lagen zu diesem Zeitpunkt vor den Fahrern. Die Tempoverschärfung konnten Boonens ärgster Widersacher Cancellara und noch rund 15 Fahrer mitgehen. Dann kam der grosse Auftritt des Schweizers aus dem Saxo-Bank-Team, der Boonen 48,5 Kilometer vor dem Ziel mühelos – und ohne zurück zu schauen – wegfuhr.

Nicht mehr zu stoppen

Schnell hatte der Zeitfahrweltmeister 20 Sekunden Vorsprung, und der überrumpelte Belgier, der die Attacke etwas verschlafen hatte, versuchte in seinem Rücken, vergeblich Boden gut zu machen.

Innerhalb von fünf Kilometern hatte Cancellara auf seiner Sonderanfertigung “Specialized Black” 30 Sekunden auf den belgischen Weltmeister von 2005 herausgefahren. 30 Kilometer vor dem Ziel waren es schon 1:28 Minuten, und nur noch ein Defekt oder Sturz hätten Cancellara stoppen können.

Erschöpft und gerührt

Der Schweizer, der den Norweger Thor Hushovd und den Spanier Juan Antonio Flecha mit 2:00 Minuten auf die Plätze verwies, war im Ziel aus Erschöpfung und Rührung sprachlos.

“Kein Kommentar, kein Kommentar”, sagte er auf erste Reporter-Fragen. Danach lag er sich mit seiner Frau Stefanie lange in den Armen.

swissinfo.ch und Agenturen

1. Fabian Cancellara (Sz) 6:35:10 Std.
2. Thor Hushovd (No) 2:00 zur.
3. Juan Antonio Flecha (Sp) gleiche Zeit
4. Roger Hammond (Gb) 3:14
5. Tom Boonen (Be) gleiche Zeit
6. Björn Leukemans (Be) 3:20

1981 in Wohlen bei Bern geboren. In Rennfahrer-Kreisen hat der den Übernamen “Spartakus”.

Der frühere Elektrikerlehrling wird Juniorenweltmeister im Zeitfahren. Ab 2001 fährt er als Profi beim Mapei-Team. Von 2003 bis 2005 gehört er zum Team von Fassa Bartolo, 2006 stösst er zum dänischen Team CSC von Bjarne Rijs.

Cancellara ist 1,86 Meter gross und wiegt 80 Kilogramm. Seine grosse Spezialität sind Zeitfahren (zweifacher Weltmeister) und schwere klassische Eintagesrennen.

Wichtigste Erfolge: Olympiasieger Zeitfahren 2008, Dritter olympisches Strassenrennen 2008, Weltmeister Zeitfahren 2006 und 2007. Dreifacher Etappensieger Tour de France (2004 und 2007, 9 Tage im Leadertrikot). Sieger Paris – Roubaix (2006), Sieger Mailand – Sanremo (2008). Sieger der Tour de Suisse 2009 (7 Etappensiege von 2007 – 2009). WM-Dritter Zeitfahren 2005. Sieger Tirreno – Adriatico 2008. Sechsfacher Schweizer Meister im Zeitfahren. Gesamtwertung Tour of Oman (2010), Gewinner der 94. Flandern-Rundfahrt (04.04.2010), Gewinner der 108. Auflage von Paris-Roubaix (11.04.2010).

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