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IKRK warnt vor verschärfter Krise in Darfur

IKRK-Präsident Jakob Kellenberger: Sorgen mit Darfur, Somalia und den palästinensischen Gebieten. Keystone

Beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) steigt die Besorgnis über die sich verschlechternden Zustände in Darfur im Sudan.

Bei der Präsentation des Jahresberichts in Genf wies IKRK-Chef Jakob Kellenberger am Donnerstag auf die “kritische” Sicherheitslage hin.

“Seit Jahresbeginn ist die Sicherheitslage im Umfeld von Darfur schwieriger geworden, auch für uns”, sagte Jakob Kellenberger in Genf. “Wir zählen viel mehr Zwischenfälle als in den vorhergehenden zwei Jahren”, so der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).

Der Sudan figuriere bereits das dritte Jahr in Folge als IKRK-Schwerpunkt-Land. Für das laufende Jahr seien 128 Mio. Franken für den Sudan vorgesehen.

Laut Kellenberger gibt es Gebiete innerhalb des Landes, zu denen Rotkreuz-Angehörige keinen Zutritt mehr haben.

Seit sich 2003 Rebellengruppen von ethnischen Afrikanern auch im Westen Sudans, in Darfur, gegen die arabisch dominierte sudanesische Regierung erhoben hatten, starben 180’000 Menschen, Millionen wurden vertrieben.

Gemäss dem IKRK-Chef ist nicht klar, welche Auswirkungen das Friedensabkommen haben könnte, das Anfang Mai in der nigerianischen Hauptstadt Abuja zustande kam.

Zur umstrittenen Frage, ob eine internationale Friedenstruppe jene der Friedensmission der Afrikanischen Union ablösen soll, meinte Kellenberger, ihm sei jede Lösung recht, welche die Sicherheit in Darfur verbessere.

Somalia: Dürre und Milizenkämpfe

Das IKRK plant eigenen Angaben zufolge auch, die medizinischen Bemühungen in Somalia auszuweiten. Das Land in Ostafrika wird von Dürre und Kämpfen zwischen den islamischen Milizen heimgesucht.

Laut Kellenberger zählt Somalia zu den Problemländern, die ihm am meisten Sorgen bereiteten.

Seit dort Mitte Februar die Kämpfe wieder ausbrachen, gibt es über 300 Tote zu beklagen. 1700 Verwundete seien in Spitälern behandelt worden.

Kürzlich hätten bewaffnete Kämpfer sogar das Keysaney Spital in Mogadischu besetzt, trotz den wiederholten Aufrufen des IKRK und der somalischen Gesellschaft des Roten Halbmonds, medizinische Institutionen von den Kampfhandlungen auszunehmen.

Krise im palästinensischen Gesundheitswesen

Wie der IKRK-Präsident in Genf im weiteren sagte, soll auch die medizinische Versorgung in den Palästinenser-Gebieten aufgestockt werden. Diese Woche habe die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zwei Experten dorthin entsandt.

Diese sollen dem krisengeschüttelten palästinensischen Gesundheitswesen beistehen. Eine Mio. Franken sei dabei für Arzneien für Spitäler vorgesehen, denen das Geld ausgegangen ist.

Versteckt gefangen Gehaltene

Kellenberger weilte kürzlich zu Besuch in den USA, wo er das heikle Thema des Zugangs zu versteckten Gefangenen zur Sprache brachte. Er machte wiederholt klar, dass der Zugang zu Leuten, die Schutz und Hilfe brauchten, von der in Genf ansässigen Organisation weiter als prioritäre Aufgabe eingestuft werde.

Er bedauerte den Umstand, dass gewisse Orte weiterhin nicht zugänglich seien und musste eingestehen, dass das IKRK in den letzten Monaten keine Fortschritte machen konnte, was die geheim gehaltenen Internierungslager betrifft.

Der Zugang zu Gefangenen sei in einer Reihe von Ländern äusserst kompliziert – “nicht zuletzt im arabisch-islamischen Raum”.

In Bezug auf die mutmasslichen Massaker an Zivilisten, die von der US-Armee in Haditha in Irak im November begangen sei sollen, sagte der IKRK-Chef, es sei wichtig, “die internationalen Menschenrechte zu respektieren – vor allem die Verhaltens-Richtlinien bei Auseinandersetzungen”. Doch habe dies für alle Beteiligten Gültigkeit.

swissinfo, Adam Beaumont in Genf
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Der IKRK-Jahresbericht 2005 umschreibt die Periode als Jahr der Naturkatastrophen, vor allem wegen dem Tsunami im Indischen Ozean, dem südasiatischen Erdbeben, der Dürre im Niger und den Hurrikanen in der Karibik.

Laut der in Genf niedergelassenen Organisation hätten bewaffnete Konflikte, die meisten innerstaatliche, zu hohen Verlusten in der Zivilbevölkerung geführt.

Das IKRK habe seine Fähigkeit zum schnellen Eingreifen bei Krisen rund um den Globus verbessert. Es plant, seine Kapazitäten für schnelle Hilfeleistung künftig weiter zu vergrössern.

Das Jahresbudget 2005 des IKRK betrug 911 Mio. Franken – im Vorjahr hatte es 782 Millionen betragen.

2005 stellte das IKRK Nahrung für eine Million Menschen zur Verfügung und weitere Notversorgung für drei Millionen.

Das IKRK besuchte auch 528’000 Gefangene in 2600 Internierungs-Zentren in 76 Ländern.

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