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Harsche Medienschelte von Bischof Koch

Bischof Koch an der ausserordentlichen Synode vom 31. Oktober in Liestal zum Fall Röschenz. Keystone Archive

Der Basler Oberhirte äusserte sich erstmals öffentlich zum Röschenzer Kirchenstreit. Dabei übte er massive Kritik an den Medien.

Gleichzeitig lässt Bischof Kurt Koch dem suspendierten Röschenzer Pfarrer Franz Sabo die Tür offen, verlangt von ihm aber “Einsicht und Umkehr”.

Stellung nehme er zum Fall Sabo jetzt, weil so viele “Halb- und Unwahrheiten und Verleumdungen” verbreitet würden, sagte Koch in der “Samstagsrundschau” von Radio DRS.

Koch, der auch Vizepräsident der Schweizer Bischofskonferenz ist, hatte bisher keine längere öffentliche Stellungnahme zur Krise in Röschenz BL abgegeben.

Einen zweiten Fall Haas herbeischreiben

In einem Interview mit der “NZZ am Sonntag” übte Koch harsche Kritik an der Medienberichterstattung. Diese sei parteiisch. Offensichtlich hätten die Medien aus dem Fall Sabo einen Fall Koch machen wollen.

“Dass am Ende ein zweiter Fall Bischof Haas daraus werden sollte, das ist mit Händen zu greifen”, sagte Koch weiter. Es sei eine Gelegenheit, einmal mehr die katholische Kirche zu attackieren. Er frage sich, wie die Berichterstattung ausgesehen hätte, wenn es um andere Religionen ginge.

Verständnis gefordert

Im Konflikt mit Sabo gehe es nicht darum, dass dieser Kritik an der Kirche geübt habe, sondern an der Art der Kritik. “Wenn einer einen kirchlichen Auftrag hat, gehört eine Grundloyalität dazu.” Als verletzend habe er empfunden, dass Sabo den Glauben des Bischofs an Gott in Frage gestellt habe.

Von den Röschenzern erwarte er mehr Verständnis dafür, dass sie zu einem Bistum gehörten und dass der Bischof an das Ganze denken müsse, sagte Koch gegenüber Radio DRS. “Die totale Identifikation der Kirche mit Sabo führt in eine Sackgasse.”

Koch zeigte sich auch bereit für ein Gespräch mit den Röschenzer Gläubigen. Seine Bedingung sei aber immer gewesen, dass dies unter Ausschluss der Medien stattzufinden habe.

Der verlorene Sohn

Eine Versöhnung mit Sabo und eine mit der Röschenzer Pfarrei lägen aber auf ganz anderen Ebenen, sagte Koch. Eine Versöhnung setze auch Einsicht voraus. Im biblischen Gleichnis umarme der Vater den verlorenen Sohn – aber zum Vater kommen müsse der Sohn selbst.

Koch verteidigte zudem das Vorgehen der Kirche nach den Pädophilie-Vorwürfen gegen Sabo. Die Erstellung eines Gutachtens sei auch zum Schutz Sabos erfolgt. Das Bistum sei von dem Denunzianten unter Druck gesetzt worden. Eine direkte Auslieferung an die Polizei wäre “unmenschlich” gewesen.

Röschenz sieht keine Bewegung

In der Kirchgemeinde Röschenz sieht man in den Aussagen des Bischofs keine neuen Entwicklungen, wie Kirchgemeindepräsident Holger Wahl am Sonntag sagte. “Das Bistum hat sich keinen Millimeter bewegt.”

“Totgeschwiegen” werde die Art und Weise, wie mit dem psychiatrischen Gutachten umgegangen wurde, sagte Wahl. Die Gutachter des Bistums hatten Sabo zwar vom Pädophilievorwurf entlastet, ihm aber psychische Labilität vorgeworfen. “Im privatwirtschaftlichen Bereich wäre das Mobbing”, so Wahl.

Im Fall Sabo laufen derzeit Gespräche der Kirchgemeinde mit der Landeskirche Basel-Landschaft im Rahmen der Anhörung über den Entzug der Missio Canonica. Sabo werde nach seinen Ferien im Dezember wieder zurückkehren und als Pfarrer mit der Kirchgemeinde die Adventszeit verbringen, so Wahl.

swissinfo und Agenturen

Der “Fall Sabo/Röschenz” ist einmalig in der Geschichte der katholischen Kirche in der Schweiz. Die rechtliche Lage ist unklar, weil das Gesetz nur die Anstellung, nicht aber die Entlassung eines Pfarrers regelt.

Einerseits verliert der Pfarrer mit Entzug der Missio Canonica die Erlaubnis zur Seelsorge. Andererseits ist es Sache der Kirchgemeinde, ihren Pfarrer zu entlassen.

Trotz des Entzuges der Missio sind aber die von Sabo gespendeten Sakramente weiterhin gültig.

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