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Fünf Arten, wie Schweizer Jugendliche das Internet nutzen

Jugendlicher macht Foto mit seinem Handy
© KEYSTONE / ALEXANDRA WEY

Die Schweiz ist im World Wide Web keine Blase. Deshalb sind die Nutzungstrends bei den Jugendlichen teils sehr ähnlich wie in anderen Regionen der Welt. Trotzdem gibt es ein paar Eigenheiten. Aber auch die Bestätigung bestimmter Entwicklungen kann sehr aufschlussreich sein.

Im Rahmen einer StudieExterner Link werden seit fünf Jahren tausend Schweizer Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren zur Nutzung von Medien befragt. Inzwischen lässt sich aus der Wiederholung eine Entwicklung erkennen, die sehr stark von der Verbreitung und Nutzung des Smartphones geprägt ist. Ein Überblick in fünf Punkten.

 1. Flatrate-Streaming immer beliebter

Der erste Punkt bestätigt das Klischee, dass viele Schweizer Haushalte das nötige Kleingeld für einen attraktiven Medienkonsum besitzen. Hier verlagern sich jedoch die Ausgaben teils rasant von Abonnementen für Zeitungen und Magazine und von MP3, DVD und tragbaren Spielkonsolen hin zu Geräte- und Plattformenübergreifenden Streamingdiensten wie Netflix, Spotify und Game-Flatrate-Abos.

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2. Social Media: Unterhaltend unterhalten

Der Erfolg sozialer Interaktion ist eng damit verbunden, dass sie immer unterhaltsamer wird. Deshalb ist die Unterscheidung zwischen Austausch und Unterhaltung wohl bald obsolet.

Darauf deuten die beiden Apps hin, die neben Instagram von den Schweizer Jugendlichen am meisten genutzt werden: Whatsapp und Snapchat. Hier tauschen sie sich mit Hilfe von Filtern, Emojis und Memes aus und kommunizieren vornehmlich in Mundart (Dialekt). Dadurch entsteht innerhalb der Peergroup Nähe, in gleichzeitiger Abgrenzung zur Welt der Erwachsenen.

Immer beliebter wird auch das Chatten während dem Gamen und erwartungsgemäss sind West- und Südschweizer Jugendliche auf Social Media mitteilungsfreudiger als ihre Deutschschweizer Altersgenossen. Was alle eint, ist das steigende Interesse an Instagram und der massive Rückgang bei der Nutzung von Facebook.

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3. Ein Hoch auf die Vergänglichkeit

Der kreative Austausch unter Jugendlichen erhielt vor allem durch das Story-Format Auftrieb, das ursprünglich Snapchat etablierte. Es war derart erfolgreich, dass es inzwischen auch in Instagram, Facebook und Whatsapp integriert ist. Der Clou: Eine “Story” verschwindet jeweils nach 24 Stunden.

Auch im Chat versendete Snaps verschwinden nach ein-, respektive zweimaligem Anschauen.  Die Vergänglichkeit von Clips und Bildern beflügelt die Kreativität, denn dabei entsteht kein Anspruch auf Bestand und Ewigkeit. Gleichzeitig bestätigt die Nutzung dieser Formate auch den Trend, dass die Jugendlichen ganz allgemein vorsichtiger geworden sind, was sie von sich preisgeben.

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4. (Ein bisschen) mehr Zeit mit Familie statt mit Freundinnen und Freunden

Erstmals seit Beginn der Erhebungen zeigen sich Trends in der non-medialen Freizeitgestaltung – wobei hier kritisch hinterfragt werden sollte, ob es eine explizit non-mediale Freizeitgestaltung überhaupt noch gibt.

Seitens Herausgeberinnen und Herausgebern der Studie wird der relativ schwache Trend weg von den Aktivitäten mit Freundinnen und Freunden hin zu denjenigen mit Familie mit “Social Cocooning” erklärt. Das meint, dass das vermeintlich unsichere Gefühl gegenüber der Welt dafür sorgt, dass sich die Jugendlichen lieber ins warme Familiennest zurückziehen. 

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5. Cybergrooming hat zugenommen

In den vergangenen Jahren hat die Online-Ansprache mit sexuellen Absichten stetig zugenommen. In guter Absicht setzt sich bei der Interpretation solcher Befunde das Alarmistische durch.

Auf der Strecke bleibt dabei oft die Analyse, wie die Jugendlichen selber damit umgehen – denn mit der Zunahme solcher Vorkommnisse steigt parallel dazu oft auch der abgeklärte Umgang damit. Dies hat die Studie jedoch nicht erfasst. 

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