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Israel Singer: Schweizer Juden befriedigt

In Zukunft wird sich Israel Singer um den WJC-Strategierat kümmern, nicht mehr um dessen Finanzen. Keystone

Wegen Missständen bei der Finanzverwaltung darf der Ex-Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses keine monetäre Verantwortung mehr wahrnehmen.

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund begrüsst das, da undurchsichtige Finanz-Transaktionen über Genfer Konten abgewickelt worden waren.

Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer untersuchte über ein Jahr lang das Finanzgebaren des Jüdischen Weltkongresses (WJC). Nach Berichten über finanzielle Unregelmässigkeiten hatte unter anderem der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) auf Untersuchungen gedrängt.

Eliot Spitzer stellte bei seinen Untersuchungen erhebliche Mängel in der Finanzverwaltung der jüdischen Organisation fest, jedoch kein kriminelles Verhalten.

Spitzer und der WJC erreichten nun ein Übereinkommen, in dem der Weltkongress sowie seine karitiativen Unterorganisationen zu umfassenden Reformen in der Finanzverwaltung verpflichtet werden.

Denn bei den jüdischen Organisationen habe es keine wirkungsvolle Finanzkontrolle gegeben, mit denen die Verwendung von Spenden überwacht werden könnte. Auch Belege für die Sammelaktivitäten (Fundraising) hätten gefehlt. Kriminelle Machenschaften seien aber nicht festgestellt worden.

Als Konsquenz wird der Spitzenfunktionär Israel Singer keine finanzielle Verantwortung mehr tragen.

Umstrittenes Genfer Konto

Besonderes Augenmerk richtete die Untersuchung auf den Transfer von 1,2 Mio. Dollar, die der WJC-Spitzenfunktionär Israel Singer 2003 von einem WJC-Konto auf Konten in Europa, unter anderen auf eine Bank in Genf, überwiesen hatte. Zweck der Operation war die Einrichtung eines Rentenfonds für WJC-Funktionäre.

Der Transfer sei ohne Wissen der Führungsgremien des Jüdischen Weltkongresses erfolgt. Ausserdem sei nicht sichergestellt gewesen, dass der WJC stets die Kontrolle über die Gelder behalten habe.

Zwar habe die Organisation bei der Operation kein Geld verloren. Aber es seien doch erhebliche Mängel in der Verwaltung aufgetreten, heisst es im Bericht weiter.

Zudem wird auf nicht korrekt verbuchte Entschädigungen zu Gunsten höherer Funktionäre hingewiesen. Die Rede ist von Zahlungen an Versicherungen von Familienmitgliedern, Vergütungen für Autoleasing, für Kreditkartenausgaben oder für unbelegte Ferienguthaben.

Singer alleine habe über 300’000 Dollar an solchen Entschädigungen erhalten. Einige unrechtmässige Entschädigungen seien inzwischen zurückgezahlt worden. Laut der jüdischen Wochenzeitschrift “Tachles” vom Freitag erstattete Singer während der Untersuchungen 200’000 Dollar zurück.

Audit verlangt

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) hatte eine Überprüfung (Audit) der Vorgänge auf dem WJC-Konto in Genf beantragt, das im Zentrum der Untersuchungen stand. Er werde nun prüfen, “in wie weit die Ergebnisse der New Yorker Untersuchung eine Weiterziehung des Audits überflüssig macht”, und danach seine Position festlegen.

Der SIG hofft, dass nun die notwendigen Grundlagen geschaffen werden, damit der WJC und seine Tochterorganisationen ihre Aufgaben wahrnehmen können und das Vertrauen wiederhergestellt wird.

Der WJC ist unter anderem auch damit beauftragt, die Gelder aus dem Holocaust-Vergleich mit den Schweizer Banken (1,25 Mrd. Dollar = 1,62 Mrd Franken) an die Betroffenen auszuzahlen.

swissinfo und Agenturen

2004 hatte der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) vom Jüdischen Weltkongress Auskünfte über die Schliessung von dessen Büro in Genf und eine externe Untersuchung verlangt.

Der SIG war auch besorgt über die Deponierung von 1,2 Mio. Dollar auf einer Genfer Bank durch den damaligen WJC-Generalsekretär Israel Singer.

Nach dem Vergleich mit der US-Justiz vom 31. Januar dieses Jahres wird Israel Singer kein fianzielles Mandat beim WJC mehr ausüben.

Zu Beginn des Jahres hat Singer sich aus der Direktion zurückgezogen und präsidiert den neugegründeten Strategierat des WJC.

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