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Katastrophen-Gipfel will Naturgewalten zähmen

Überlebende des verheerenden Erdbebens in Kobe 1995. 6400 Menschen starben. Keystone Archive

Spezialisten beraten diese Woche an einer Konferenz, wie die Folgen von Naturkatastrophen begrenzt und Menschen besser geschützt werden könnten.

Schwerpunktthema der Tagung im japanischen Kobe ist die jüngste Tsunami-Katastrophe in Südasien.

Die Welt-Konferenz zur Katastrophenvorsorge, die bis zum Samstag dauert, findet im japanischen Kobe statt. Die Stadt wurde 1995 von einem Erdbeben vollständig zerstört.

“Wir streben an, dass sich der kulturelle Umgang mit Naturkatastrophen in einigen Ländern ändert,” sagt Marco Ferrari. Er ist Stellvertreter Toni Frischs als Chef des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) und Mitglied der Schweizer Delegation in Kobe.

“Wir möchten regionale und nationale Behörden, aber auch Wissenschafter und Versicherungen in einen Gesetzesrahmen zur Katastrophenvorsoge einbinden”, so Ferrari gegenüber swissinfo. Erst dann könnten viele Länder Schritte zu einem Monitoring und einem Frühwarnsystem unternehmen.

Schlimmer als Kriege

Ziel der Konferenz in Kobe ist es, einen Aktionsplan zu beschliessen, der innert zehn Jahren die Risiken von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Fluten und Dürren vermindern soll.

Laut dem UNO-Koordinator für humanitäre Einsätze, Jan Egeland, zögen diese Ereignisse genauso viele, wenn nicht mehr Menschen in Mitleidenschaft als Kriegskonflikte.

Im Gegensatz zu Auswirkungen von Kriegen und Kämpfen könnten die Folgen von extremen Naturereignissen jedoch oft abgewendet werden, so Egeland weiter.

Vorbereitung möglich

“Wir verstehen diese Naturereignisse und können Gemeinschaften wie auch Individuen darauf vorbereiten”, sagt Egeland.

Die Gespräche in Kobe drehen sich in erster Linie darum, wie Länder und Gemeinschaften auf solche Katastrophen vorbereitet werden könnten.

Tsunami als warnendes Beispiel

Die Konferenz war lange vor der Tsunami-Katastrophe geplant worden. Diese zeige jedoch, dass das Fehlen von Frühwarnsystemen den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen könnte, so Ferrari weiter.

“Naturkatastrophen und Erdbeben wird es auch in Zukunft geben, auch mit schlimmen Folgen. Aber die Tsunami-Katastrophe hat uns in dramatischer Weise gezeigt, dass Vorkehrungen hätten getroffen werden können, dank deren viele Menschenleben hätten gerettet werden können”, sagt Ferrari.

Die Verantwortung für die Risikoverminderung sieht er zwar auch bei den exponierten Ländern, in erster Linie aber bei der internationalen Gemeinschaft.

Auch Berge gefährlich

In den Diskussionen dominiert die Gefährdung von Inseln und Küstenregionen. Die Schweiz möchte in Kobe die Aufmerksamkeit aber auch auf die Gefahren lenken, die von Bergen ausgehen.

So werden die Nationale Plattform Naturgefahren (PLANAT) und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in einem Workshop über die Erfahrungen der Schweiz mit Naturkatastrophen in den Bergen berichten. Diese erfolgen meist in Form von Lawinen, Hochwasser und Erdrutschen.

Hochwasser im Wallis

Als Beispiel, um die Schweizer Katastrophen-Prävention vorzustellen, dient die Region Wallis, welche mehreren Naturgefahren ausgesetzt und in den vergangenen Jahren von Naturkatastrophen heimgesucht worden ist.

Die Schweiz verfolgt dabei einen gesamtheitlichen Ansatz der Prävention, die unmittelbare Reaktion und Wiederaufbau umfasst, aber ebenso den Dialog mit Katastrophen-Fachleuten und der betroffenen Bevölkerung einschliesst.

Im Zentrum des Schweizer Anliegens steht in Kobe aber laut Ferrari der Informations- und Wissens-Austausch mit anderen Ländern. “Geht es um Lawinen und Hochwasserschäden, hat die Schweiz viel Wissen weiterzugeben.”

swissinfo, Anna Nelson
(Übertragung aus dem Englischen: Nicole Aeby)

Bei einem Erdbeben wurden im Januar 1995 in Kobe über 6400 Menschen getötet und mehr als 40’000 verletzt.
Am 26. Dezember 2004 verursachte ein Erdbeben vor der Küste Sumatras mehrere Tsunamis (riesige Flutwellen), die an den Küsten des indischen Ozeans mehr als 150’000 Menschen das Leben kosteten.
Die UNO will ein weltweites Warnsystem für Naturkatastrophen einrichten, das auch den Meeresanstieg infolge der Klimaerwärmung misst.

Der erste Katastrophen-Gipfel fand 1994 ebenfalls in Japan statt. Es wurden Zehnjahres-Richtlinien für die Prävention und die Reduktion von Naturkatastrophen verabschiedet.

Die jetzige Konferenz will die erzielten Fortschritte vertiefen und einen neuen Aktionsplan für die Periode 2005 bis 2015 fassen.

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