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Hilfe für Schulabgänger mit Lerndefiziten

Das Lehrstellenprojekt "Speranza 2000" für schulisch Schwache will sich auch im nächsten Jahr engagieren. Besonderes Augenmerk gilt den Attest- und Vorlehren.

Sogenannte “Networker” – Netzwerker – sollen Unternehmen dazu bringen, schwachen Schulabgängern niederschwellige Lehrstellen anzubieten.

Ein erster dieser Netzwerker hat seine Tätigkeit anfangs November in Obwalden aufgenommen. In diesem Kanton wurden in Zusammenarbeit mit dem für “Speranza 2000” im Mandatsverhältnis tätigen Wirtschafts-Insider sieben Attestlehrstellen geschaffen.

Das System soll nun auf die ganze Schweiz ausgeweitet werden. Einer oder mehrere Netzwerker pro Kanton bestimmen ein bis Ende Juli 2007 realisierbares Ziel an niederschwelligen Lehrstellen.

Dann suchen sie Unternehmen und überzeugen sie von der Schaffung der auf zwei Jahre angelegten Attestlehren. Wo das nicht möglich ist, sollen einjährige Vorlehren oder Praktika entstehen. Pro akquirierter Stelle erhält der Netzwerker Geld.

Mehr Attestausbildungen

Das Angebot an Attestausbildungsgängen wird 2007 von 8 auf 13 ausgeweitet. Für Otto Ineichen, Luzerner FDP-Nationalrat und Initiant von “Speranza 2000”, dürfte die Nachfrage nach den Attestausbildungen steigen.

“Speranza 2000” wird einen Fachmann einsetzen, der in Zusammenarbeit mit den Branchenverbänden dazu beitragen soll, neue Attestberufe zu schaffen. Die Nachfrage sei gross, sagte Ineichen.

So zum Beispiel in der Fitnessbranche, im Gesundheitswesen und generell in Gewerbe und Industrie. Der Leiter Berufsbildung im Bundesamt für Berufsbildung (BBT), Serge Imboden, sprach im Schweizer Fernsehen von 100 Attestberufen als Ziel.

Mit Unterstützung von “Speranza 2000” bietet etwa der Kunststoff Verband Schweiz ab Sommer 2008 eine Attestlehre zum Kunststoffverarbeiter an. So will sich die Branche Arbeitskräfte in der Produktion sichern.

Die vier Jahre lang ausgebildeten Kunststofftechnologen nämlich machen oft Karriere und wandern ab, wie es am Freitag hiess. Die Kioskbetreiberin Valora will 2007 wie bereits im laufenden Jahr 70 sogenannte Praktika von einem Jahr Dauer anbieten.

Projekt dauert drei Jahre

Im Rahmen des Projekts “Speranza 2000” wurden bis Ende Oktober 1800 neue Lehrstellen geschaffen. Angepeilt worden waren 2000 Ausbildungsplätze. Nicht alle neu geschaffenen Stellen konnten aber besetzt werden.

In dem dreijährigen Projekt sollen sich Unternehmen gegenseitig ermuntern, wieder oder neu Jugendliche auszubilden. Dabei geht es vor allem um Schulabgänger, die es auf dem Lehrstellenmarkt schwer haben.

Das Projekt wird weiterhin vom Bund, der Credit Suisse und der ihr nahestehenden gemeinnützigen Stiftung Symphasis sowie von Otto Ineichen finanziert.

Zur Trägerorganisation von “Speranza 2000” gehören unter anderem der Schweizerische Gewerbeverband, der Schweizerische Arbeitgeberverband, die Schweizerische Erziehungsdirektoren-Konferenz und die Schweizerische Berufsbildungs-Konferenz.

swissinfo und Agenturen

Für 2007 rechnen die Verantwortlichen mit Ausgaben von 2 Mio. Fr.
Unterstützt wird das Projekt aus privaten Quellen und vom Bund, der 460’000 Fr. pro Jahr beisteuert.
Die Finanzierung ist bis 2008 gesichert.

Die Attestlehre dauert 2 Jahre und schliesst mit dem eidgenössischen Berufsattest.

Damit kann man auf dem gelernten Beruf arbeiten.

Man kann aber auch in das 1. oder 2. Lehrjahr der EFZ-Lehre (eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) einsteigen.

Die Attestausbildung ist weder als “Mini-Lehre” noch als Anlehre unter neuer Etikette zu verstehen. Die bisherige Anlehre galt als Sammelbecken für jene, die sonst nicht unterkamen.

Dagegen stellt die neu definierte, transparente und durchstrukturierte Attestausbildung festgelegte Minimalanforderungen.

Sie bietet Ausgebildeten wie Arbeitgebern Sicherheit hinsichtlich der erworbenen Kompetenzen und Leistungspotenziale.

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