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Hotellerie: Eine Schwalbe macht keinen Frühling

An der Reception von Schweizer Hotels herrscht noch kein Hochbetrieb. Keystone

Nach einem enttäuschenden Trimester hat der April den Hoteliers Hoffnung gegeben. Doch gerettet ist die Branche damit noch nicht: Die Sommermonate sollen schlechter werden.

Insgesamt wird mit 3,2% weniger Übernachtungen im Sommer gerechnet.

Die am Montag veröffentlichten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) bescherten den Hoteliers nur eine gute Nachricht: Im April wurden 47’100 oder 2,3% Übernachtungen mehr verbucht als im Vorjahr.

Die Bilanz für 2003 liegt aber bisher unter dem Vorjahresniveau: Im ersten Trimester 2003 fielen die Buchungen um 249’000 oder 2,3% geringer aus.

Gemäss einer Studie der BAK Basel Economics werden die Übernachtungen in der Schweiz in den kommenden Sommermonaten um 3,2% sinken. Vor allem Hotels in grossen Städten sollen gemäss BAK-Prognose einen Rückgang von 4,7% verkraften müssen.

Geschäftskunden steigen günstiger ab…

Sorgen machen den Hoteliers Geschäftskunden, die entweder gar
nicht mehr kommen oder in günstigeren Hotels übernachten. Von den Fünfstern-Hoteliers rechnen neun von zehn mit weniger Übernachtungen, bei den Hotels mit bis zu zwei Sternen sind es nur zwei von zehn.

“Wir hoffen, dass unsere Hotels diese schwierige Phase mit einem langen Atem überstehen werden”, sagte der Direktor des Verbandes Hotelleriesuisse, Christoph Juen, an einer Medienkonferenz am Montag.

… Touristen bleiben ganz weg.

Im laufenden Jahr litt die Branche unter dem Irak-Krieg und der Lungenkrankheit SARS. Der Aufschwung wird weiter auf sich warten lassen.

Insgesamt werden diesen Sommer weniger Touristen in der Schweiz übernachten. 3,9% weniger ausländische Gäste gemäss BAK-Studie werden erwartet. Der Rückgang von Schweizern soll bei 2,4% liegen.

“Die Deutschen bleiben zuhause, obwohl der Euro stark ist. Sie leiden unter der Wirtschaftskrise im eigenen Land”, erklärt Christian Rey, Präsident von Hotelleriesuisse gegenüber swissinfo.

Das Ausbleiben deutscher Gäste könnte dem Kanton Graubünden am stärksten zusetzen. Dank einem hohen inländischen Gäste-Anteil dürften dagegen das Berner Oberland, die Zentralschweiz und das Wallis relativ glimpflich davon kommen. Einzig im Tessin wird nach dem letztjährigen Einbruch von 14% mit einem leichten Plus gerechnet.

Der Winter soll’s richten

Im nächsten Winter soll es dann aufwärts gehen. “Einerseits setzen wir auf eine allgemeine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage”, sagt Rey, “andererseits rechnen wir mit mehr Gästen aus Russland und dem Osten generell”.

Die Basler Studie prognostiziert ein Plus von 1,3%. Die Zahl der Übernachtungen von Ausländern dürfte um 1,5 % zulegen, jene der Schweizer um 0,5 %. Entspannung soll neben der Erholung der Konjunktur auch ein abgeschwächter Franken bringen. In den Jahren 2004 und 2005 sollen die Logiernächte um je 1,2% steigen.

Lächeln z.B. wie an der Expo.02

“In Sachen Freundlichkeit gibt es noch viel zu tun”, konstatierte Rey an der Medienkonferenz. Unter dem Motto “Qualitätsmanagement” soll die Ausbildung des Personals verbessert werden. Ab 2006 würden für die Vergabe von Sternen vermehrt Kategorien wie Personal und Gästebetreuung berücksichtigt.

Weiter will der Verband das steuerliche Umfeld für Hotelbetriebe verbessern. Rey zeigte sich glücklich, dass man es geschafft habe, den Sondersatz bei der Mehrwertsteuer von 3,6 % statt 7,6 % für die Hotellerie bis 2006 zu verlängern. Diesen reduzierten Mehrwertsteuersatz für den Tourismus will er nun definitiv verankern.

swissinfo und Agenturen

Übernachtungen Januar bis April 2003

Insgesamt: 10’519’155 (-2,3%)
Inland: 4’797’108 (+0,9%)
Ausland: 5’722’047 (-4’9%)

Übernachtungen im April 2003

Insgesamt: 2’126’842 (+2,3%)
Inland: 933’904 (+3,8%)
Ausland: 1’192’938 (+1,1%)

Die Schweizer Hotellerie beklagt ein schlechtes Trimester: Die Logiernächte nahmen um 2,3% ab. Verantwortlich sollen der Irak-Krieg und SARS sein. Der Sommer verspricht keine Besserung. Im kommenden Winter allerdings sollen die Logiernächte wieder anziehen – wegen Besuchern aus Russland und dem Osten allgemein.

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