Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Das Bundesamt für Gesundheit verspielt sich in der Schweiz gerade ziemlich viel Goodwill. Warum das so ist, erfahren Sie heute im Briefing.
Herzliche Grüsse aus Bern
Zahlensalat beim Bundesamt für Gesundheit. Zuerst sollen Clubs Virenschleudern gewesen sein, nun ist es die Familie.
Am Wochenende sorgte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für Verwirrung. Zuerst hiess es, zwei von drei rückverfolgbaren Coronavirus-Ansteckungen fänden in Clubs, Bars und Restaurants statt.
Dann musste das Amt zurückkrebsen und einen Fehler in der Statistik eingestehen. Nun hiess es, die meisten Ansteckungen fänden im familiären Umfeld statt. Aber: “Auch neue Zahlen zu Ansteckungsorten taugen wenig”, schreiben heute die Zeitungen der Tamedia-Gruppe.
Den korrigierten Zahlen würden weiterhin “erhebliche Makel” anhaften, so der Kommentar. Aufgrund der lückenhaften Datenlage sei nur in jedem fünften Fall zu eruieren, wo die Ansteckung geschehen sei. Mit diesem fahrlässigen Umgang mit Zahlen gefährde das BAG die Schutzmassnahmen, befürchtet der Kommentator.
- “Das BAG gefährdet die Schutzmassnahmen”: Kommentar in Der BundExterner Link.
- Der Artikel zum Thema bei TamediaExterner Link.
- SRF NewsExterner Link befragte heute eine Kommunikationsexpertin zu den Pannen des BAG. Sie sagt: “Das war schon eine grosse Panne.”
- Unser Artikel zur momentanen Corona-Situation in der Schweiz.
- Hier finden Sie die neusten Meldungen und Berichte von SRF News zum Thema CoronavirusExterner Link.
- Offizielle Informationen über das neue CoronavirusExterner Link auf der Website des Bundesamts für Gesundheit (BAG).
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Am 27. September ist Abstimmungstag. Hat die Covid-19-Pandemie einen Einfluss darauf?
Abgebrochene Parlamentssession, verschobene Abstimmungen. Das Coronavirus drückt auch der Politik seinen Stempel auf.
Nun stellt sich die Frage, ob und wie weit es auch den Urnengang vom 27. September prägen wird. Dann stehen nicht weniger als fünf Themen zur Abstimmung.
Mein Kollege Domhnall O’Sullivan sprach mit mehreren Politexperten darüber. Ihre Einschätzung: Es könnte sehr wohl sein, dass einige Aspekte der Krise einen Einfluss auf das Abstimmungsverhalten der Stimmbevölkerung haben.
- Mehr dazu erfahren Sie im Artikel meines Kollegen Domhnall.
- Der Abstimmungstermin im Mai musste wegen des Lockdowns verschoben werden. Michele Andina machte damals mit der Politologin Martina Mousson ein Video-Interview darüber, was Corona mit der Demokratie Schweiz macht.
- Sind sie interessiert an den aktuellen Fallzahlen in der Schweiz? Dann werden Sie hier fündig!Externer Link
Eines der Themen am 27. September ist der Vaterschaftsurlaub: Warum hinkt die Schweiz in diesem Bereich anderen Ländern so stark hinterher?
Alle Länder in Europa kennen ihn in der einen oder anderen Form. Der Vaterschaftsurlaub existiert zum Beispiel in Schweden – dem Pionierland – bereits seit 1974.
Warum die Schweiz erst jetzt ein Projekt für einen Urlaub für Väter aufgleise, hänge mit der späten Einführung der Mutterschaftsversicherung zusammen. Das sagt die Expertin Isabel Valarino im Interview meiner Kollegin Marie Vuilleumier.
Die Einführung dieser Versicherung habe “oberste Priorität” gehabt, bevor die Einbeziehung der Väter überhaupt in Betracht gezogen worden sei, so Valarino. Dazu komme das immer noch tief verwurzelte traditionelle Familienbild, das in der Schweiz gepflegt werde.
- Welche Erfahrungen Valarino in der Praxis gemacht hat, lesen Sie im Interview meiner Kollegin Marie.
- Einen Ländervergleich finden Sie in unserem Übersichts-Artikel zur Vorlage vom 27. September.
- Dossier der BundesbehördenExterner Link zum Vaterschaftsurlaub.
Zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln. Nicht nur Schweizer Parteien greifen zum Teil daneben bei ihrer Bildauswahl für Abstimmungssujets.
Das Netz macht es möglich. Eine Flut von Bildern ist heute gratis erhältlich. Und oft nur einen Mausklick entfernt. Meint man. Aber Vorsicht, ein Fehlgriff kann teuer werden. Etwas Recherche würde manche Partei vor einer Blamage bewahren.
So erwischte es zum Beispiel letzte Woche die Schweizerische Volkspartei (SVP). Für ihre Kampagne zur Begrenzungs-Initiative – ebenfalls an der Urne am 27. September – vergriff sie sich gehörig: Als Symbolbild für die Zubetonierung der Schweiz wählte sie ausgerechnet eine Detailansicht des Holocaust-Mahnmals in Berlin.
Vice versa benutzte etwa die deutsche Partei Alternative für Deutschland (AfD) das Matterhorn für ein Plakat unter dem Motto “Unser Programm für Deutschland” und “Hol Dir Dein Land zurück”. Es gibt noch mehr Beispiele. Watson.ch hat heute einige zusammengestellt.
- Watson.ch: “7 Beispiele von Polit-Parteien, die mit Stockfotos einen Bock geschossen haben”Externer Link
- In der Schweiz ist im Wahl- und Abstimmungskampf ziemlich viel erlaubt, wie dieser Artikel von letztem Jahr zeigt.
- Die Kampagne um das Minarettverbot sorgte 2009 für viel Wirbel. Hier ein Blick zurück auf die Plakate, die damals zum Einsatz kamen.
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