Für BUWAL-Direktor Philippe Roch sind Stürme und der Hurrikan Katrina deutliche Indikatoren für eine Klima-Erwärmung.
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Gegenüber swissinfo warnte Roch vor weiteren Umwelt-Katastrophen in der Schweiz. Nun würden Gefahren-Karten von gefährdeten Regionen erstellt.
Philippe Roch, Direktor des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), sprach am Mittwoch mit swissinfo, nachdem schwere Stürme in Südfrankreich gewütet hatten. Es sind dies die bisher letzten in einer ganzen Reihe von Wetter-Katastrophen.
Ganze Teile von Europa – und der Schweiz – wurden im vergangenen Monat überflutet, und vor etwas über einer Woche zerstörte der Hurrikan Katrina die Golfküste der Vereinigten Staaten.
“Das sind typische Phänomene, welche die Modelle für einen Klima-Wandel beschreiben. Für mich persönlich ist der Zusammenhang wirklich evident”, sagte Roch.
Die veränderte Lebensweise der Menschen sei dafür verantwortlich, dass die Unwetter soviel Zerstörung hervorriefen. Heute baue man in Gebieten, die früher unberührt geblieben seien.
“Ich kenne die historische Situation von New Orleans nicht”, sagte Roch. “Aber mit der Ausbreitung der Menschheit leben wir vermehrt neben Flüssen und in tiefen Regionen, was die Schäden erhöht, wenn so etwas passiert.”
Gut vorgesorgt in der Schweiz
In der Schweiz hätten fortschrittliche Umwelt-Gesetze die Flutschäden in Grenzen gehalten. “Unser Grundsatz des Waldschutzes stellt sich als sehr positiv heraus. Ohne diese Wälder wäre der Schaden viel grösser gewesen, und es hätte sehr viel mehr Verletzte gegeben.”
Ausserdem habe man in der Schweiz den Ansatz zum Wasser-Management vollkommen geändert. “Wir versuchen heute den Flüssen mehr Platz zu geben und finanzieren die Renaturierung der Flüsse. Das ist eine sehr gute Strategie.”
Schadenskarten der Schweiz
Roch lobte die Vorbereitungen der Kantone und Gemeinden auf das Hochwasser, warnte aber, dass sich Natur-Katastrophen wegen der Klima-Erwärmung häufen könnten.
“Wir zeichnen jetzt neue Gefahrenkarten, damit keine Infrastruktur an gefährdeten Stellen gebaut wird”, erklärte der BUWAL-Direktor. Man müsse sich der neuen Situation anpassen, indem man eine langfristige Präventions-Strategie einschlage.
“Wir müssen unsere Massnahmen zur Verhinderung der Klima-Erwärmung weiter verfolgen, aber wir können das Phänomen kurzfristig nicht zügeln.”
swissinfo, Morven McLean (Übertragung aus dem Englischen: Philippe Kropf)
Vor einem Monat zogen Unwetter über Zentral- und Osteuropa, weite Landstriche wurden überflutet. In der Schweiz starben sechs Personen, der Schaden wird auf 2 Mrd. Franken geschätzt. Vor etwas über einer Woche fegte der Hurrikan Katrina über die US-Bundesstaaten Missisippi, Luisiana und Alabama. Rund 1 Mio. Personen aus der Region von New Orleans wurden obdachlos, Tausende kamen vermutlich ums Leben. Starke Unwetter in Südfrankreich Anfang September führten dazu, dass tausende von Menschen evakuiert wurden.
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