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Kampf gegen Aids nötiger denn je

Aids tötet - Präventionsbotschaft auf einer Wand in der Nähe eines Schulhauses in Südafrika. Keystone

Am diesjährigen Welt-Aids-Tag ist kaum die Rede von Erfolgen. In der Schweiz nehmen die Neuansteckungen zu, die Wirkung der Prävention hat nachgelassen.

Und weltweit sind rund 40 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert – oder leiden unter der allzu häufig tödlichen Krankheit.

“Global gesehen entwickelt sich Aids zu einem Drama”, sagte Thomas Zeltner, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit, im Vorfeld des Welt-Aids-Tags vor den Medien. Und UNO-Generalsekretär Kofi Annan sprach in einem BBC-Interview gar davon, Aids sei in einigen Ländern eine veritable “Massenvernichtungswaffe”.

Die Immunschwächekrankheit breite sich nicht nur in Afrika, sondern auch in Asien, Osteuropa und in der Karibik sehr schnell aus. Selbst in den USA sei Aids auf dem Vormarsch.

Der Kampf gegen die Krankheit drohe verloren zu gehen, weil sich die internationale Staatengemeinschaft nicht ausreichend engagiere. Derzeit versucht Annan deshalb, weitere Gelder für den Kampf gegen Aids zusammenzubekommen.

Auch Schweizer Beitrag “zu wenig”

Die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) leistet einen jährlichen Beitrag von 4 Mio. Franken an die UNO-Organisation UNAIDS. Die DEZA habe ihre Beiträge im Bereich reproduktive Gesundheit und Aids seit den 90er Jahren massiv erhöht, erklärte Direktor Walter Fust. Doch ist auch für ihn klar: “Das ist zu wenig.”

Fust erinnerte daran, dass vor allem in Afrika auch viele Lehrkräfte und Staatsbedienstete der Krankheit erliegen. Entsprechend nannte er Aids einen “Entwicklungs-Killer”.

Therapien problematisch: Resistenzen weit verbreitet

Einer der Schwerpunkte der Schweiz ist das Engagement im Bereich der Übertragung des Virus von schwangeren Frauen auf ihre ungeborenen Kinder. Hier seien zwar Warnungen bezüglich der Resistenz-Entwicklungen laut geworden, so Fust. Es gehe aber um eine Risikoabwägung.

Das Problem, dass viele Medikamente nicht mehr wirken, weil die Viren resistent geworden sind, lässt die Fachleute weltweit Alarm schlagen. So warnt der Zürcher HIV-Experte Markus Flepp, dass die Kombinations-Therapie (Triple-Therapie) bei 10% der Patienten nicht mehr nütze.

Alarmierende Zunahme der Infektionen in der Schweiz

Verglichen mit anderen westeuropäischen Ländern ist der Anteil positiver HIV-Tests in der Schweiz hoch. “Die Problemwahrnehmung ist geringer und das Schutzverhalten larger geworden”, sagte dazu BAG-Direktor Zeltner.

“Jede Woche sterben in der Schweiz zwei Menschen an Aids, und 15 Personen entdecken, dass sie den HI-Virus tragen”, so Zeltner weiter. Das Risiko, auf jemanden mit HIV zu treffen, sei noch nie so gross gewesen wie heute.

Allein im Jahr 2002 hat die Zahl der HIV-Neuinfektionen im Vorjahresvergleich um 25,5% zugenommen. Besonders hoch ist der Anstieg der HIV-Infektionen bei den Homosexuellen (37%) und bei den Heterosexuellen (27%).

Betroffen sind vor allem Personen aus Ländern mit hoher Aidsrate, aus der Subsahara-Region.

Zielgruppen speziell ansprechen

Die Präventionskampagnen werden nun verstärkt angepasst: Zielgruppen werden speziell angesprochen. Vor allem sollen die Präventions-Botschaften an Orten, wo Sex zwischen Männern möglich ist (Saunen, Bars), flächendeckend präsent sein. Intensiviert wird die Prävention auch bei Migrantinnen und Migranten, Drogenkonsumenten sowie Freiern.

Für die Allgemeinbevölkerung wird die Stop-Aids-Kampagne weitergeführt, mit immer wieder neuen Auftritten und prägnanten Botschaften. Das Nationale HIV/Aids -Präventionsprogramm kostet den Bund pro Jahr 10 Mio. Franken. 8 Millionen davon gehen laut Zeltner in die Prävention.

Prävention – auch um Kosten zu verhindern

Handeln tut Not – auch aus ökonomischen Gründen. Denn in einigen Jahren würden die Neuinfektionen hohe Sozial- und Gesundheitskosten verursachen, sagte Gesundheitsminister Couchepin.

Allein schon die Medikamentenkosten für die rund 800 Neuinfektionen des Jahres 2002 würden rund 16 Mio. Franken pro Jahr betragen.

swissinfo und Agenturen

Einem UNO-Bericht zufolge sind im vergangenen Jahr mehr Menschen an Aids gestorben als je zuvor. Auch die Zahl der Neuinfektionen mit HIV ist mit fünf Millionen auf eine neue Rekordhöhe gestiegen.

Weltweit leben demnach rund 40 Millionen Menschen mit der Krankheit oder einer Infektion mit dem Virus.

In den am schwersten betroffenen Ländern im Afrika südlich der Sahara hat nur etwa ein Prozent der Infizierten Zugang zu Medikamenten.

Im weltweiten Kampf gegen Aids bleiben Aufklärung und Vorbeugung die wichtigsten Mittel. Denn wirksame Heilmittel oder Impfungen sind bei weitem nicht Realität.

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