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Frau mit Maske in Disco

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Das Bundesamt für Gesundheit verspielt sich in der Schweiz gerade ziemlich viel Goodwill. Warum das so ist, erfahren Sie heute im Briefing.

Herzliche Grüsse aus Bern

Frau mit Maske in Disco
Keystone / Ennio Leanza

Zahlensalat beim Bundesamt für Gesundheit. Zuerst sollen Clubs Virenschleudern gewesen sein, nun ist es die Familie.

Am Wochenende sorgte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für Verwirrung. Zuerst hiess es, zwei von drei rückverfolgbaren Coronavirus-Ansteckungen fänden in Clubs, Bars und Restaurants statt.

Dann musste das Amt zurückkrebsen und einen Fehler in der Statistik eingestehen. Nun hiess es, die meisten Ansteckungen fänden im familiären Umfeld statt. Aber: “Auch neue Zahlen zu Ansteckungsorten taugen wenig”, schreiben heute die Zeitungen der Tamedia-Gruppe.

Den korrigierten Zahlen würden weiterhin “erhebliche Makel” anhaften, so der Kommentar. Aufgrund der lückenhaften Datenlage sei nur in jedem fünften Fall zu eruieren, wo die Ansteckung geschehen sei. Mit diesem fahrlässigen Umgang mit Zahlen gefährde das BAG die Schutzmassnahmen, befürchtet der Kommentator.

Landsgemeinde
Keystone / Ennio Leanza

Am 27. September ist Abstimmungstag. Hat die Covid-19-Pandemie einen Einfluss darauf?

Abgebrochene Parlamentssession, verschobene Abstimmungen. Das Coronavirus drückt auch der Politik seinen Stempel auf.

Nun stellt sich die Frage, ob und wie weit es auch den Urnengang vom 27. September prägen wird. Dann stehen nicht weniger als fünf Themen zur Abstimmung.

Mein Kollege Domhnall O’Sullivan sprach mit mehreren Politexperten darüber. Ihre Einschätzung: Es könnte sehr wohl sein, dass einige Aspekte der Krise einen Einfluss auf das Abstimmungsverhalten der Stimmbevölkerung haben.

Vater mit Baby
© Keystone / Gaetan Bally

Eines der Themen am 27. September ist der Vaterschaftsurlaub: Warum hinkt die Schweiz in diesem Bereich anderen Ländern so stark hinterher?

Alle Länder in Europa kennen ihn in der einen oder anderen Form. Der Vaterschaftsurlaub existiert zum Beispiel in Schweden – dem Pionierland – bereits seit 1974.

Warum die Schweiz erst jetzt ein Projekt für einen Urlaub für Väter aufgleise, hänge mit der späten Einführung der Mutterschaftsversicherung zusammen. Das sagt die Expertin Isabel Valarino im Interview meiner Kollegin Marie Vuilleumier.

Die Einführung dieser Versicherung habe “oberste Priorität” gehabt, bevor die Einbeziehung der Väter überhaupt in Betracht gezogen worden sei, so Valarino. Dazu komme das immer noch tief verwurzelte traditionelle Familienbild, das in der Schweiz gepflegt werde.

Abstimmungsplakat SVP
Screenshot Twitter

Zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln. Nicht nur Schweizer Parteien greifen zum Teil daneben bei ihrer Bildauswahl für Abstimmungssujets.

Das Netz macht es möglich. Eine Flut von Bildern ist heute gratis erhältlich. Und oft nur einen Mausklick entfernt. Meint man. Aber Vorsicht, ein Fehlgriff kann teuer werden. Etwas Recherche würde manche Partei vor einer Blamage bewahren.

So erwischte es zum Beispiel letzte Woche die Schweizerische Volkspartei (SVP). Für ihre Kampagne zur Begrenzungs-Initiative – ebenfalls an der Urne am 27. September – vergriff sie sich gehörig: Als Symbolbild für die Zubetonierung der Schweiz wählte sie ausgerechnet eine Detailansicht des Holocaust-Mahnmals in Berlin.

Vice versa benutzte etwa die deutsche Partei Alternative für Deutschland (AfD) das Matterhorn für ein Plakat unter dem Motto “Unser Programm für Deutschland” und “Hol Dir Dein Land zurück”. Es gibt noch mehr Beispiele. Watson.ch hat heute einige zusammengestellt.

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