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Hitzewelle macht den Wald krank

Um Wasser zu sparen, verlieren die Bäume ihre Blätter - und werden vom Borkenkäfer angegriffen. WSL

Die Rekordhitze des Sommers schadet dem Wald: Die Bäume sind gegenwärtig weniger robust gegen Borkenkäfer und Krankheiten.

Die Blätter tausender Bäume verfärben sich bereits herbstlich – zwei bis drei Monate zu früh.

Der Rekordsommer in der Schweiz ist noch nicht vorbei und schon zeichnen sich langfristige Folgen ab: Waldforscher rechnen mit massiven Schäden an den Bäumen.

Besonders stark unter der Trockenheit gelitten haben die Gebiete des zentralen und nördlichen Mittellandes sowie der Alpensüdseite, teilte die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Donnerstag mit.

Auch nach dem Jahrhundertsommer 1947 starben mehrere 100’000 Kubikmeter Fichten, Tannen und Buchen ab. Beziffern lässt sich das Ausmass der Schäden aus diesem Sommer jedoch noch nicht, wie ein WSL-Experte sagte. Viel Niederschlag könnte die Auswirkungen noch dämpfen.

Herbst im Sommer

Erstes Anzeichen für bereits entstandene Schäden sei die Blattverfärbung, die zwei bis drei Monate zu früh eintrete. Bereits mitten im August sähen viele Bäume aus wie im Herbst.

Wegen der Hitze und Trockenheit liessen sie Blätter und Nadeln fallen und reduzierten so die Wasserverdunstung. Zwar würde das ein rasches Absterben verhindern, die Bäume werden jedoch anfällig für Schädlinge und Krankheiten.

Förster warnen vor Borkenkäfern

Bereits am Mittwoch schlug die Konferenz der Forstdirektoren und Kantonsförster Alarm: Die Trockenheit habe die Borkenkäferplage verschärft.

Vor allem Fichten seien durch die Trockenheit für Schädlinge anfällig geworden. In den Voralpen und Alpen spitze sich die Borkenkäfersituation drastisch zu. Die Folge sei eine erhöhte Gefahr von Lawinen, Erosionen und Hochwasser.

Laut WSL habe vor allem der Buchdrucker, eine Borkenkäfer-Art, stark vermehrt. Die Experten werten das als einen ersten Folgeschaden der Hitze.

Aber auch andere Borkenkäferarten reagierten rasch auf das neue Angebot von geeignetem Brutmaterial: In den Kronen von älteren Fichten werde zunehmend der Kupferstecher festgestellt. In Lärchenbeständen führe der Grosse Lärchenborkenkäfer zum Absterben der Bäume.

Krankheiten bei Laubbäumen

Geschädigten Laubhölzer wie die Buche, die jetzt schon deutliche Blattverfärbungen aufweisen, dürften harte kommende Jahre bevorstehen.

Die so genannte Buchenrinden-Nekrose, eine Pilzkrankheit, führt zu Blattfall und einem Absterben der Krone bis zum Tod des Baumes. Die Krankheit tritt vermehrt nach trockenen Jahren auf führt bei überlebenden Bäumen zu Schäden im Holz.

Auch das Risiko eines Befalls durch den so genannten Hallimasch-Pilz werde deutlich zunehmen. Der Pilz wächst sich in der Wurzel ein und verursacht eine Infektion – der Tod des Baumes ist vorprogrammiert.

Die WSL geht aber davon aus, dass die meisten Laubbäume die Trockenheit erfolgreich überstehen werden.

swissinfo und Agenturen

Gewisse Bäume können pro Tag bis zu 800 Liter Wasser verdunsten.

Ein Drittel der Schweiz ist von Wald bedeckt.

Die Holzmenge die pro Jahr wächst, wird auf 10 Mio. Kubikmeter geschätzt.

Zwischen 1985 und 1995 vergrösserte sich der Wald um 477 Quadrat-Kilometer.

Hitze und Trockenheit bedrohen den Wald nicht nur wegen der Brände, sondern auch wegen Krankheiten und Borkenkäfern.

Besonders betroffen sind laut Experten das Mittelland, die Alpen und Voralpen.

Während die Laubbäume die Trockeheit allgemein gut überstehen, leiden Nadelbäume stärker.

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