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Kabul: Einer der Gesteinigten könnte Genfer sein

Die Leichen der beiden ermordeten Ausländer werden in ein Camp der Schutztruppe ISAF überführt. Keystone

Einer der beiden Ausländer, die in einem Kabuler Park erschlagen aufgefunden wurden, könnte Elie Chevieux sein. Der Genfer ist bekannt als Fotograf und Weltmeister im Hallenklettern.

Sein Vater bestätigte, dass die Schweizer Polizei um ein Foto seines Sohnes gebeten habe.

Die Genfer Polizei bestätigte Medienberichte in der Romandie, dass eines der Opfer den Pass von Elie Chevieux auf sich trug. Der 31-jährige Genfer hatte sich besonders in der Westschweiz als Weltklasse-Kletterer in der Halle einen Namen gemacht.

Beim zweiten Opfer könnte es sich nach Recherchen von SF DRS um einen jungen, ehemaligen Journalisten handeln, der während 6 Jahren bei der Zeitung “Südostschweiz” gearbeitet hatte.

Über die Identität der beiden Opfer gab es bis am Dienstagnachmittag keine offiziellen Angaben vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

Am vergangenen Sonntag waren in einem Park in der afghanischen Hauptstadt Kabul die Leichen zweier Ausländer gefunden worden. Die Männer waren mit Steinen erschlagen und niedergestochen worden. Eines der Opfer wies zudem Strangulationsspuren auf.

DEZA: Mit 80 Prozent Sicherheit Schweizer

Ruedi Hager, Leiter des Kooperationsbüros der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Kabul, sah laut eigenen Angaben die aufgebahrten Leichen in einem Lager der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF.

“Mit 80-prozentiger Sicherheit handelt es sich bei beiden Toten um Schweizer”, sagte Hager. Gebiss-Analysen in der Schweiz sollen nun bei der Identifizierung helfen.

Ein Schweizer Arzt untersucht derzeit die beiden Leichen. Obwohl die Identität noch nicht geklärt ist, sollen die Leichen laut einem ISAF-Offizier in die Schweiz überführt werden.

Foto aus der Schweiz

Zur Identifikation des einen Opfers soll auch ein Foto beitragen, um das die Schweizer Polizei bei der Familie Chevieux nachfragte. Georges Chevieux, der Vater des mutmasslichen Opfers, sagte gegenüber der welschen Zeitung “Le Temps”: “Ich war nicht zu Hause. Man hat mir eine Nachricht hinterlassen, mich auf dem Polizeiposten zu melden. Dort hat mir eine Polizistin die schreckliche Nachricht überbracht. Sie hatte aber keine weiteren Informationen zum Tathergang.”

Nach Angaben des afghanischen Innenministeriums sollen die beiden Männer gesteinigt worden sein. Ein Polizeioffizier erklärte dagegen, sie seien mit Ziegelsteinen erschlagen worden.

“Ein Foto zuviel”

Den Verdacht des afghanischen Sicherheitschefs, die Ende April angeblich illegal aus Pakistan Eingereisten seien in den Drogenhandel verstrickt gewesen, hält die Schweizer Vertretung in Kabul für wenig wahrscheinlich.

Hinweise auf einen politischen Hintergrund oder einen Zusammenhang mit dem Drogenschmuggel gebe es nicht. Die beiden Männer seien womöglich wegen Wertsachen überfallen worden, sagte Hager vom DEZA.

Der Vater des mutmasslichen Opfers geht davon aus, dass sein Sohn “ein Foto zuviel” gemacht habe. Der fotobegeisterte Elie Chevieux war seit Oktober unterwegs auf einer Reise, die ihn nach Russland, Sibirien, Japan, Indien, Nepal und Afghanistan geführt hatte. Georges Chevieux: “Wenn es sein muss, fliege ich nach Kabul, um ihn zu identifizieren.”

swissinfo und Agenturen

Die zwei gesteinigten Ausländer, die am Sonntag in Kabul gefunden wurden, dürften Schweizer sein.

Einer der Toten trug den Pass des Genfer Fotografen und Weltklasse-Sportkletterers Elie Chevieux auf sich.

In Afghanistan halten sich nach EDA-Angaben derzeit 37 Schweizer auf. Meist im Auftrag von internationalen oder nichtstaatlichen Organisationen (NGO).

Darunter sind 5 Schweizer Armeeangehörige, die für die Schutztruppe ISAF oder die UNO arbeiten.

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