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Grosser Auftritt der Schweiz in Cannes

Die Schauspieler Bruno Putzuli und Cécile Camp mit Regiesseur Jean-Luc Godard: Ihr Film "Eloge de l'Amour" stiess auf wenig Begeisterung. Keystone

Es ist wohl bloss Zufall, aber die Häufung ist auffällig. Das internationale Filmfestival von Cannes ist fest in Schweizer Hand. "Eloge de l'amour", "The Pledge" und "Roberto Succo" heissen die Schweizer Titel. Am Dienstag (15.05.) hatte Godards Film "Eloge de l'amour" Premiere. Das Publikum zeigte sich wenig begeistert.

Am Dienstag (15.05.) zeigte der Schweizer Altmeister Jean-Luc Godard seinen mit Spannung erwarteten Film «Eloge de l’amour», anschliessend war die Dürrenmatt-Verfilmung «The Pledge» des US-Schauspielers und Regisseurs Sean Penn zu sehen, und schon am Montag lief der von der Schweiz koproduzierte und teilweise dort gedrehte «Roberto Succo» von Cédric Kahn.

Das Interesse für Godards neues Opus war gross; vor dem Kino kam es zu einem wüsten Gedränge. Gross war jedoch auch die Enttäuschung nach der Vorführung: Zu sehen war die bekannte Montage von Bildern und Tönen, mit der er nunmehr seit Jahren das Publikum überfordert.

Ratlosigkeit

«Eloge de l’amour» wurde zwar nicht ausgebuht, aber das offensichtlich ratlose Publikum applaudierte nur zurückhaltend. Godard erzählt keine durchgehende Geschichte, sondern reiht mehr oder weniger zusammenhangslos Kurzepisoden aneinander.

«Lob der Liebe» expliziert das Projekt der Hauptfigur Edgar, Schlüsselmomente der Liebe anhand von drei unterschiedlich alten Paaren zu beschreiben. Dieser erste Teil spielt in Paris und ist in schwarz-weiss gedreht.

Der zweite Teil des Films, der zwei Jahre früher spielt, ist digital und in Farbe entstanden. Dieser Teil spielt in der Bretagne und erzählt von einem Hollywood-Agenten, der einem alten Ehepaar, das in der Résistance gekämpft hatte, ihre Geschichte abkaufen will.

«Ich bin ziemlich stolz darauf, als Filmemacher zu überleben, obwohl meine Filme seit Jahren nicht mehr im Kino zu sehen sind», sagte Godard in Cannes. Auch mit «Eloge de l’amour» hat er kaum Chancen im Kino.

Remake

Reelle Gewinnchancen in Cannes hat jedoch die US-Produktion «The Pledge» (Das Versprechen) von Sean Penn. Das Remake des Schweizer Films «Es geschah am hellichten Tag» mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle ist nach einem Drehbuch von Friedrich Dürrenmatt entstanden.

In «The Pledge» spielt, neben vielen anderen Hollywoodstars, Jack Nicholson die Hauptrolle als Kommissar. Der Film hält sich eng an die Prosavorlage von Dürrenmatt. Gradlinig entwickelt Penn die Aufklärung des schrecklichen Verbrechens an dem jungen Mädchen.

Der Film ist zwar sehr konventionell gemacht und die Musik manchmal arg an der Grenze zum Kitsch – insgesamt überzeugt er aber als spannender Psychokrimi. Dürrenmatt-Witwe Charlotte Kerr war in Cannes, um zusammen mit Penn an einer Pressekonferenz über den Film Auskunft zu geben.

Dutzendware

Ebenfalls konventionell gemacht und ebenfalls ein Krimi ist «Roberto Succo» von Cédric Kahn, der als französisch-schweizerische Koproduktion entstanden ist. Der Film hat die wahre Geschichte des venezianischen Mörders Roberto Succo zum Gegenstand.

Dieser ermordete 1981 als Jugendlicher seine Eltern und beging danach auch in der Schweiz zahlreiche Verbrechen. Diese werden im Film chronologisch und in allen Details nacherzählt. Über die Figur des kaltblütig mordenden Succo jedoch erfährt man wenig.

«Roberto Zucco» hat vor zehn Jahren als letztes Stück des französischen Dramatikers Bernard-Marie Koltès Furore gemacht. Der Film erreicht in keinem Moment die Intensität des Stücks, und hält sich ästhetisch zu sehr an aus dem Fernsehen bekannte Dutzendware. Für einen Preisgewinn kommt er deshalb nicht in Frage.

swissinfo und Agenturen

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