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Gratisblatt “News” ist neu auf dem Markt

In den ersten Tagen noch von Hand an den Hauptbahnhöfen verteilt. Keystone

Mit "News" hat der Deutschschweizer Medienmarkt seit Mittwoch eine neue Gratiszeitung, es ist bereits die fünfte.

Das Gemeinschaftsprodukt dreier grosser Verlage liegt vor allem für Pendlerinnen und Pendler in rund 1500 Boxen in Basel, Zürich, Bern und der Zentralschweiz auf.

Die Auflage der fünften, am Mittwoch erstmals aufgelegten Gratiszeitung beträgt 334’000 Exemplare. Startprobleme beim Verteilen gab es in Bern.

Die erste Ausgabe von “News” berichtet auf 40 Seiten über das Geschehen in Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und People aus dem In- und Ausland und enthält Serviceangebote.

Regionalseiten für die vier Verteilregionen gibt es nicht. Meist handelt es sich um nüchterne Nachrichten, oft von Agenturen. Kommentiert wird nicht.

Aufmacher der ersten Ausgabe ist eine Eigenleistung über Zivilschutzanlagen, die während der Fussball-EM EURO 2008 als Ausnüchterungszellen dienen werden.

Täglich kompetentes Nachrichtenblatt

Ziel sei es, jeden Tag ein kompetentes Nachrichtenblatt zu machen, schreibt Chefredaktor Philippe Pfister. Partner sind die Verlage von “Tages-Anzeiger”, “Berner Zeitung” und “Basler Zeitung”.

Diese drei Bezahl-Zeitungen werden in drei “News”-Ausgaben auch im Untertitel aufgeführt, während die vierte Ausgabe News Mittelland vor allem auf den Aargau zielt und dort bereits scharfe Reaktionen von AZ-Verleger Peter Wanner ausgelöst hat.

Verteilt wird das Blatt in den vier Ballungszentren und Regionen in rund 1500 Zeitungsboxen sowie in der Startphase von 155 Kolporteuren.

Keine Boxen in den Hauptbahnhöfen

Keine Boxen gibt es an den Hauptbahnhöfen in Zürich, Bern und Basel, wie Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer bestätigte. Grund seien vor allem Kapazitätsprobleme für Zeitungsboxen auf diesen Bahnhöfen.

Es bestehe aber ein Vertrag mit den SBB für Boxenstandorte an anderen Bahnhöfen.

Zumindest in Bern gab es zum Start auch Verteilprobleme, war die Zeitung doch am Morgen rund um den Hauptbahnhof Mangelware. Zimmer verwies auf die besondere Situation Berns mit der Grossbaustelle am Bahnhof und der restriktiven Politik der Stadt beim Aufstellen von Boxen.

Insgesamt sei man aber mit dem Start zufrieden. Die Auslieferung in den vier Regionen habe gut funktioniert. Sicher werde man an der Verteilung in den kommenden Wochen weiter arbeiten und die Standorte ausbauen.

Tamedia mit zwei Gratiszeitungen

Die Tamedia, zu der “Tages-Anzeiger” und “Berner Zeitung” gehören, gibt bereits die Gratiszeitung “20 Minuten” heraus. Die Lancierung von “News” will man aber nicht als direkte Antwort auf die Gratiszeitung “.ch” verstanden wissen, die seit dem 19. September auf dem Markt ist.

Der Verleger der “Basler Zeitung”, Matthias Hagemann, sagte in einem Interview seiner Zeitung aber, er rechne mit einer Bereinigung.

Schweiz als Gratis-Hochburg



Ringier ist mit zwei Gratisblättern auf dem Markt, und zwar seit Juni 2006 mit der Abendzeitung “heute” sowie seit September 2006 mit der Wirtschaftszeitung “Cash daily”.

Die Westschweizer Gratisblätter “Le Matin bleu” und “20 minutes” sowie die im Tessin gratis verteilten Sonntagszeitungen “Il mattino della domenica” und “Il caffe della domenica” vervollständigen das Bild der Schweiz als Hochburg für Gratiszeitungen.

swissinfo und Agenturen

Laut der WEMF-Statistik werden die Gratiszeitungen oft gelesen.

So gilt “20 Minunten” mit 1’212’000 täglichen Lesern als meistgelesene Zeitung im Land. Sie übertrifft damit das Boulevardblatt “Blick”, das es auf 689’000 Leser bringt.

In der Westschweiz ist “Le Matin bleu” mit 353’000 Lesern als Gratiszeitung grösser als die normale Bezahlzeitung “Le Matin”, die die zweitgrösste französischsprachige Zeitung der Schweiz ist.

Ende 1999 bringen die niederländische Gruppe Schibsted und Tamedia mit “20 Minuten” die erste Schweizer Gratiszeitung heraus.

Die Schweizer Tochter der schwedischen Metro lanciert “Metropol”, verliert jedoch Marktpositionen und stellt dieses Blatt Anfang 2002 ein.

Januar 2005: Tamedia wird alleiniger Besitzer der Schweizer Version von “20 Minuten”.

Oktober 2005: Das Lausanner Verlagshaus Edipress lanciert “Le Matin bleu” für die französischsprachige Schweiz.

Im März 2006 zieht Tamedia nach und lanciert mit “20 Minutes” die französische Version von “20 Minuten”.

Im Mai 2006 bringt der Ringier Verlag “Heute” als Gratiszeitung zum Tagesende auf den Markt.

Seit September 2006 zielt Ringier mit “CASHdaily” gratis auf eine wirtschaftlich interessierte Leserschaft.

Mit Hilfe privater Investoren wird “.ch” als Gratisblatt aufgelegt, für eine eher erwachsene Leserschaft.

Mit “News” fühlt sich nun der Verleger der “Mittelland Zeitung” herausgefordert. Er könnte mit einem weiteren Gratisblatt reagieren.

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