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Jeanine Cicogninis Zukunft liegt in ihrer rechten Hand

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Was Medaillenträume betrifft, kommt Peking für die Badmintonspielerin Jeanine Cicognini vier Jahre zu früh. Aber mental ist sie stark, und wenn der Körper mitmacht, liegt eine Überraschung drin.

“Sie ist Walliserin, und sie ist ehrgeizig!” Für Claude Heiniger, Leiter des Ressorts Wettkampf beim Verband Swiss Badminton, ist die Psyche eine der grossen Stärken Jeanine Cicogninis. Mental ist die 21-Jährige also parat, athletisch muss sie aber noch zulegen. Ihr Spiel müsse kampfbetonter und robuster werden, statt unbeschwert und anmutig, sagt der Spezialist.

Die Rechtshänderin – eine versierte Technikerin – war eine Frühstarterin. Mit Sechzehn wurde sie bereits Schweizermeisterin bei den “Grossen”. In der Geschichte des Frauenbadminton folgt sie den Spuren von Liselotte Blumer, die in den 1980er-Jahren Europameisterin geworden war. Blumer lehrte damals auf den Courts sogar zahlreichen Männern das Fürchten.

Chinesinnen dominieren

Für Heiniger ist es noch zu früh, von einer olympischen Medaille für Jeanine Cicognini zu träumen. So bemerkenswert der Aufstieg der Schweizerin ist, ihr Weg zur Spitze ist noch lang und hart. Aber sie hat das Ziel, einmal die Weltbesten zu schlagen. Das sind vor allem die Chinesinnen, die vor heimischer Kulisse die Medaillen wohl unter sich ausmachen werden.

Entscheidend wird in Peking die Auslosung sein. Mit ein wenig Glück kann Cicognini die erste oder gar die zweite Runde erreichen. Doch danach dürfte es schwierig werden. Heiniger traut der Spielerin (noch) nicht zu, das Achtelfinale zu überstehen.

Cicognini figuriert an 47. Stelle der Weltrangliste. Mit einem Sieg gegen die Nr. 22 der Welt hat sie in dieser Saison bewiesen, dass weit besser platzierte Konkurrentinnen in ihrer Reichweite liegen. Für den Sprung in die Top Ten wird sie aber erst in zwei oder drei Jahren bereit sein, schätzt Heiniger.

Verletzungsanfällig

Voraussetzung dazu ist jedoch ein weiterer kontinuierlicher Aufbau ohne verletzungsbedingte Rückschläge. Bislang wurde Cicognini immer wieder von Rücken- und Knieproblemen geplagt. Im Vorfeld von Olympia blieb sie davon aber verschont, so dass auch die physische Form stimmen sollte.

“Die Qualifikation war mein Traum. Ich fühle mich gut. Ich habe viel trainiert und meine körperliche Fitness verbessert. Wenn ich nicht gleich zu Beginn auf eine ganz starke Gegnerin treffe, kann ich in Peking die erste Runde überstehen”, sagt die Spielerin.

Olympia als Lern- und Lebenserfahrung

Darüber hinaus macht sich Cicognini keine Illusionen. “Das olympische Turnier ist für mich eine gute Lernerfahrung. Ich bin noch jung und Medaillen sind noch nicht in meiner Reichweite. Mein grosses Ziel in den nächsten vier Jahren sind die Olympischen Spiele 2012 in London und ein Platz unter den Top 20.”

Ihre Vorbereitungen hat sie fern der Heimat absolviert. Nach drei Jahren im europäischen Badminton-Mekka Dänemark verbrachte Cicognini zuletzt ein Jahr im Ausbildungszentrum des internationalen Badminton-Verbandes in Deutschland. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, die asiatische Phalanx in der Sportart zu durchbrechen.

Rückkehr in die Schweiz?

Nach den Olympischen Spielen steht für Jeanine Cicognini die Türe offen, wieder in die Schweiz zurückzukehren. Das Trainingsprogramm von Swiss Badminton bietet ihr die Möglichkeit, weiter an ihrer Karriere zu feilen. Aber Cicognini zögert noch mit einer Zusage.

Seit drei Jahren verfügt der Schweizer Verband über Mittel, junge Talente auf dem Weg nach oben zu begleiten. Hinter Jeanine Cicognini scharen sich bereits neue hungrige Spielerinnen. Diese Situation könnte deren Idol zu internationalen Höchstleistungen antreiben.

“In Bern könnte sie mit unserem Nationaltrainer von einer persönlicheren Betreuung profitieren, als dies in den grossen europäischen Zentren der Fall ist”, unterstreicht Claude Heiniger. Eine Medaille in vier Jahren an der Themse wäre dann gewissermassen “Swiss Made”.

swissinfo, Pierre-François Besson
(Übertragung aus dem Französischen: Christine Fuhrer)

1986 in Brig im Kanton Wallis geboren.

Profibadmintonspielerin nach der obligatorischen Schulzeit.

Sie zieht nach Dänemark, der Hochburg des Badmintonsports in Europa.

Seit mehr als einem Jahr trainiert sie im Trainingszentrum des internationalen Badmintonverbands in Saarbrücken in Deutschland.

Ihre Stärke ist die mentale Kraft. Anfällig zeigte sie sich in ihrer Physis, wo sie durch Knie- und Rückenprobleme zurückengeworfen wurde.

Jeanine Cicognini wird in Peking zum ersten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen.

Cicognini wurde viermal Schweizermeisterin. Ihren ersten Titel holte 2003 mit sechzehn Jahren.

International machte sie erstmals von sich reden, als sie 2005 Zweite an der Juniorinnen-Europameisterschaft wurde.

Als Nummer 47 der Weltrangliste gelang ihr Anfang Jahr ein Sieg gegen die Nummer 22.

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