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Im Zentrum des europäischen Stromhandels

Die Schweiz spielt seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eine wichtige Rolle als Drehscheibe im Stromhandel. Sie gehörte 1951 zu den Gründungs-Mitgliedern des heutigen Stromverbundes UCTE.

Sie weist im grenzüberschreitenden Verkehr mit Elektrizität seit 20 Jahren einen Export-Überschuss aus.

Strom fliesst über ein europäisches Verteilernetz in alle Himmelsrichtungen.

Mehr als 30 Höchstspannungs-Leitungen verbinden das Schweizer Übertragungsnetz mit dem Ausland. Der Schweizer Anteil an den grenzüberschreitenden Netzkapazitäten der im Stromverbund UCTE vereinten Länder beläuft sich auf rund 20%.

Betrieben wird das Schweizer Übertragungs-Netz im Grunde von sieben Stromunternehmen: Atel, BKW, CKW, EGL, EOS, EWZ und NOK. Mit Blick auf die mögliche Liberalisierung im Strommarkt hatten sie 1999 die Etrans gegründet, eine Koordinationsstelle für das Schweizer Hochspannungsnetz.

Zu den Hauptaufgaben der Etrans gehört die Koordination für einen sicheren und geordneten Betrieb des Übertragungsnetzes in der Schweiz (inklusive Unterhalt und Qualitätssicherung). Im Falle einer Panne wie sie Italien am 28. September 2003 erlebte, war es also die Aufgabe der Etrans, Italien über den Vorfall zu informieren.

Seit den Anfängen dabei

Erste Schritte zu einem gemeinsamen europäischen Stromnetz waren Mitte des letzten Jahrhunderts gemacht worden. Damals gründeten die Schweiz, Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und Österreich eine entsprechende Vereinigung, der heutigen UCTE. In der Folge entstanden auch die technischen Voraussetzungen für den europäischen Stromaustausch.

Im Jahresdurchschnitt weist die Schweiz seit rund 20 Jahren einen Exportüberschuss aus. Die Produktion von Strom ist im Sommer höher als im Winter, während der Verbrauch im Winter höher ist.

Daher muss die Schweiz im Winter jeweils Strom importieren. Dies sind vor allem Lieferungen aus Frankreich. 2001 exportierte die Schweizer Energiebranche 68,4 Mrd. kWh, der Import belief sich auf 58 Mrd. kWh.

Unklare Zukunft



Damit gehört die Schweiz nach Angaben des Wirtschafts-Dachverbandes économiesuisse zu den wichtigsten europäischen Ländern, die mit Strom handeln. Was auch von wirtschaftlicher Bedeutung ist für die Speicherkraftwerke – und damit für Arbeitsplätze und Einnahmen in den Bergregionen.

Wie sich die gesamte Elektrizitätswirtschaft in der Schweiz in den nächsten Jahren entwickelt, ist jedoch zur Zeit offen, nachdem die Stimmberechtigten im letzten Jahr die Vorlage zum Elekrizitätsmarkt-Gesetz abgelehnt hatten, das auf eine weitere Liberalisierung abgezielt hatte.

Anders sieht es bei der EU aus: Die Mitgliedstaaten müssen ihre nationalen Strommärkte bis ins Jahr 2007 geöffnet haben. Damit werden die regionalen und nationalen Monopole aufgebrochen. Wie sich die Schweiz diesem Umfeld stellen können wird, ist derzeit schwierig abzuschätzen.

Nach dem Volks-Nein vom September 2002 führt das Bundesamt für Energie (BFE) nun Gespräche mit den interessierten und betroffenen Kreisen. Dazu gehören neben der Elektrizitätswirtschaft Kantone, Gemeinden, Konsumenten- und Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften. Erst nach diesen neuen Sondierungen will die Regierung über das weitere Vorgehen entscheiden.

swissinfo, Rita Emch

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