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Schweizer Test zum Nachweis des Coronavirus

Eine Frau mit Schutzkleidung misst einem älteren Herr an der Stirn die Körpertemperatur.
Der Flughafen Jakarta in Indonesien ist nicht der einzige in Asien, der Massnahmen ergreift, um das Corona-Virus nachzuweisen. Keystone / Mast Irham

Die Universitätsspitäler in Genf haben einen Test entwickelt, um das neue Virus, das sich von China aus verbreitet, nachzuweisen. Die Weltgesundheitsorganisation sieht bisher keinen Grund, wegen des Corona-Virus aus der Stadt Wuhan eine internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen.

Bislang hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur bei seltenen Fällen von Epidemien einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Beispiele sind die Schweinegrippe H1N1 2009, das Zika-Virus 2016 und das Ebola-Virus, das 2014 Teile Westafrikas und seit 2018 die Demokratische Republik Kongo befallen hat.

Mit dem neuen Corona-Virus haben sich nach jüngsten Angaben fast 900 Menschen infiziert. Die Zahl der Todesfälle stieg auf 26 – und dürfte anwachsen, da es viele sehr schwer Erkrankte gibt. In den meisten Provinzen Chinas sind mittlerweile Infektionen bekannt. Vereinzelte Fälle wurden auch in Ländern wie Thailand, Japan, den USA, Vietnam und Südkorea gemeldet.

Zwei Dinge sind besonders besorgniserregend: Die Übertragung von Mensch zu Mensch, die von einem chinesischen Forscher bestätigt wurde, und die Tatsache, dass das Virus mutieren und so das menschliche Immunsystem immer wieder austricksen könnte.

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Ein Test für Rückkehrende aus China

Der Kampf gegen einen erneuten Gesundheitsnotstand viralen Ursprungs betrifft auch die Schweiz. Vor etwa zehn Tagen haben die Universitätsspitäler in Genf (HUG) einen Test entwickelt, mit dem ansteckende Personen rasch identifiziert werden sollen.

“Das Virus ist identifiziert worden; wir haben seinen gesamten genetischen Code”, sagte Laurent Kaiser, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten der HUG, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS.

Der Test ist sehr einfach: Ein Abstrich am hinteren Teil des Rachens oder in der Nase mit einem Wattestäbchen genügt. Er wird nur bei Personen durchgeführt werden, die aus China zurückkehren und folgende Symptome aufweisen: Erkältung, Husten, Fieber, Muskelschmerzen mit Atembeschwerden.

“Bei begrenzten Symptome wird die Pflege wie üblich erfolgen. Wir befürchten, dass die Patienten eine Lungenentzündung entwickeln werden”, sagte Kaiser und fügte hinzu, dass es derzeit keinen Impfstoff oder eine Behandlung für das neue Virus gibt.

Wie SARS 

Das Virus wurde im vergangenen Dezember in der Stadt Wuhan, der Hauptstadt der bevölkerungsreichsten Provinz Hubei im Osten Chinas, identifiziert und ist vermutlich tierischen Ursprungs. Die chinesischen Behörden sagen, dass es möglicherweise auf einem Fischmarkt in Wuhan aufgetaucht sei, wo auch andere Tiere wie Hühner und Fledermäuse verkauft werden.

Laut Kaiser ist das Virus “zu 70% dem SARS-Virus ähnlich”. In den Jahren 2002 bis 2003 infizierte diese atypische Form der Lungenentzündung, die als Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom bezeichnet wird, 8000 Menschen und verursachte 774 Todesfälle. Sämtliche “Zutaten” seien vorhanden, “für ein Rezept, das in einigen Ländern grosse Epidemien verursachen könnte”, erklärte der Arzt.

Es wird Jahre dauern, einen Impfstoff zu entwickeln, aber im Moment ist es nicht sicher, dass das Virus beim Menschen fortdauern wird. Die Epidemie könnte laut Kaiser auch einfach wieder verschwinden, so wie sie aufgetaucht ist.

Keine Massnahmen an Schweizer Flughäfen

Viele Länder, darunter die USA, haben ein Überwachungssystem an Flughäfen installiert, um Reisende aus Wuhan zu kontrollieren. Mittlerweile wurden die Hauptstadt der Provinz Hubei und ein Dutzend weitere chinesische Städte von der Aussenwelt isoliert. Mehr als 41 Millionen Menschen sind von den Massnahmen betroffen.

Eine Frau steht vor einem Bildschirm.
Einige Flughäfen, wie der von Kuala Lumpur in Malaysia, verfügen über Wärmekameras, um Reisende zu identifizieren, die sich mit dem neuen Virus aus China infiziert haben könnten. Copyright 2020 The Associated Press. All Rights Reserved

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt auf seiner InternetseiteExterner Link: “Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheuten (ECDC) schätzt das Risiko einer Einschleppung aktuell als moderat ein. Gleiches gilt auch für die Schweiz.” Massnahmen bei der Einreise in die Schweiz – wie sie in London und Rom ergriffen wurden – seien derzeit nicht angezeigt.

Gesundheitsminister Alain Berset hatte am Dienstag am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos erklärt, die Schweiz sei “sehr gut vorbereitet”. Sie sei zudem bereit, die internationale Gemeinschaft zu unterstützen, wie sie das bereits während der Ebola-Krise gemacht habe.

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​​​(Übertragung aus dem Französischen: Kathrin Ammann)

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