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Jackpot für die Universität Freiburg

Adolphe Merkles Schenkung ermöglicht das neue Nanomaterialien-Institut. Key/Freiburger Nachrichten/Massot

Der Industrielle Adolphe Merkle hat der Freiburger Alma Mater 100 Mio. Franken geschenkt. Dies ist die grösste Spende für eine private Hochschule in der Schweiz.

Ein Grossteil dieser Stiftung zur Förderung von Forschung und Lehre an der Uni Freiburg wird zum Aufbau eines Forschungsinstituts für Nanomaterialien verwendet.

“Quantensprung”, “Meilenstein”, “Leuchtturm mit europäischer Ausstrahlung”: Das waren die Attribute, mit denen Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot und Unirektor Guido Vergauwen die Schenkung bedachten. Diese bringe eine massive Verstärkung der seit den 1980er-Jahren bestehenden Forschung auf diesem Gebiet.

Das Adolphe Merkle Institut (AMI) wird die Aktivitäten des Fribourg Center for Nanomaterials (frimat) unterstützen, das 2006 dank einer ersten Schenkung des heute 83-jährigen Merkle geschaffen wurde. Das neue Institut wird vier gut dotierte Lehrstühle haben, wie Peter Schurtenberger, designierter Leiter des Instituts, sagte.

Das Institut wolle nicht nur Grundlagenforschung betreiben, sondern fächenübergreifend innerhalb der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Freiburg wirken. Zudem soll es angewandte Forschung für die Industrie und auch für KMU betreiben.

Das Institut wird seine Aktivität bereits Anfang 2008 aufnehmen Der Kanton Freiburg verspricht sich von diesem Institut eine Stärkung als Standort für Unternehmen, die in diesem zukunftsträchtigen Bereich arbeiten, wie Staatsratspräsidentin Chassot ausführte.

Nanopartikel erlauben es, Materialien mit neuen und verbesserten Eigenschaften zu erzeugen. Anwendung finden sie unter anderem in der Medizin und der Biologie.

“Etwas zurückgeben”

Nach Angaben der Uni Freiburg handelt es sich hier um die grösste private Schenkung zu Gunsten einer privaten Hochschule. Der Stifter, der 1924 in Düdingen im deutschsprachigen Kantonsteil geboren wurde, will damit “Freiburg etwas zurückgeben”.

Merkle gründete 1952 die Firma Vibro-Meter, die Mess- und Steuerungsinstrumente herstellte. In den 1990er-Jahren verkaufte er sie an einen Schweizer Investor. Merkle hat 1950 an der Uni Freiburg den Doktor in Wirtschaftswissenschaft erworben und ist seit 2003 Ehrendoktor ihrer Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.

Nicht nur Nanotechnologie

Für die Schaffung des neuen Instituts für Nanowissenschaften mit internationalem Anspruch soll der grösste Teil von Merkles Schenkung verwendet werden. Das Adolphe Merkle Institut (AMI) werde dabei sein Jahresbudget von
fünf Millionen Franken in interdisziplinäre Forschungsarbeiten investieren.

Neben der Grundlagenforschung wird einerseits angewandte Forschung mit einer langfristiger Perspektive in Zusammenarbeit mit der Industrie betrieben. Andererseits wird aber auch an Forschungsaufträgen mit kürzerer Perspektive, vor allem zu Gunsten von KMU, gearbeitet.

Dank der Merkle-Stiftung erhält die Uni Freiburg im weiteren einen neuen Lehrstuhl für Innovationsmanagement und Technologie-Transfer.

Unterstützt wird auch das neue Forschungsinstitut für Mehrsprachigkeit und mehrsprachige Erziehung. Ausserdem wird ein neuer Preis in der Höhe von 500’000 Franken geschaffen, den die Uni Freiburg alle drei Jahre für ausserordentliche Leistungen im wissenschaftlichen, kulturellen, sozialen oder wirtschaftlichen Bereich vergeben wird.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz gewinnt – wie in anderen westlichen Ländern – die private Finanzierung von Instituten, Lehrstühlen und Hochschulen zunehmend an Bedeutung.

Damit wird die Finanzierung durch öffentliche Gelder komplettiert und die Konkurrenz zwischen den Unis belebt.

Dies wirft aber auch Fragen auf, zum Bespiel jene der Unabhängigkeit der Forschung gegenüber den Geldgebern.

Die in der Schweiz von privater Seite praktizierte Finanzierung von Forschung und Entwicklung bei Universitäten und Unternehmen liegt laut Bundesamt für Statistik bei rund 70%.

In Frankreich erreicht der Anteil der Privatwirtschaft an der Finanzierung von Forschung und Entwicklung in Frankreich kaum 50%, in Deutschland 67%, in den USA 67% und fast 75% in Japan (Zahlen von 2004).

Nano ist die Abkürzung für den milliardsten Teil. Ein Nanometer ist also ein Milliardstel Meter oder ein Millionstel Millimeter. Atome und Moleküle bilden die Nanowelt. Auf dieser Ebene können die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Materialien radikal variieren.

Beispiel: In einer Nanoröhre kann eine Bleistiftmine widerstandsfähiger werden als Stahl.

Nanomaterialien können aber auch selbstreinigend sein. Zudem kann die Miniaturisierung auch Medikamente effizienter machen.

Der Bund schätzt, dass Nanomaterialien-Forschung weitreichende Auswirkungen für die Schweiz haben wird, sowohl in der Wirtschaft als auch im Gesundheitswesen und beim Umweltschutz.

Bei diesen neuen technologischen Ansätzen sind die Risiken noch wenig bekannt, zeigt die Debatte unter den Wissenschaftern. Fragen stellen sich insbesondere auf die Auswirkungen auf die Umwelt und auf Wechselwirkungen bei lebenden Organismen.

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