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Gute Technik-Ausbildung

In Sachen Ausbildung ist die ETH Zürich top. Keystone Archive

Trotz Finanzproblemen liegt die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich weiterhin europaweit an der Spitze. Dies zeigt eine neue Untersuchung.

Das wichtigste Kriterium für eine Top-Hochschule ist aus der Sicht von Professoren und Fachleuten in der Praxis klar die Qualität der Lehrkräfte. Und hier schnitt die ETH Zürich sehr gut ab, nach dem MIT in den USA folgt sie auf Platz zwei – die anderen europäischen Hochschulen verweist sie auf die Plätze.

Dieses Resultat zeigt eine Benchmark-Studie über erfolgreiche Technik-Ausbildungen, welche der ETH-Rat in Auftrag gegeben hatte. Durchgeführt wurde sie von einem Team bestehend aus VertreterInnen der concertgroup – Senarclens, Leu + Partner AG und Rütter + Partner – und des Instituts für Technologie-Management (ITEM) der Universität St. Gallen.

Verglichen wurden die beiden Schweizer Hochschulen ETH Lausanne und ETH Zürich, die Ecole Centrale in Paris, das Imperial College in London, die KTH in Stockholm, die RWTH Aachen, die TU in Delft sowie die drei amerikanischen Lehranstalten Carnegie Mellon University, Georgia Institut of Technology und das MIT.

Grosser Rückstand aufs MIT

“Befriedigt” über den guten Ruf seiner Hochschule zeigt sich Konrad Osterwalder, Rektor der ETH Zürich. Allerdings: “Ich hätte nicht gedacht, dass der Rückstand aufs MIT so gross ausfallen wird.”

Ebenfalls einen Spitzenplatz nimmt die ETH Lausanne ein. Der Rückstand auf Zürich erstaunt Nicolas Henchoz, Sprecher des ETH-Direktors, nicht. Denn anders als Zürich könne man nicht auf eine ruhmreiche Tradition zurückblicken, sagt er. Doch für die Zukunft müsse man sicher mit Lausanne rechnen.

Mit der neuen Struktur, einfacherer Zusammenarbeit und modernen Schwerpunkten wird die Lausanner Ausbildungs- und Forschungsstätte wohl noch vermehrt auf sich aufmerksam machen.

Praxisnähe gefragt

Unterschiedlich beurteilen Praktiker (Ingenieure und Manager) und Professoren die Bedeutung von Praktika und Kooperationen mit der Industrie. Während dies bei den Hochschul-Leuten eher einen untergeordneten Stellenwert einnimmt, rangiert die Praxisnähe für ausseruniversitäre Fachleute ebenso weit oben wie die Qualität der Lehrpersonen und der Infrastruktur.

Interessant ist der Aspekt, dass die europäischen Professoren ein Praktikum in der Arbeitswelt als wichtiger einstufen als die Amerikaner. Auch haben Europäer häufiger Berufserfahrungen in der Industrie als ihre US-Kollegen.

Spezialisierung in den USA wichtiger eingeschätzt

Die Grösse der befragten Lehranstalten variiert beträchtlich. Zudem sind in den kleineren europäischen Ländern der Zusammenarbeit mit Hochschulen im eigenen Land häufig Grenzen gesetzt: Entsprechend erstaunt es nicht, dass die Internationalität in Europa als bedeutender eingestuft wird als in den USA.

Ein wichtiger Aspekt der Lehre ist die Grundsatz-Frage, ob jungen Leuten in der Grundausbildung breite Kenntnisse vermittelt werden sollen und die Spezialisierung erst später folgen wird oder nicht. – Da zeigen sich klare Unterschiede in der Einschätzung: In den USA wird die Spezialisierung und die Tiefe des Wissens als wichtiger eingestuft als in Europa.

Knackpunkt Frauenförderung

Zudem zeigt die Statistik der einbezogenen Hochschulen einen altbekannten weiteren Graben zwischen Amerika und Europa auf: Während der Frauenanteil an US-Hochschulen immer über 20% liegt, sind es in Europa deutlich weniger Frauen, die sich für eine technisch-naturwissenschaftlich orientierte Hochschule entscheiden.

An der ETHZ waren 2001 von den 1223 Diplomandinnen und Diplomanden 22% Frauen – allerdings sind dabei Fächer wie Lebensmittel-, Agrar-, Umweltnaturwissenschaften wie auch Biologie mitgerechnet, die schon länger nicht mehr als Männer-Domäne gelten.

Deshalb ist für Konrad Osterwalder von der ETH Zürich auch klar, dass dies ein Beispiel für konkrete Auswirkungen der Untersuchung ist: Bezüglich Frauenförderungs-Massnahmen könne man von ausländischen Modellen wohl einiges lernen.

Eva Herrmann

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