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Globuskrawall: Als die Schweizer Jugend auf die Strasse ging

Die Zusammenstösse zwischen der Polizei und jungen Protestierenden in Zürich 1968 gelten als Wendepunkt in der jüngsten Geschichte der Schweiz. Der so genannte "Globuskrawall" stand am Anfang der Jugendbewegung gegen das bürgerliche Establishment in der Schweiz, nach ähnlichen Protesten in ganz Europa, besonders im benachbarten Frankreich.

Vor der gewaltsamen Konfrontation am 29. Juni 1968 war es bereits Anfang jenes Jahres nach Rockkonzerten von Jimi Hendrix und den Rolling Stones – zwei Ikonen der jungen Generation – zu Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften gekommen.

Protestors
Keystone

Wegen den Demonstrationen und erbitterten Strassenkämpfen kam der öffentliche Verkehr in der bis anhin friedlichen Schweizer Stadt zum Stillstand. Mehr als 40 Personen wurden verletzt, darunter auch Polizisten und Feuerwehrleute. Die Polizei nahm rund 170 Demonstrierende fest. Mehr als 30 Personen, darunter auch ein Polizist, kamen vor Gericht.

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Bei den Demonstrationen ging es um die Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum (AJZ) in einem als Provisorium errichteten Gebäude des gehobenen Warenhauses Globus in der Nähe des Hauptbahnhofs Zürich. Dieses steht übrigens noch heute dort und wird von einem grossen Detailhändler als Supermarkt genutzt.

Laut Kritikern setzte die Polizei damals unverhältnismässige Massnahmen ein, um die Menge auseinanderzubringen. Die lokalen Behörden vermuteten, dass die Proteste von kommunistischen Kräften gesteuert würden, weshalb sie um jeden Preis zu beenden seien.

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Die Zusammenstösse führten zu einer gesellschaftlichen und politischen Debatte. Laut Historikern entstanden in der Schweiz mehrere linke Parteien sowie alternative Handels- und Wohnformen, wie etwa Genossenschaften, durch die 68er-Bewegung.

(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

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