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Grundstufe für Kindergarten und Primarschule gemeinsam

Am Montag beginnt das neue Schuljahr - allerdings nicht in allen Kantonen. Keystone

Am Montag beginnt in vielen Schweizer Kantonen das Schuljahr. Trotz Bemühungen zur Harmonisierung der Schulsysteme bestehen aber Differenzen gerade auch beim Schulbeginn.

Insgesamt 77’600 Kinder werden eingeschult. Vielerorts drücken Kindergarten- und Primarschüler gemeinsam die Schulbank: 40 Klassen beteiligen sich an Versuchen für solche Schuleintrittsmodelle.

Während die Berner Kinder wie diejenigen aus den meisten Deutschschweizer Kantonen diesen Montag wieder in die Schule müssen, haben Zürcher, Bündner und Neuenburger Kinder noch eine Woche Ferien.

Seit 2001 arbeitet die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) mit dem Projekt Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS) an gesamtschweizerischen Richtlinien.

Auch der Schuleintritt steht dabei zur Debatte. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass der herkömmliche Schuleintritt vom Kindergarten in die Unterstufe dem unterschiedlichen Entwicklungsstand von vier- bis achtjährigen Kindern nicht gerecht wird.

Projekt für neue Schulmodelle

Die Erziehungsdirektorenkonferenz der Ostschweiz hat deshalb 2003 ein Projekt für neue Modelle gestartet. Über 100 Schulklassen mit rund 2400 Schülerinnen und Schülern werden unterdessen nach neuen Modellen unterrichtet.

Sie gehen gemeinsam in eine Grundstufe, die zwei Jahre Kindergarten und die 1. Primarschulklasse umfasst, oder in eine Basisstufe, die zwei Kindergartenjahre und die 1. und 2. Primarschulklasse umfasst. Unterrichtet werden sie von jeweils zwei Lehrpersonen.

Erste Evaluationen hätten gezeigt, dass sowohl die Lehrer als auch die Eltern und Kinder zufrieden seien, sagt Projektleiterin Brigitte Wiederkehr Steiger. Weitergehende Aussagen seien noch nicht möglich. 2008 soll ein erster Zwischenbericht vorliegen, der auch Vergleiche mit traditionell unterrichteten Klassen beinhaltet.

Bevölkerung für Harmonisierung

Ausschlaggebend dafür, ob die neuen Modelle sich durchsetzen und dereinst gesamtschweizerisch eingeführt werden, sind aber nicht nur die Resultate der Evaluationen. Von zentraler Bedeutung sind die Entscheide zur Harmonisierung der Schulsysteme.

Zwar hat die Bevölkerung sich mit dem Ja zu den Bildungsartikeln grundsätzlich für eine Harmonisierung ausgesprochen. Der Weg zur Umsetzung ist aber lang, zuständig sind nach wie vor die Kantone.

Nächster Meilenstein ist die interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS): Bis Ende November haben die Kantone Zeit, dazu Stellung zu nehmen.

Oder doch nach föderalistischer Art?

HarmoS sieht neben landesweit verbindlichen Lernstandards eine Einschulung mit vier Jahren vor: Ab dem erfüllten vierten Altersjahr sollen alle Kinder den Kindergarten oder eine Grund- oder Basisstufe besuchen.

Für die Zukunft des Grund- und Basisstufenmodells sei es entscheidend, ob sich die Kantone auf diesen Punkt einigen könnten, sagt Brigitte Wiederkehr Steiger.

Allerdings könnte sie sich auch vorstellen, dass das neue Schuleintrittsmodell bei einem Nein der Kantone flexibel – also nur in manchen Kantonen oder gar einzelnen Gemeinden – umgesetzt würde, ganz nach föderalistischer Art.

Für Gemeinden, die wegen sinkender Schülerzahlen Klassen schliessen müssten, sei das Modell nicht nur aus pädagogischen Gründen interessant, gibt die Projektleiterin zu bedenken.

swissinfo und Agenturen

Der Schulbeginn in der föderalistischen Schweiz erstreckt sich dieses Jahr über vier Wochen. Während die einen bereits seit einer Woche wieder an ihren Pulten sitzen, haben die andern noch bis in den September hinein Ferien.

Als erste haben vergangenen Montag die Schülerinnen und Schüler in Burgdorf im Kanton Bern das neue Schuljahr begonnen. In den meisten Kantonen der Deutschschweiz ist am kommenden Montag Schulbeginn.

Die Kinder aus den Kantonen Zürich, Luzern, Schwyz, Graubünden, Neuenburg und Jura beginnen eine Woche später. Ende August müssen auch die Genfer und Waadtländer Kinder wieder die Schulbank drücken.

Als letzte machen sich die Schülerinnen und Schüler im Kanton Tessin auf den Weg, gleich wie manche im Kanton Freiburg: Ihre Ferien dauern bis zum 4. September.

156’152 Kinder besuchten laut Bundesamt für Statistik 2004 die Vorschule.
Dabei wurden sie von 7600 Lehrkräften unterrichtet.
920,1 Mio. Franken betrugen die öffentlichen Bildungsausgaben 2003.
1,9 Jahre verweilten die Kinder durchschnittlich im Kindergarten.

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