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Hunderte Schweizer Opfer in Asien

Bundespräsident Schmid gibt die neuen Zahlen der Schweizer Opfer bekannt. Keystone

Bundespräsident Samuel Schmid hat bekannt gegeben, dass die Flutkatastrophe in Asien mehreren hundert Schweizern das Leben kostete.

Am Dienstagnachmittag erklärte Schmid, dass die schlimmsten Befürchtungen der letzten Tage zur Gewissheit wurden.

“Am 26. Dezember 2004 haben einige hundert Schweizerinnen und Schweizer ihr Leben verloren”, erklärte Schmid. Die Zahl liege weit über der bisher angenommenen.

“Viele, zu viele der noch Vermissten” würden mit grosser Sicherheit nicht mehr zurückkehren. “Dies macht den Abschied von den Verstorbenen noch viel, viel schwerer”, sagte ein sichtlich bedrückter Bundespräsident.

Hoffen auf Wunder

“Wir wollen im Einzelfall die Hoffnung nicht aufgeben”, sagte Schmid weiter. “Wunder sind immer wieder möglich.” Aber man müsse sich der wahrscheinlichen Tragweite des Unglücks bewusst sein.

Am Montag war gemäss den Angaben der Bundesbehörden noch mit einer Zahl von mindestens 128 Opfern aus der Schweiz gerechnet worden.

“Wir verneigen uns vor den Toten, wir verneigen uns vor den trauernden Familien.” Im Namen des Bundesrats und des Schweizer Volkes sprach Schmid allen Betroffenen das tief empfundene Beileid aus.

Schmid verlas die nach Absprache mit Aussenministerin Micheline Calmy-Rey verfasste Erklärung vor einer Schweizer Fahne mit einer schwarzen Trauermasche.

Überwältigende Solidarität

Der Bundespräsident dankte in seiner Erklärung zudem all jenen Menschen, “die sich bei uns in der Schweiz und – unter höchst belastenden Umständen – in den betroffenen Gebieten einsetzen”.

Dass allein der Glückskette und den Hilfswerken bis heute über 45 Millionen Franken zugeflossen seien, zeuge von der überwältigenden Bereitschaft der Bevölkerung, “die Herzen und Hände weit zu öffnen”.

Tiefpunkt erreicht

Laut Peter Sutter, Chef des Krisenstabs im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), ist mit rund 500 Personen, von denen am zehnten Tag nach der Katastrophe noch keine Nachricht vorlag, ein “trauriger Grundsockel” erreicht.

Bei rund 100 Personen müsse auf Grund der Umstände angenommen werden, dass sie nicht mehr wiederkehrten. Von 400 weiteren Menschen fehle jede Nachricht. Die Gründe seien vielschichtig.

Im schlechtesten Fall, und damit müsse in vielen Fällen gerechnet werden, seien sie bei der Katastrophe umgekommen, sagte Sutter.

Wegen des langwierigen und peinvollen Prozesses der Identifizierung der Toten werden die Bundesbehörden künftig auf die täglichen Opferbilanzen verzichten. Erst in 23 Fällen wurden die Toten aus der Schweiz bisher von den Angehörigen identifiziert.

Über 145’000 Tote

Die Zahl der Todesopfer in der gesamten Katastrophenregion wurde am Dienstag offiziell mit über 145’000 angegeben. Allein in Indonesien zählte man bisher 94’100 Tote. Laut Jan Egeland, UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe, gehen die Vereinten Nationen von über 150’000 Todesopfern aus.

In den betroffenen Gebieten benötigen immer noch über 2 Mio. Menschen dringend Nahrungsmittel. Die UNO warnte davor, dass Tausende verhungern oder an Krankheiten sterben könnten, weil Versorgungsgüter nicht rechtzeitig ankommen würden.

Nationaler Trauertag

Im Namen der Schweizer Regierung erklärte Bundespräsident Schmid den Mittwoch zum nationalen Trauertag und rief dazu auf, als äusseres Zeichen der Trauer alle Kirchenglocken läuten und alle Fahnen auf Halbmast wehen zu lassen.

Als Zeichen der Anteilnahme für die Opfer des Seebebens findet um 16.30 Uhr im Berner Münster eine nationale Trauerfeier statt. Der Bundesrat wird durch den Bundespräsidenten, Aussenministerin Micheline Calmy-Rey und Volkswirtschaftsminister Joseph Deiss vertreten.

swissinfo und Agenturen

Das Seebeben vom 26. Dezember 2004 vor der indonesischen Insel Sumatra erreichte die Stärke 9 auf der Richter-Skala.
Nach jüngsten Schätzungen wird mit über 145’000 Todesopfern gerechnet.
Noch mehr als 2 Mio. Menschen benötigen dringend Nahrungsmittel.
Am Dienstag gab die Schweizer Regierung bekannt, dass sie mit bis zu 500 Schweizer Todesopfern rechne.

Bis Montag wurden weltweit über 2 Mrd. Dollar Spendengelder gesammelt.
Die Schweizer Regierung stellte 27 Mio. Fr. für die Nothilfe bereit, 2,29 Mio. davon für den Wiederaufbau eines thailändischen Dorfes.

In der Schweiz bleibt die Spendenbereitschaft ungebrochen. Am Dienstagmittag waren auf dem Spendenkonto der Glückskette bereits 45 Mio. Fr. eingegangen.

Am Mittwoch begeht die Schweiz einen nationalen Trauertag für die Opfer der Flutwelle.

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