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Grüezi Berlin – die Grüne Woche im Zeichen der Schweiz

Schweiz präsentiert sich mit Folklore pur in Berlin. (GWB)

In den nächsten zehn Tagen findet in Berlin zum 73. Mal die internationale Grüne Woche statt. Zum zehnten Mal mit dabei ist die Schweiz, diesmal als Gastland.

Auf über 1000 Quadratmetern darf der kleine Nachbar aus dem Süden für seine Produkte und Dienstleistungen werben.

Heidi und Peter, Chäsröschti und Alphornbläser: Die Eidgenossen wissen, was Berliner an der Schweiz schätzen. An der Grünen Woche Berlin, Deutschlands grösster Agrar- und Ernährungsmesse, die jährlich im Januar stattfindet, setzt die Schweiz seit jeher lieber auf Tradition und Folklore, statt sich als moderne Agrarnation zu präsentieren.

Heuer nimmt die Schweiz zum zehnten Mal an der Messe teil. Als Gast- und Partnerland darf sie dabei besonders prägnant auftreten. “Grüezi Berlin” lautet das Motto, mit dem sich die Eidgenossen vom 18. bis zum 27. Januar auf über 1000 Quadratmetern vorstellen. Über 40 Jodler, Schellenschütter, Fahnenschwinger, Alphornbläser und eine Ländlerkapelle treten an der Eröffnungsfeier auf.

Begrüsst wurden die rund 5000 Gäste am Donnerstag von Bundesrätin Doris Leuthardt – und von zwei 12-jährigen Kindern, die als “Heidi” und “Peter” auch durch das helvetische Showprogramm führten. Eigens für den Schweizer Auftritt wurde ausserdem ein Lied mit dem Titel “Grüezi Berlin” komponiert.

Keine neue Schweiz erfinden

Die Grüne Woche mit ihren 114’000 Quadratmetern Fläche ist in erster Linie eine Publikumsmesse. Fast eine halbe Million Besucher aus ganz Deutschland wird auch dieses Jahr wieder erwartet.

Die Schweizer Stände sind nicht zu übersehen, schließlich zeigt sich jeder der 26 Kantone von seiner schmackhaftesten Seite. So laden das Waadtland und das Tessin zur Weinverkostung, Bern serviert “Tête de Moine” und Neuenburg wagt es gar, die “Grüne Fee”, hochprozentigen Absinth aus Môtiers, anzubieten.

“Wir wollen die Grüne Woche markant helvetisch prägen und den Gluscht auf Schweizer Lebensmittel wecken”, sagt Hansjörg Walter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) und SVP-Nationalrat.

Dabei solle keine neue Schweiz erfunden, sondern das Land im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne gezeigt werden. “Echtheit, Qualität und Natürlichkeit, das sind Werte, die Deutsche an der Schweiz schätzen.”

“Schweiz.natürlich”

Auch zahlreiche Firmen, Verbände und Organisationen nutzen die Gelegenheit, an der Grünen Woche auf sich aufmerksam zu machen: Emmi und Traitafina etwa, Bio Suisse und der Schweizerische Obstverband.

“Ziel ist es, unsere Qualitätsprodukte und unsere Agrarlandschaft auf dem internationalen und speziell auf dem deutschen Markt zu präsentieren und zu positionieren”, erklärt der SBV-Präsident Walter. Berlin sei dabei nur der erste Schritt.

Tatsächlich hat der Bund kürzlich ein gemeinsames Erscheinungsbild für Schweizer Qualitätsprodukte verordnet, das im Ausland für eine hohe Wiedererkennbarkeit sorgen soll. Ob Käse, Obstbrand oder Wurst – künftig soll auf jedem Schweizer Exportprodukt das rotweisse Logo “Schweiz.natürlich” prangen.

Schon heute werde bei Emmentaler, Appenzeller und Tête de Moine mehr Käse ins Ausland exportiert, als die Schweizer selbst konsumierten, macht Walter klar.

Deutschland gehöre dabei zu den wichtigsten Abnehmern. Laut dem SBV importiert Deutschland jährlich Schweizer Lebensmittel im Wert von über einer Milliarde Franken – was rund einem Fünftel aller Schweizer Exporte entspricht.

Ferien im Stroh

Einen weiteren Schwerpunkt legt der SBV während der Grünen Woche auf den Tourismus. Mit dem Slogan “Ferien auf dem Bauernhof – Schlafen im Schweizer Stroh” wird auch hier in erster Linie ein romantisches und naturnahes Bild der Schweiz verkauft.

Bewusst wird zudem für eine günstige Variante von Familienurlaub geworben. “Gerade für Familien ist die Schweiz als Ferienland sehr attraktiv. Doch für viele Deutsche eben auch vergleichsweise teuer”, sagt Walter.

Einen grossen Run erwarten die Schweizer schliesslich an den Souvenirständen, wo Schweizer Sackmesser, Schlüsselbänder und Taschen mit dem weissen Kreuz auf roten Grund auf die Berliner warten.

Und für Messebesucher, die sich selbst ans Kochen von Schweizer Spezialitäten wagen wollen, gibt’s Rezeptkarten zum Mitnehmen: für Glarner Schabzigersuppe, Chäsröschti mit Stiereouge und Thurgauer Süssmoschtcreme.

swissinfo, Paola Carega

Die Internationale Grüne Woche (IGW) fand 1926 zum ersten Mal statt.

Am alljährlichen Grossanlass geht es um Ernährung und Landwirtschaft sowie um Gartenbau.

Produzenten aus aller Welt nutzen die IGW in Form von Ländergemeinschaftsschauen und Produktmärkten als Absatz- und Testmarkt sowie zur Imagefestigung.

Im Rahmen der Präsentationen nehmen Produkte wie Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch sowie Molkereiprodukte einen bedeutenden Platz ein.

In Berlin sind 1610 Aussteller aus 52 Ländern vertreten.
1109 Aussteller kommen aus Deutschland
501 aus dem Ausland.

29 Länder sind mit offiziellen Ländergemeinschaftsständen vertreten.

Ausstellungsfläche: 48’500 m2

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